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Argentinischer Peso kommt unter die Räder

Die Vorwahlen in Argentinien senden Schockwellen!

 

Man hätte Mauricio Macri ein bisschen mehr Fortune bei seinen Plänen gegönnt. Aber wie es nun nach den Vorausscheidungen zu den Präsidentschaftswahlen in Argentinien scheint, liegt eine Wiederwahl am 27.10.2019 in immer größerer Ferne. Es waren wohl einfach zu viele Probleme auf einmal für die Bevölkerung, die sich mit rund 50 % Inflationsrate herumschlagen muss und noch immer auf den versprochenen Aufschwung wartet, seitdem Macri im November 2015 die Präsidentschaftswahlen in Argentinien gewann und als eines seiner ersten Entscheidungen den Wechselkurs des argentinischen Peso freigab. Die folgende Abwertung in der Woche seines Amtsantritts im Dezember 2015 um über 40 %, war nur der erste der Anpassungsschocks, mit denen er Argentinien wieder in die Weltwirtschaft integrieren und gleichzeitig an die Finanzmärkte zurückbringen wollte.

 

Peso in Euro

 

Die fehlenden Erfolge Macri‘s

 

Aber der Erfolg ließ auf sich warten, auch wenn er sich mit den Altgläubigern aus dem Staatsbankrott Anfang des Jahrtausends einigte und Ende Juni 2017 eine 100-jährige USD-Anleihe im Volumen von 2,75 Mrd. USD und mit einem Zins von 7,125 % auflegte. Und Ende 2018 genehmigte der IWF für Argentinien dann sogar den größten Kredit seiner Geschichte in Höhe von 50 Mrd. USD, um das Land vor den Wahlen zu stabilisieren. Aber mit einem Leitzins von 60 % und einer Inflationsrate von zuletzt 56 % fällt es den meisten Argentiniern offensichtlich zunehmend schwer, den Versprechen Macri’s noch Glauben zu schenken. Die immer breitere Verarmung auch der argentinischen Mittelschicht fordert nun ihren politischen Preis.

Auch wenn der neoperonistische Gewinner der Vorwahlen, Alberto Fernandez, wiederholt versichert hat, dass er das frühere System von Ex-Präsidentin Christina Kirchner nicht wieder zum Leben erwecken will, so bleibt es doch eine Tatsache, dass er selbst lange Zeit ein integraler Teil genau dieses Systems war. Hierzu gehörten unter anderem ein expressiver Protektionismus und monetärer Interventionismus. Und dass Frau Kirchner als Vizepräsidentin kandidiert, lässt auch nicht unbedingt auf politische Distanz schließen.

 

Das Signal der Kreditmärkte

 

Die Investoren haben nun große Sorgenfalten auf der Stirn, und auch in Brüssel dürfte man darüber sinnieren, wie man mit einem möglichen neuen Präsidenten das Mercosur-EU-Freihandelsabkommen zum Leben erwecken will. Einstweilen sehen die Märkte neue Risiken für die Bonität des Landes. Die 5-jährigen Credit Default Swaps Argentiniens preisten am Montag die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Staatsbankrotts in 5 Jahren 72 %, nachdem diese am Freitag vergangener Woche noch bei 49 % gelegen hatte.

Fazit: Es mag wohl zunächst eher ein Schock sein, den die Vorwahlen ausgelöst haben. Die Erinnerung an den populistischen Interventionismus Christina Kirchners scheint bei einigen Investoren ungute Erinnerungen hervorzurufen. Es sind noch mehr als 2 Monate, in denen es zudem einen schmutzigen Wahlkampf geben könnte. Fatalerweise könnte der jetzige Kurssturz des argentinischen Peso die Inflation weiter anheizen und den letzten entscheidenden Vertrauensverlust auslösen, der Präsident Macri die Wiederwahl kostet. Auch wenn der politische Gegner keinen wirklichen Plan hat, wie er das Land einen und gleichzeitig die Bedingungen für nachhaltiges Wachstum schaffen will.

 

12.08.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 





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