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Yamal, Nordstream 2 und Corona

Corona und high energy politics

NTG24 - Yamal, Nordstream 2 und Corona

 

Polen erwartet, dass Russland auch nach dem Auslaufen des Transitvertrages in der vergangenen Woche seine Gaslieferungen nach Westeuropa und hier insbesondere nach Deutschland aufrechterhalten wird.

Dies dürfte zum einen an den Verzögerungen beim Bau der Nord-Stream-2-Pipeline, liegen, welcher scharfer politischer Gegenwind vor allem aus den USA entgegenweht.

Der Gas-Transitvertrag zwischen Polen und Russland datiert zurück in die 90er Jahre. Er lief am 17.05.2020 aus, denn Polen passte seine Gesetzgebung zur Energieregulierung den EU-Regeln an. Zudem verfolgt die EU das Ziel, ihre Energieabhängigkeit von Russland zu verringern. Insbesondere Polen strebt aus historischen Gründen eine Verringerung der Energieabhängigkeit von Russland an. Nicht zuletzt aus diesem Grund war Polen eines der ersten osteuropäischen Länder, die aus den USA flüssiges Erdgas (LNG = Liquified Natural Gas) beziehen.

Genau am 17.05.2020 begann Polens staatlicher Gasverteiler Kapazitäten der Yamal-Pipeline in Gasauktionen zu verkaufen, welche Erdgas von der Yamal-Halbinsel nach Europa leitet. Die etwa 115.000 km² große Yamal-Halbinsel liegt nordöstlich vom Nordende des Uralgebirges und zieht sich westlich des Obbusens entlang. An dieser Stelle fließt der Ob in die Karasee hinein, welche zum Nordpolarmeer gehört.

Die Yamal-Pipeline hat eine jährliche Kapazität von 33 Mrd. Kubikmeter in Polen. Vor allem die russische Gazprom Export nutzt bisher die Pipeline. Sie hat auch 90 % der Pipeline-Kapazität für das 3. Quartal 2020 gebucht. Die Auktionen für den Zeitraum vom 01.10.2020 bis zum 30.09.2021 finden am 06.07.2020 statt.

 

Gasförderung

Bildnachweis: © Fotograf - Worksite Ltd

 

Theoretisch hätte Russland einen Überschuss bei seinen Transportkapazitäten, wenn die Nord-Stream-2-Pipeline fertiggestellt ist. Deren Abschluss ist aber aufgrund von US-Sanktionen derzeit gestoppt. Zudem sieht sich die Pipeline mit einem Nachfrageeinbruch durch die Corona-Krise konfrontiert.

Die Verzögerung bei der Fertigstellung der Nord-Stream-2-Pipeline könnte aber wiederum die Auslastung der bestehenden Pipeline stärken und damit per saldo nur zu geringen Änderungen führen.

Der Betreiber des polnischen Abschnitts der derzeitigen Pipeline, EuRoPol Gaz, gehört zu je 50 % dem staatlichen polnischen Gasunternehmen PGNiG sowie der russischen Gazprom, an dem der russische Staat 50 % und 1 Aktie hält.

 

Fazit

 

Die Corona-Krise senkt aktuell den Bedarf für Erdgas, worunter vor allem Russland leidet. Polens Position hat sich nicht nur durch den in der vergangenen Woche ausgelaufenen Transitvertrag mit Russland verbessert. Eine verstärkte Nutzung von LNG senkt den absoluten Energiebedarf aus Russland und schafft neue politische Spielräume. Eine andere Herausforderung aber bleibt: Die Nachhaltigkeit des polnischen Energie-Mixes. Es wird zudem genau zu beobachten sein, welchen Einfluss der Nachfrageschock der Corona-Krise auf die Robustheit der Energiebedarfs-Projektionen in der EU hat. Denn eine längere depressive Phase im europäischen Energieverbrauch dürfte auch nicht im Interesse Polens liegen, ganz zu schweigen Deutschlands oder Russlands.

 

27.05.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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