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Aktienmärkte: Zeit zum Neueinstieg

Erster Wiederaufbau der Strategie-/Themendepots

NTG24 - Aktienmärkte: Zeit zum Neueinstieg

 

In unserer letzten Gesamtmarkt-Analyse vom 27.03. zur empfohlenen Aktienanlagestrategie in der Phase der Corona-Virenpandemie bestätigten wir zwar, dass sich die Aktienmärkte zu dieser Zeit in einer akuten Bodenbildungssuche befanden, verwiesen aber gleichzeitig darauf, dass diese fragile Übergangsphase nach der scharfen Korrektur seit Mitte Februar infolge damaliger zunehmender Virenausbreitung in Europa und den USA wohl noch nicht als abgeschlossen zu betrachten war. 

Entsprechend richteten wir erste Vorschlagslisten für Aktienneukäufe aus den Anlageregionen Deutschland, Schweiz, restliches Europa und USA zu dieser Zeit zunächst auch nur explizit an (sehr) risikobewusste Anleger. 

Tatsächlich tauchten DAX und S & P 500 – Index vor allem aufgrund extrem hoher US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe am 02.04. noch einmal kurzzeitig um rd. 6 % ab (DAX auf 9325 Punkte, S & P 500-Index auf 2436 Punkte), bevor sich mit dem erholten Börsentag vom 03.04. sowie dem heutigen globalen Anstieg der Aktienmärkte um rd. 6,7 % (MSCI World Euro-Index) nach unserer charttechnischen Diagnose tatsächlich nun erstmals eine nennenswerte Ausbruchssituation aus dem zurückliegenden Korrekturtrend eingestellt hat. 

 

Chart:  MSCI World (Euro)-Index 

 

Chart: MSCI World Euro-Index

 

Auch der obigem Chart hinzugefügte sog. Stochastik-Indikator signalisiert heute erstmals ebenfalls eine möglicherweise bevorstehende, umfassendere Aktienerholung.  

Denn in seiner vor allem sehr aussagefähigen Eigenschaft für Trendwende-Diagnosen auf Basis statistischer (= stochastischer) Verdichtungen historischer Kurse ergibt sich heute zum ersten Mal eine Konstellation des Stochastik-Indikators, bei dem mit einem Wahrscheinlichkeitswert von 80 (%) der kürzerfristigen blauen Signallinie nunmehr mit entsprechend hoher Verlässlichkeit in den nächsten Tagen von einem weiteren Anhalten des jetzigen Stabilisierungstrends auszugehen ist. Entsprechende positive Trendfortsetzungs-Muster ließen sich mit ebenso hoher Zuverlässigkeit auch in all jenen historischen Phasen ablesen, in den sich der Stochastik-Indikator über einen längeren Zeitraum oberhalb der 80 %-Wahrscheinlichkeitsmarke behaupten konnte.      

Die jetzige Chart- und Stochastik-Konstellation legt also die Diagnose nahe, dass nunmehr der Grundstein für ein generelles Auslaufen des zurückliegenden Korrekturtrends an den Aktienmärkten gelegt sein könnte. 

 

Fundamentale Hintergründe der aktuellen Markterholung 

 

Auch fundamentale sowie bewertungstechnische Aspekte stehen mit unserem gestiegenen Optimismus für Aktienanlagen durchaus in Einklang. 

Denn zum einen liegen selbst größte “Schreckensprognosen” der US-Großbanken JP Morgan, Morgan Stanley und Goldman Sachs wie aber auch von Ökonomen anderer Wirtschafts- und Finanzinstitute mittlerweile schonungslos auf dem Tisch, dass im 2. Quartal 2020 sowohl gegenüber dem Vorjahr wie auch dem wohl noch relativ behaupteten 1. Quartal 2020 das reale Brutto-Inlandsprodukt (BIP) der USA voraussichtlich um ca. 10 - 15 % (versehen mit einer hohen Unsicherheitsspanne) eingebrochen sein dürfte. Dies lässt es aus unserer Sicht sehr wahrscheinlich werden, dass selbst bei einer zügigen Wirtschaftserholung in den USA im 2. Halbjahr das reale BIP im Gesamtjahr 2020 wohl mindestens um - 4 % (= nahezu deckungsgleich mit Goldman-Sachs-Prognose) rückläufig sein dürfte, was damit auch weit über die letzte Konjunkturrezession der USA in 2009 (realer BIP-Rückgang um 2,5%) hinausgeht.  

Genauso schlüssig und ebenso transparent offengelegt erscheint uns daher auch die aktuellste Prognose des Sachverständigenrates, die im Gesamtjahr 2020 nun einen (strukturell zumeist schärfer als in den USA ausgeprägten) Einbruch des realen BIP in Deutschland um bis zu - 5,4 % in Aussicht stellt. 

Es ist jedoch ohne Zweifel positiv zu werten, dass derartige Negativ(st)-Szenarien der BIP-Entwicklung in Deutschland wie den USA nun bereits für das Gesamtjahr 2020 offen publiziert wurden, so dass die üblicherweise um 6 – 9 Monate den Wirtschaftsfakten vorauslaufenden Aktienmärkte diese BIP- (und damit indirekt wohl auch Unternehmensgewinn-) Prognosen in ihren Schätzungen wohl nun bereits zu einem erheblichen Teil eskomptiert haben dürften. 

Endgültigen Aufschluss über den eventuellen weiteren Adjustierungsbedarf der Unternehmensgewinnerwartungen wird jedoch erst die in 8 Tagen beginnende Quartalsberichtssaison der Unternehmen liefern, die nach unserer Erwartung nahezu ebenso viele positive wie negative Überraschungen bereithalten dürfte, und sehr wahrscheinlich für eine weiterhin sehr hohe Aktienmarktvolatilität sorgen wird. 

 

Corona-Virus in Europa vor dem Zenit? 

 

Darüber hinaus deutet sich anhand medizinischer Statistiken (ihre Glaubwürdigkeit vorausgesetzt) nunmehr seit ca. 2 Wochen verstärkt an, dass zumindest auf Tagesbasis der Neuinfektions- und Todesfall-Zahlen die Ausbreitung des Corona-Virus in Europa nun möglicherweise ihren Zenit erreicht haben könnte. Allerdings fällt dieses Bild derzeit für Westeuropa (vor allem Spanien, Frankreich, Belgien, Niederlande und Großbritannien) deutlich ungünstiger aus, als die historischen Tagesdaten für Mitteleuropa (vor allem Deutschland, Schweiz, Österreich und selbst auch Italien, wo die gemeldeten Neuinfektions- und Todesfallzahlen ebenfalls nun schon seit 26./27. März kontinuierlich rückläufig sind). Dennoch könnte diese offenbar nun auch zunehmende (relative) Verlagerung der Corona-Pandemie von Mittel- nach Westeuropa andeuten, dass zumindest im Kontinent Europa die Ausbreitung des Corona-Virus nun möglicherweise ebenfalls (wie bereits vor einem Monat in Asien) ihren absoluten Höhepunkt erreicht haben könnte oder zumindest unmittelbar davor steht. 

Auch dieser medizinische Aspekt beruhigte die Nerven der Aktienanleger (sicherlich gerade in Europa) in den letzten Tagen wohl spürbar, auch wenn gerade in den USA hiervon noch weit und breit keine Spur sein kann. Jedoch laufen in den USA, wie in unserem Aktienmarkt-Lagebericht vom 27.03. ausgeführt, auch die finanziellen Maßnahmen der Politik wie der Notenbank FED zur schnellstmöglichen Eindämmung der Corona-Virus weltweit am weitaus umfangreichsten, was mittlerweile unverkennbar ebenfalls einen deutlich stabilisierenden Einfluss auf die Wall Street hat.

 

Graphik: Kompass Börsenzeitung

Bildnachweis: © AbsoluteVision on Unsplash

 

Internationale Aktienbewertung und Anlagestrategie 

 

Zuletzt noch eine Anmerkung zur Bewertungssituation der internationalen Aktienmärkte, am besten reflektiert durch den MSCI World-Index. Auch das auf 12 Monate vorausgeschätzte Aktien-KGV des MSCI World-Index stürzte im Zuge der Korrektur kräftig ab, und zwar von ursprünglich 17 auf aktuell nur noch 13 (= KGV-Rückgang um - 24 %). Hiermit befindet sich das KGV des MSCI World-Index aktuell bereits auf seinem niedrigsten Stand seit Mitte 2013, wenn auch einzuräumen ist, dass (wie ebenfalls 2000 – 2002 und 2007 – 2009) dieser KGV-Rückgang bislang beträchtlich hinter dem Ausmaß des zurückliegenden Aktiencrashs (je nach Index bis zu - 45 %) zurückblieb. 

Dies muss jedoch kein Alarmsignal sein, berücksichtigt man, dass die Aktienmärkte auch in genannten Marktkrisen 2000 – 2002 und 2007 – 2009  die jeweiligen Gewinnschätzungsänderungen der Analysten deutlich überzeichneten (und ebenso schnell wieder bei Erkennen ihrer Fehlreaktion die Gegenrichtung einschlugen) und somit rückblickend betrachtet die Schar der analytischen Unternehmensspezialisten in ihren Unternehmens-Gewinnprognosen fast immer (genauso auch bei wesentlich zurückhaltenderen Unternehmensgewinnschätzungen während Rallyephasen) im Nachhinein weit richtiger lag, als der stets zu Über- oder Untertreibungen neigende “breite Gesamtmarkt”. 

Außerdem ist im Zuge der Weltmarktkorrektur nun auch der vor Korrekturbeginn noch bei 5 % liegende Aktien-KGV-Aufschlag der USA gegenüber dem Rest der Welt mittlerweile zumindest auf rd. 3,8 % geschrumpft, was ebenfalls signalisiert, dass sich im Zuge des zu erwartenden US-Wirtschaftskollapses im 2. Quartal auch deren Aktienmarkt-KGV aktuell ein gutes Stück in Richtung des internationalen Durchschnittsniveaus zurückgebildet hat. 

FAZIT:  

Es kann somit festgehalten werden, dass aktuell die Aktienmarkt-Bewertungen gemessen an den Index-KGVs mittlerweile deutlich (und nach unserem Dafürhalten zunächst auch ausreichend genug) gesunken sind. Gleichzeitig wird dies aber offenbar auch aus medizinischer Sicht mit einer sehr langsamen, jedoch seit ca. 10 Tagen stetig verzeichneten Rückläufigkeit der Neuinfektions- und Todesfallzahlen durch den Corona-Virus in Gesamteuropa begleitet. Ein nachhaltiges Abflauen der Virenausbreitung in den USA erachten medizinische Experten derzeit dagegen frühestens erst ab ca. Mitte Juni als denkbar.  

Und schließlich ist auch davon auszugehen, dass selbst absehbar dramatische BIP-Rezessionen in 2020 um mindestens 4 – 5 % in den führenden westlichen Industrieländern (in Japan deutlich geringerer Rückgang) mittlerweile größtenteils in den internationalen Aktienkursen reflektiert sein dürften. Folglich ist davon auszugehen, dass künftig im Wesentlichen nur noch besonders negative Gewinnüberraschungen oder pessimistische Prognosen einzelner Unternehmen dazu in der Lage sind, für einen weiteren entscheidenden Aktienkursdruck zu sorgen. 

All diese fundamentalen Argumente im Zusammenwirken mit oben dargestelltem Chartbild des MSCI World EURO-Indexes veranlassen uns daher, beginnend mit der Börseneröffnung morgen, 07.04., wieder die ersten Neuallokationen unserer insgesamt 8 (nahezu durchgängig bei einer Cash-Quote von 100 % stehenden) Strategie- und Themendepots vorzunehmen.  

Aus Sicht des Gesamtmarktumfelds erachten wir derzeit eine erste durchschnittliche Allokations-Zielquote im Aktienbereich von ca. 40 – 50 % für angemessen, deren Aufbau wir vor allem in unseren risikoträchtigsten Themendepots “Basis- & Edelmetalle” sowie “Elektromobilität” jedoch besonders selektiv steuern werden. Auf der anderen Seite werden wir jegliche künftige Bestätigung des jetzt aufgenommenen Erholungstrends der globalen Aktienmärkte für einen zügigen weiteren Ausbau unserer Aktienpositionierung nutzen.

 

06.04.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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