Probleme in den USA strahlen auf Asien und Europa aus
Schieflage bei New York Community Bancorp strahlt auch auf Frankfurt und Tokio aus
Die Bewertungen von amerikanischen Gewerbeimmobilien sind seit dem 3. Quartal signifikant unter Druck geraten. Sie fallen bereits seit der Pandemie, haben aber im September-Quartal erstmals eine kritische Masse erreicht, die sich in der Breite in nennenswerten Wertberichtigungen und Kreditausfällen bemerkbar machen. Im Mittelpunkt steht die New York Community Bancorp (NYCB), aber auch Banken in Asien und Europa werden kritischer gesehen.
Schon während der März-Bankenkrise im vergangenen Jahr zählten die Aktien der New York Community Bancorp (US6494451031) zu den grossen Verlierern. Doch am Ende löste sich der Spuk schnell auf, nachdem die US-Grossbanken einschritten und einen Dammbruch verhinderten. Die Nr. 1, JPMorgan Chase (US46625H1005), zog sich dabei sogar selbst am Schopf aus dem Sumpf wie Baron Münchhausen, indem man grosse Teile der Assets der angeschlagenen Regionalbanken zu Spottpreisen aufkaufte, die dann im restlichen Verlauf des Jahres 2023 zu dramatischen Gewinnsteigerungen führten, dank Wertaufholungen und einer noch breiteren Basis im Zinsgeschäft. Die New York Community Bancorp macht es den Grossen gleich und kaufte einen Teil der Assets der Signature Bank, wodurch man sein Regionalbankengeschäft stärkte, aber gleichzeitig auch den Anteil an Gewerbeimmobilienhypotheken erhöhte. Das fällt der Bank nun auf die Füsse.
Wie gross die Schieflage bei der NYCB ist, signalisiert der Rücktritt des Chief Risk Officers. Nicholas Munson war seit 2019 für das Risikomanagement der Bank zuständig und wurde Anfang des Jahres still und heimlich geschasst. Erst danach erfolgte die Warnung der Bank, dass man aufgrund unerwartet hoher Wertberichtigungen und fauler Kredite im 4. Quartal einen Verlust geschrieben hat und für zukünftige Kreditausfälle 500 Mio. US-Dollar zurückgestellt hat. Weit mehr als befürchtet. Die Entwicklung des Kreditportfolios ist sogar so schlecht, dass die Bank mehrere Rating-Herabstufungen sah, wobei Moody’s (US6153691059) die Bonität sogar auf Junk-Niveau senkte, womit eine Bank langfristig nicht überlebensfähig ist.
Schockwellen gehen durch die Bankenlandschaft
Die Schockwellen sind weltweit zu spüren. Jede Bank, die einen nennenswerten Teil ihres Portfolios in amerikanischen Gewerbeimmobilienhypotheken hat, erleidet Abschläge bei ihren Aktien und Anleihen. In Japan liegt der Fokus auf Aozora (JP3711200000), die eine Gewinnwarnung für das laufende Fiskaljahr (März 2024) aussprach und nun einen Verlust von -28 Mrd. Yen statt der bisherigen Prognose eines Gewinns von 24 Mrd. Yen erwartet. Das Management warnte zudem, dass man damit rechnet, dass der amerikanische Gewerbeimmobilienmarkt bis zu zwei Jahren benötigen wird, um sich wieder zu stabilisieren.
In Deutschland liegt der Fokus auf der Deutschen Pfandbriefbank (DE0008019001). Im Gegensatz zu Aozora, die eine sehr bewegte und von Skandalen geprägte Vergangenheit hat, ist die PBB ein grundsolides Institut mittlerer Grösse, das allerdings etwa 15 % seines Kreditportfolios in amerikanischen Gewerbeimmobilien hat. Nominal etwas mehr als 4 Mrd. Euro und damit weniger als die Hälfte dessen, was beispielweise eine Aareal (DE0005408116) in den Büchern hat, geschweige denn so viel wie die Deutsche Bank (DE0005140008), die mehr als das Vierfache des Exposure aufweist.
Morgan Stanley (US6174464486) grätschte der PBB jedoch zwischen die Beine. Die amerikanische Grossbank riet ihren Kunden, die Anleihen, insbesondere die nachrangigen Papiere, der PBB zu verkaufen. Was zu einem Kurskollaps führte, denn der Handel mit PBB Anleihen ist gering und hielt dem Ansturm der Verkäufer nicht stand. Die Attacke war so hart, dass sich der Vorstand genötigt sah, die Zahlen für 2023 vorzeitig zu veröffentlichen und auf die Stabilität der Bank hinzuweisen. Man weist für 2023 einen Gewinn von 90 Mio. Euro aus, was im Rahmen der letzten Warnung vom November liegt. Die vorläufige Risikovorsorge wurde deutlich auf -210 bis -215 Mio. Euro erhöht. Die Bank betonte, dass das Liquiditätspolster ausreicht, um mehr als sechs Monate ohne neue Kapitalmassnahmen auszukommen. Auch seien die 7 Mrd. Euro Einlagen von privaten Haushalten überwiegend (6 Mrd. Euro) in Festgeldern angelegt, die eine durchschnittliche Laufzeit von mehr als drei Jahren haben.
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13.02.2024 - Mikey Fritz
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