Die Geschäfte von BioNTech stehen schwer unter Druck und außer Sparmaßnahmen und neuen Corona-Impfstoffen hat das Unternehmen den Aktionären nicht viel zu bieten
Die Hoffnung schwindet immer mehr
>Mit Spannung warteten die Anleger auf neue Zahlen von BioNTech, die am gestrigen Montag nun endlich vorgestellt wurden. Zum Leidwesen der Aktionäre gab es dabei wenige bis gar keine guten Neuigkeiten. Stattdessen zeichnete sich das Bild eines Unternehmens auf Schrumpfkurs, dem es zudem dezent an einer Perspektive für die absehbare Zukunft zu fehlen scheint.
Spätestens jetzt dürfte klar sein, dass die fetten Jahre für BioNTech (US09075V1026) vorbei sind. Nach den schwer profitablen Corona-Jahren, welche den Mainzern astronomische Gewinne bescherten, mussten im vergangenen Quartal Verluste verzeichnet werden. Der Nettoverlust wurde auf 190,4 Millionen Euro beziffert. Ein Jahr zuvor stand hier noch ein Gewinn in Höhe von 1,67 Milliarden Euro. Die Umsätze ließen noch dramatischer nach und sanken von 3,2 Milliarden Euro im Vorjahr auf sehr überschaubare 167,7 Millionen Euro.
Zurückzuführen ist dieser dramatische Einbruch auf das rückläufige Geschäft mit Corona-Impfstoffen. Die Pandemie gilt als beendet und ist in den Zustand einer Endemie übergegangen. Die Krankheit ist zwar weiterhin da, und sie wird aller Voraussicht nach auch nicht mehr verschwinden. Doch Impfungen erfolgen im Prinzip nur noch bei Risiko-Patienten und das tendenziell auch nur dann, wenn gerade wieder ein lokaler Ausbruch stattgefunden hat.
BioNTech bleibt optimistisch
Trotz eines aus Anlegersicht recht bitteren Rückschlags zeigt sich BioNTech selbst weiterhin optimistisch. Das schwache Abschneiden im vorherigen Quartal wird auch auf Zahlungseingänge des Partners Pfizers zurückgeführt, die etwas zu spät erfolgt sein sollen. Zudem macht man sich in Mainz Hoffnungen darauf, mit einem neuen Corona-Impfstoff im Herbst die Umsätze wieder in die Höhe hieven zu können.
Dass man damit nicht an alte Zeiten anschließen können wird, ist dem Management aber sehr wohl bewusst. Daher soll der aktuellen Lage auch mit Sparplänen begegnet werden. Die Kosten für Forschung und Entwicklung werden spürbar zurückgefahren, was für die Aktionäre aber ein zweischneidiges Schwert ist. Auf der einen Seite zeigt sich, dass BioNTech mit seinen üppigen Cash-Reserven behutsam umgeht. Auf der anderen Seite verspricht allzu viel Sparsamkeit nicht unbedingt frisches Wachstum.
Schlechte Zahlen hätten Anleger BioNTech vermutlich noch nachsehen können. Schließlich dürfte niemand damit gerechnet haben, dass der Konzern in diesen Zeiten plötzlich neue Rekorde aufstellt. Vielen Beobachtern gefällt es aber nicht, dass es keinerlei Neuigkeiten rund um weitere Wirkstoffe in der Pipeline zu sehen gab. Grundsätzlich gelten Therapien gegen Krebs noch als eine sehr aussichtsreiche Sache bei BioNTech. Irgendwann in ferner Zukunft könnten damit möglicherweise Milliardengewinne erzielte werden, und das im Gegensatz zu den Umsätzen mit Corona-Impfstoffen auch dauerhaft. Doch BioNTech ließ sich zum aktuellen Stand der Forschung nicht in die Karten blicken.
Heftige Verluste bei der BioNTech-Aktie
Den Konzernverlusten wurde so letztlich nichts gegenübergestellt, was zumindest die Aussicht auf bessere Tage geboten hätte. Vielleicht blieb den Aktionären da gar nichts anderes übrig, als sich von Anteilen zu trennen und die BioNTech-Aktie auf Tauchstation zu schicken. Der Titel verlor am gestrigen Montag um 10,57 Prozent an Wert und fiel auf nur noch 87,12 Euro zurück. Auf Schlusskursbasis entspricht das einem neuen 52-Wochen-Tief und die magische 100-Euro-Linie rückt in unerreichbare Ferne.
Abschreiben muss BioNTech noch niemand, denn das Unternehmen ist gut aufgestellt und wird auch eine längere Flaute weitgehend unbeschadet überstehen. Die Pipeline ist zudem vollgestopft mit Möglichkeiten für die Zukunft. Für mutige Anleger könnten sich hier also vielleicht sogar Chancen auftun. Die Zukunft ist aber ungewisser denn je und damit einher geht freilich auch ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Vorsichtige Naturen bleiben da auf der Seitenlinie und warten auf klare Argumente, die einen Kauf rechtfertigen könnten.
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08.08.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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