Soitec: Technologiegetriebener Boom in Halbleiter-Isolationswafern
Soitec: Dank Technologieführerschaft rasantes Wachstum vorprogrammiert
Im Rahmen der seit 2 Wochen anhaltend steigenden Risikofreude an den internationalen Aktienmärkten, die durch zunehmende Signale unmittelbar bevorstehender Impfstoffeinführungen durch die deutsche BIONTECH (US09075V1026) sowie US-amerikanische MODERNA (US60770K1079) ausgelöst wurden, wandelte sich seither gerade einer der defensivsten und bis dahin solide steigenden Wachstumswerte unserer Depots zu einem der größten Underperformer und Verlustbringer, und zwar die Aktie des weltgrößten, schweizerischen Herstellers von Nahrungszusatz- und Duftstoffen GIVAUDAN (CH0010645932).
In diesem Zuge trat in den letzten Tagen ab nachhaltiger Unterschreitung der Marke von rd. 3700 CHF eine zunehmende Verletzung des flacheren, ca. 15monatigen Basis-Aufwärtstrends ein. Dieser Trendbruch konnte trotz gegenwärtiger mühevoller Aktienstabilisierungsversuche in einer Zone zwischen 3600 und 3700 CHF bislang auch weiterhin nicht wieder korrigiert werden.
Zwar ließ Givaudan im Rahmen ihrer zurückliegenden Ergebnisvorlagen immer wieder durchblicken ließ, infolge mehrwöchiger Lockdown-bedingter Schließungen eigener Werke wie auch auf Seiten ihrer Kunden sowie geprägt auch gerade durch den Kollaps des Tourismus- und Gastronomiesektors (Absatzeinbruch von Duftstoffen für Duty Free-Luxusparfums, scharfer Rückgang von Zusatzstoffen für Restaurant- und Catering-Nahrung) bisher per Saldo insgesamt bei einem rd. 20%igen Konzernumsatzbeitrag o.g. 2 Segmente ein klarer Leidtragender der Corona-Krise gewesen zu sein. Dennoch ist die schlagartig aufgetretene Kursschwäche der Aktie nach den genannten Impfstoffzulassungs-Nachrichten für uns doch in weiten Teilen nachvollziehbar.
Denn nicht nur richtet sich die derzeit klar risikofreudig geprägte Aktienmarktstimmung auf weiterhin unverkennbar generell gegen das gesamte Aktiensegment defensiver Qualitäts-Wachstumstitel. Sondern auch die am 08.10. publizierten 9 Monats-Umsätze, die wir bereits ausführlich kommentiert haben, fielen trotz jeglicher vorheriger Analystenzurückhaltung insgesamt enttäuschend aus (nur + 2,7 % gegenüber dem Vorjahr und damit klar unter dem grundsätzlich langfristig angepeilten organischen Umsatzwachstumsziel, also noch vor Akquisitionen, von mindestens + 5 % p.a.).
Vor diesem Hintergrund und angesichts der natürlich bislang auch weiter unverändert schwelenden Krise des Tourismus- und Gastronomiegewerbes aktuell noch das optisch hohe KGV (2021 e) von rd. 39 zu rechtfertigen, ist daher derzeit doch trotz aller langfristig fraglos unverändert gegebenen Wachstumsattribute des Konzerns sicherlich zunehmend schwierig. Diese Haltung nimmt derzeit im Konsens auch die klare Analystenmehrheit ein, die das mittelfristige Kurspotenzial der Aktie derzeit sogar noch immer leicht negativ mit - 2 % taxieren.
Aufgrund dieser fehlenden mittelfristigen Kursperspektiven wie auch der hiermit einhergegangenen zurückliegenden charttechnischen Trendverletzung stellen wir daher mit morgiger Eröffnung der Züricher Börse die Positionen in Givaudan in unseren Strategiedepots VERMÖGENSSTREUUNG wie auch AKTIEN KONSERVATIV zum Verkauf.
Aktienchart GIVAUDAN seit August 2019
Den Verkaufserlös reinvestieren wir im Strategiedepot VERMÖGENSSTREUUNG mit morgiger Eröffnung der Pariser Börse in die aktuell mit 4,6 Mrd. Euro Marktkapitalisierung ausgestattete Mid Cap-Aktie des 1992 gegründeten französischen Konzerns SOITEC SA (FR0013227113) mit Hauptsitz in Bernin, in der Region Auvergne nahe Grenoble gelegen.
Soitec, die bis Ende 2014 eine massive Unternehmenskrise bis an den Rand der Insolvenzgefährdung und begleitet von der Entlassung u.a. des damaligen Vorstandschefs Auberton-Hervé durchzustehen hatte, befindet sich nach 1jähriger radikaler „Aufräumarbeit“ seines ab Januar 2015 im Amt befindlichen CEO-Nachfolgers Paul Boudre (zuvor Chief Operating Officer von Soitec) nun bereits seit Anfang 2016 wieder voll in der Erfolgsspur und zählt seit diesen nunmehr rund 5 Jahren mittlerweile längst wieder zu den wachstumsstärksten und profitabelsten aller an der Pariser Börse notierten Konzerne.
Das Kernmetier von Soitec liegt in der (grundsätzlich schon erhöht konjunktursensitiven) Herstellung von Halbleiter-Basismaterialien, in denen sich der Konzern selbst als ein Weltmarktführer bezeichnet. Hauptsächliches Produkt von Soitec hierbei sind vor allem Isolationsherstellungen für klassische Siliziumoxid-Wafer, wie sie in ihrer Rohform z.B. von der Münchener SILTRONIC AG, aber auch von anderen internationalen Wafer-Herstellern, an Soitec zur Weiterbearbeitung zugeliefert werden.
Klassische Halbleiter werden dabei heutzutage grundsätzlich auf 2 zu bestrahlenden Siliziumwafer-Substratplatten produziert, die zu einer Signalbestrahlung von oben und unten für die korrekte Signalabsorption/-resorption jedoch grundsätzlich durch eine nochmalige Einbringung einer „nano“-dünnen Isolationsschicht voneinander separiert werden müssen und für eine Produktion funktionsfähiger Chips keinesfalls direkt aufeinander aufliegen dürfen.
Vor allem eben diese unverzichtbaren, verbindenden Isolationsschichten bringt Soitec in weltführender, nanomikroskopisch exaktester Technologie in eine Rohsilizium-Waferplatte ein, nachdem diese in einem ebenfalls weltweit fortschrittlichsten und patentierten sog. „Smart Cut“-Verfahren mit einer von Soitec schon als „atomar“ bezeichneten Nanometer-Genauigkeit in zwei haargenau gleich dicke Waferebenen zerschnitten wurden.
Anschließend werden die (üblicherweise kreisrunden und mit einem Durchmesser von 200 – 300 mm versehenen Wafer-Scheiben) in dieser fertigen Bearbeitung, d.h. geteilt in 2 Schichten mit dazwischen eingebrachter Isolationsschicht, weltweit an alle nur denkbaren Halbleiter-Produzenten verschickt, die auf diesen zweischichtigen Wafer-Substratplatten dann die Herstellung und Bestrahlung ihrer Chips starten können.
Diese „atomar“ genaue Beschaffenheit von Wafern für die technologische ausgereifteste Chip-Produktion wird dabei deshalb immer unverzichtbarer und geht direkt damit einher, dass Chips heute zur Optimierung ihrer Leitungsfähigkeit und Energieeffizienz immer mehr nur noch in mikroskopisch kleinsten Nanometer-Leitungsgrößen produziert werden (weltführende Nano-Halbleiter-Endproduktions-Technologie in Leitungsgrößen von nur noch 3-5 nm aktuell bei TAIWAN SEMICONDUCTOR MANUFACTORING).
Soitec befindet sich somit aktuell mittlerweile tatsächlich in einer nach Vorstandsangaben schon fast monopolähnlichen Technologieposition für die Belieferung aller weltweiten Chip-Produzenten mit erforderlichen Wafer-Substratplatten in einer Qualitätsperfektion, wie sie (inklusive eingebrachter Isolations-Zwischenschicht) für jede modernste Nanometer-Chipproduktion und ihre Hersteller heutzutage gänzlich unverzichtbar sind.
Und genau in diesem unverzichtbaren Technologiebeitrag, den SOITEC (= englischer Kunstname für das beschriebene Wafer-Weiterbearbeitungs-Verfahren "Silicium-On-Insulation-TEChnology") prinzipiell für sämtliche Chipproduktionen in immer kleiner werdenden Nanometer-Leitungsgrößen liefert, liegt auch das Geheimnis der seit 2016 nun sogar von Jahr zu Jahr immer stärker sprudelnden Umsätze und Gewinne des Konzerns.
Auf ihre weltweit fortschrittlichsten und innovatorisch ständig weiter entwickelten Wafer-Schneide- und Isolationsverfahren besitzt Soitec bei einem aktuellen Stamm von über 1600 Mitarbeitern (davon 73 % wissenschaftliche Ingenieure, Techniker und kaufmännische Angestellte) aktuell global nicht weniger als 3300 Patente.
In der Belieferung aller weltweiten Halbleiterhersteller mit ihren Silizium-Isolations-Wafern entfielen Ende 2019 55 % des Konzernumsatzes von Soitec auf den asiatischen Kontinent, 25 % auf Europa sowie 20 % auf die USA.
Chart: SOITEC gegen MSCI WORLD (Euro) - Index
Ausgehend von ihrem Umsatz- und Gewinntiefpunkt zum Ende des Geschäftsjahres 2014/15 (per 31.03.) infolge der eingangs genannten kurzfristigen Insolvenzgefährdung des Konzerns (damaliger Nettoverlust von - 259 Mio. Euro bei einem Umsatz von 223 Mio. Euro) verzeichnete Soitec in ihrer monopolähnlichen Welt-Technologieführerschaft für Silizium-Isolations-Wafer bis Ende März 2020 daher eine gewaltige Umsatzsteigerung um + 168 % auf 598 Mio. Euro, während sich zum 31.03.2020 in einem lückenlosen Ausbau nun bereits ein Jahres-Nettogewinn von immerhin 110 Mio. Euro einstellte.
Auch die Nettogewinn-Marge des Konzerns betrug Ende März 2020 damit bereits erstklassige 18,4 %, die Nettoumsatz-Marge lag sogar bei 31,0 %.
Im 1. Geschäftshalbjahr 2020/21 (per 30.09.) wurde Soitec operativ von der Corona-Krise zwar unübersehbar getroffen, verzeichnete dank seiner glänzenden Technologieführerschaft bei einem nur sehr glimpflichen Umsatzrückgang um - 1,5 % gegenüber dem Vorjahr aber dennoch einen nahezu völlig unveränderten operativen Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA). Dass unter dem Strich im letzten Halbjahr aber jedoch einer herber Reingewinnrückgang um – 47 % gegenüber dem Vorjahr eintrat, war hingegen ausschließlich auf die Sonderfaktoren zurückzuführen, dass a) im Vorjahr ein außerordentlich hoher Gewinn auf die Desinvestition/Veräußerung seines Werks in der Stadt Villejuste angefallen war und b) der positive Fremdwährungsgewinn des Vorjahres von 2,1 Mio. CHF im zurückliegenden Halbjahr nun in einen Währungsverlust von - 6,4 Mio. Euro verwandelt wurde.
Für das Gesamtjahr 2020/21 erwarten die Analysten daher allein aufgrund dieser belastenden Sonderfaktoren, aber nicht im Mindesten aufgrund einer operativen Geschäftsbelastung durch die Corona-Krise, nun einen gegenüber Vorjahr gänzlich unveränderten Umsatz von 598 Mio. Euro, der voraussichtlich von einem um - 29 % rückläufigen Nettogewinn begleitet werden dürfte.
Anschließend dürfte sich jedoch in den 2 Folgejahren bis zum 31.03.2023 nach der Analystenkonsensschätzung unter Wegfall der in 2020/21 noch belastenden Sonderfaktoren, aber auch einer starken Konjunkturbelebung nach der Corona-Krise, gleich ein weiterer Umsatzsprung um nicht weniger als + 62 % einstellen, sogar begleitet von einem um + 133 % hochschießenden Reingewinn.
Hierdurch errechnet sich per Ultimo März 2023 ein kalkulatorisches KGV von nur noch rd. 25, womit die Aktie im Hinblick auf die grundsätzlich ungebrochen glänzende operative Wachstumslage des Konzerns aus unserer Sicht auch weiterhin als hoch attraktiv bewertet einzustufen ist.
Wir empfehlen die Aktie von Soitec daher aktuell zum Kauf und begründen so auch die morgen erfolgende Neuaufnahme im Strategiedepot VERMÖGENSSTREUUNG.
23.11.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de
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