Korrekturrisiken am Ölmarkt nehmen zu
Kurzfristige Schwäche des Ölpreises möglich
Der Ölpreis hat sich seit seinem Schwächeanfall Anfang November 2020, welcher ihn bis auf 36,46 Dollar zurückfallen ließ, wieder deutlich erholt. Aktuell steht er mit 47,23 Dollar rund 30 % höher als vor gut 4 Wochen.
De Preischart der Ölsorte Brent zeigt nun, dass diese an einem mittelschweren Widerstand, welcher vom Juni 2017 stammt und der bei 48,98 Dollar liegt, abgekommen und zunächst abgeprallt ist. Aus dieser Perspektive wäre eine Atempause nicht wirklich eine Überraschung.
Fundamental quietscht es ohnehin etwas. Denn die Verzögerung der Entscheidung über die Produktionskürzungen der OPEC könnten ein Zeichen von Uneinigkeit und Schwäche innerhalb des Angebotskartells sein.
Dahinter dürften die Vereinigten Arabischen Emirate stehen, die eine Einigung erschweren. Es geht hier allerdings nicht nur um die eigenen Vorteile, sondern vielmehr um eine faire Verteilung der Last und eine stärkere Disziplin bei der Umsetzung der Produktionsquoten.
Während die VAR ihre Produktion im Sommer stärker als vereinbart gedrosselt hat, haben einige kleinere OPEC-Länder kaum Produktionskürzungen vorgenommen. Manche Länder, allen voran der Irak, haben ihre Produktion unzureichend reduziert und die entsprechenden ,,Überschüsse" bis jetzt nicht abgebaut.
Eine baldige Einigung ist aber gleichwohl wahrscheinlich. Jedoch gibt es einige Ölproduzenten außerhalb der OPEC+, die in die entstehende Angebotslücke springen könnten. Das norwegische Ministerium für Erdöl und Energie bestätigte im Zuge dessen, dass die freiwilligen Produktionskürzungen zum Jahresende auslaufen werden. Das Land hatte Ende April bekannt gegeben, dass die tägliche Produktion im Juni um 250.000 Barrel und in der zweiten Jahreshälfte 2020 um 134.000 Barrel gekürzt wurde.
Fazit
Die ,,Disziplinierung‘‘ des Ölangebots innerhalb und außerhalb des OPEC+ Kartells stellt eine permanente Herausforderung dar, welche durch neue Lockdown-Maßnahmen zudem schnell konterkariert werden könnte. Vor diesem Hintergrund wäre eine wenn auch nur vorübergehende Schwäche des Ölpreises keine Überraschung. Wer keinen Bedarf an solchen Überraschungen hat, dem bleiben zumindest disziplinierte Stoppkurse oder Terminkontrakte zum Risikomanagement.
02.12.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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