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Boliviens Goldreserven und Geldpolitik

Bolivien besinnt sich auf seine ,,Gold-Stärke‘‘

NTG24 - Boliviens Goldreserven und Geldpolitik

 

In Bolivien steht ein Gesetz im Gesetzgebungsverfahren, welches den freien Außenhandel mit Gold stark einschränken könnte. Auf diesem Wege soll die bolivianische Zentralbank ein Vorkaufsrecht für im Inland gefördertes Gold erhalten.

Bolivien geht einen weiteren Schritt hin zu einer Stärkung der Goldreserven seiner Zentralbank. Dies hat eine langjährige Tradition, die an der Währungsgeschichte der bolivianischen Währung gut nachzuvollziehen ist.

Der bolivianische Boliviano war schon von 1864 bis 1962 die bolivianische Währung, bevor sie 1963 durch den bolivianischen Peso ersetzt wurde. 1987 wurde dieser Schritt dann rückgängig gemacht. Diese Rückbesinnung war nötig geworden, nachdem der bolivianische Peso im Zuge der Hyperinflation in Bolivien praktisch wertlos geworden war. Der damalige Umtauschkurs lag bei 1 Million bolivianischen Pesos in 1 neuen bolivianischen Boliviano!

Der US-Dollar war jedoch auch ab 1987 praktisch eine Zweitwährung in der bolivianischen Wirtschaft, weshalb die bolivianische Regierung ab 2004 eine zunächst befristete Steuer auf reine US-Dollar-Transaktionen von mehr als 1000 US-Dollar einführte. Diese Steuer wurde seither verlängert, der aktuelle Steuersatz beträgt seit 2006 0,2 % des Transaktionsvolumens.

 

 

Diese Währungspolitik stabilisierte den Boliviano. Unter dem früheren Präsidenten Morales war die ,,Ent-Dollarisierung‘‘ der bolivianischen Volkswirtschaft ein hohes politisches Ziel.

Daneben strebte die bolivianische Zentralbank auch den Ausbau ihrer Goldreserven an. Und so stieg die Zahl der in Gold gehaltenen Devisenreserven Boliviens von 1,768 Mrd. US-Dollar im Dezember 2018 bis auf 2,628 Mrd. US-Dollar im Mai 2021.

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Werbebanner ISIN-Watchlist2018 gab die bolivianische Notenbank zudem den Verkauf von US-Dollars auf, um das Peg des Boliviano an den US-Dollar aufrechtzuerhalten. Gleichwohl sanken dabei die gesamten internationalen Reserven der Notenbank von 8,946 Mrd. US-Dollar im Dezember 2018 auf 4,887 Mrd. US-Dollar im Mai 2021. Hierzu trug vor allem der sehr starke Rückgang der Devisenreserven von 6,909 Mrd. US-Dollar im Dezember 2018 auf 1,98 Mrd. US-Dollar im Mai 2021 bei.

Das neue Gesetz soll es nun der Zentralbank erleichtern, ihre Goldreserven weiter aufzustocken und daneben den illegalen Goldschmuggel zu erschweren.

Die lokalen Goldförderer müssten nach dem neuen Gesetz eine Zertifizierung durchlaufen, bevor sie das in Bolivien geförderte Gold außer Landes bringen dürfen. Diese Zertifizierung wäre allerdings erst dann verfügbar, wenn die Produzenten das Gold der bolivianischen Zentralbank vorher zum Kauf angeboten haben. Damit erhielte die Zentralbank praktisch ein Vorkaufsrecht auf das Gold. Im Gegenzug sollen die Goldproduzenten Steuererleichterungen erhalten.

Goldexporte würden danach erst genehmigt werden, wenn die Notenbank ihr jährliches Kauflimit für Gold erreicht hat.

Dieser Goldbedarf der Zentralbank dürfte aber in bedeutendem Maße von der Stabilität der Reserven abhängen. Je mehr also der US-Dollar an Wert verliert, umso größer wäre der Aufstockungsbedarf der Zentralbank bei Gold und umso höher dann wohl auch das Kauflimit.

Zudem könnte das Kauflimit auch heraufgesetzt werden, wenn die Inflation im Boliviano und damit der Abwertungsdruck gegen den US-Dollar steigt. Die steigenden Goldreserven könnten dann zur Aufrechterhaltung eines geldpolitisch gewünschten Wechselkurses zum US-Dollar verwendet werden.

Von dort aus wäre es allerdings nur noch ein kleiner Schritt hin zu einer möglichen Konfiszierung des inländischen Goldes. Diese könnte im Falle einer Krise zu einer allgemeinen Abgabe des im Inland geförderten Goldes werden, bei dem die Steuererleichterungen in Boliviano verrechnet werden, die konfiszierten Vermögenswerte aber in US-Dollar vorliegen. Zwar will die Regierung aktuellen Plänen nach den Goldproduzenten den internationalen Marktpreis für das Gold bezahlen. Ob dies aber auch in einer Zahlungsbilanzkrise oder für den Fall, dass Bolivien keine US-Dollarreserven mehr hätte aufrechterhalten würde, darf bezweifelt werden.

 

Und was ist das Fazit?

 

Bolivien nutzt seine Goldvorkommen im Inland, um seine Währung zu Stabilisierung und die strategische Pufferkapazität für Währungskrisen zu stärken. Damit wird die Goldkomponente bei der anhaltenden ,,De-Dollarisierung‘‘ gestärkt. Man darf auf die weitere Entwicklung des Wechselkurses des Boliviano gespannt sein, auch im Vergleich zu den Währungen der Nachbarländer.

 

28.06.2021 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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