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Brasilien profitiert von der Abwertung des Real

Zucker als Kollateralschaden der Deflationsschocks

NTG24 - Brasilien profitiert von der Abwertung des Real

 

Der Zuckerpreis ist auf einem kritischen charttechnischen Niveau angekommen. Dies zeigt ein Blick auf den mittel- und langfristigen Preischart.

 

Zucker mid term

 

Nach dem Versuch einer Bodenbildung oberhalb des Zyklustiefs vom Sommer 2018 testete der Zuckerpreis zum Jahresanfang 2020 seinen Widerstand bei rund 0,15 Dollar. Dann aber kam der Rutsch zurück ins Kurstal. Dabei hat der Zuckerpreis nun wieder seine wichtige Unterstützung auf Monatscandle-Basis von 0,10273 Dollar erreicht.

 

Sugar long term

 

Ein Blick auf den langfristigen Kursverlauf zeigt zudem, dass sich der Zuckerpreis in der Nähe seiner Tiefkurse aus der Finanzkrise 2008/2009 befindet. Damit wäre ein Unterschreiten der dickeren blauen Horizontale auch gleichbedeuten mit dem langfristigen Bodenbildungsmuster eines doppelten (fraktalen) Doppelbodens. Dies würde mittelfristig einen Test der roten Horizontalen erwarten lassen, welche vom Juni 2007 stammt und bei 0,8383 Dollar liegt.

Es bleibt auch festzuhalten, dass der Zuckerpreis mit seinem Monatscandle vom Februar 2020 seinen langfristigen Abwärtstrend testete. Es ist deshalb immer noch eine Interpretation möglich, dass sich auf dem aktuellen Niveau ein weiterer Boden bildet, der dann mit einem Ausbruch aus eben diesem langfristigen Abwärtstrend, wenn auch später, beendet wird.

 

Was auf den Zuckerpreis drückt

 

Der Zuckerindex der Welternährungsorganisation FAO fiel im März 19,1 % gegenüber dem Vormonat. Nach Ansicht der Organisation wurde dieser Rückgang vor allem durch einen Nachfragerückgang ausgelöst, der seine Ursache in den Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Coronavirus-Pandemie hat. Hinzu kommt eine geringere Nachfrage nach Zucker von den Herstellern von Ethanol, da der parallele Absturz der Ölpreise dessen Herstellung deutlich weniger profitabel macht.

Derweil profitieren die brasilianischen Zuckerproduzenten von der starken Abwertung des brasilianischen Reals gegenüber dem US-Dollar.

In der wichtigen Zuckerregion in der Mitte und dem Süden Brasiliens begann gestern die Zuckerrohrernte 2020/2021.

Der Maikontrakt des Zuckerfutures NY11 May an der Rohstoffbörse ICE schloss zuletzt mit 0,01004 Dollar, was dem niedrigsten Stand seit dem 26.09.2018 entspricht, als er auf 0,0090 Dollar gefallen war. Während der Erntesaison 2018/2019 maximierten die brasilianischen Produzenten ihre Ethanolproduktion, da dies 341 Basispunkte mehr Einnahmen brachte als der Verkauf auf den Rohzuckermärkten.

Die starke Abwertung des brasilianischen Reals ändert nun aber die Gleichung für die Farmer. Dies bringt höhere Zuckereinnahmen in Real mit sich, da durch eine Abwertung von 26,3 % gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum die Erlöse deutlich über den Produktionskosten liegen.

 

Fazit

 

Wie wir bereits mehrfach in Bezug auf die Abwertungsspiralen lateinamerikanischer Währungen wie dem argentinischen und chilenischen Peso, inzwischen aber auch dem uruguayischen Peso, und eben dem brasilianischen Real dargestellt haben, hat die Abwertungswelle einen ,,Ansteckungsimpuls‘‘ auf die von diesen Ländern exportierten Gütern und Rohstoffen ausgelöst. Zucker ist ein weiterer Beleg dafür.

Die Perspektive, die damit verbunden ist, zeigt aber auch die Bedingungen, die für eine Stabilisierung des Zuckerpreises nötig sind. Eine weitere Abwertung der südamerikanischen Währungen gegen den US-Dollar, möglicherweise auch in Verbindung mit einem noch tieferen Ölpreis, dürfte das Risiko deutlich erhöhen, dass auch der Zuckerpreis seine Tiefstkurse von 2007 nochmals testet.

 

02.04.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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