
Merck schließt Deal für TrumpRx, Ozempic von Novo Nordisk soll günstiger werden, AstraZeneca weiter im Höhenflug und Pfizer kühlt sich ab
Immer mehr Pharmakonzerne lassen sich auf Donald Trumps Preissenkungspläne ein
US-Präsident Donald Trump verspricht viel, wenn der Tag lang ist. Längst nicht alles davon wird auch umgesetzt. Seine Pläne, Medikamentenpreise in den USA zu senken, sind jedoch in Bewegung gekommen und es finden sich stetig mehr Konzerne, die zu einer Zusammenarbeit bereit sind. An den Börsen wird das gemeinhin sogar als gutes Signal wahrgenommen, da Preissenkungen dadurch in Eigenregie vorgenommen werden können.
Wohl auch deshalb ließ sich nun mit Merck (DE0006599905) das erste deutsche Pharmaunternehmen darauf ein, bestimmte Medikamente über die noch in Entstehung befindliche Plattform „TrumpRx“ günstiger anzubieten. Konkret geht es um In-vitro-Fertilisations-Therapien in Form der Medikamente Ovidrel, Cetrotide und Gonal-F, welche von der Nordamerika-Tochter EMD Serono vertrieben wird. Die Preise auf der neuen Plattform sollen 84 Prozent unter dem derzeitigen Listenpreis liegen.
Im Gegenzug erhält Merck bzw. EMD Serono eine Zollbefreiung für jegliche Produkte und Inhaltsstoffe, was dem Unternehmen das Leben bedeutend einfacher machen dürfte. Gut möglich ist sogar, dass die niedrigeren Margen bei einigen wenigen Medikamenten damit mehr als amortisiert werden können. Richtig freuen konnten die Anleger sich allerdings nicht darüber, da Merck gestern ebenfalls eher ernüchternde Aussichten für das kommende Jahr präsentierte. Die Aktie verlor letztlich um vier Prozent an Wert und landete bei 111,85 Euro.
Folgt Novo Nordisk dem Beispiel?
Die nächsten Preissenkungen scheinen sich bereits bei Novo Nordisk (DK0062498333) anzukündigen. Trump sprach am Donnerstag davon, dass der Preis für das Diabetes- und Abnehmmedikament Ozempic von 1.300 auf 150 Dollar sinken solle. Allerdings schränkte die US-Gesundheitsbehörde CMS später ein und ließ mitteilen, dass entsprechende Preisverhandlungen noch nicht abgeschlossen seien.
Novo Nordisk selbst teilte lediglich mit, sich mit der US-Regierung in Gesprächen zu befinden. Konkrete Preisreduktion oder andere Vereinbarungen wurden aber noch nicht in Aussicht gestellt. Für viel Aufmerksamkeit sorgte derweil die angekündigte Übernahme des US-Unternehmens Omeros, wofür die Dänen einen saftigen Aufschlag zahlen. Die Aktie war vom Newsflow etwas hin- und hergerissen, schloss den gestrigen Handel aber letztlich mit einem Plus von 0,4 Prozent bei einem Kurs von 49,04 Euro ab.
AstraZeneca in luftiger Höhe
Bereits vor einigen Tagen verkündete AstraZeneca (GB0009895292) eine Einigung mit dem Weißen Haus, was dem Aktienkurs einen weiteren Höhenflug erlaubte. Auch wenn es am Donnerstag um 1,2 Prozent in die Tiefe ging, so scheint die Aktie des britischen Unternehmens noch immer von den Neuigkeiten profitieren zu können. Der Schlusskurs von 83,83 US-Dollar liegt weiterhin deutlich über den Kursen, die von Januar bis September erreicht werden konnten. Das Plus seit Jahresbeginn liegt noch bei 27,9 Prozent.
Skepsis macht sich bei den Analysten der Deutschen Bank breit, die kritisch auf die Pipeline bei AstraZeneca blicken und der Aktie daher eine Verkaufsempfehlung aussprechen. Mehr oder minder wird das Kurspotenzial bereits als ausgeschöpft angesehen, was die Stimmung unter den Anlegern etwas trübte. Dennoch bleibt der Chart ein wohliger Anblick, solange die Korrekturen sich nicht noch weiter ausweiten.
Die Pfizer-Aktie kühlt ab
Pfizer (US7170811035) war das erste große Pharmaunternehmen, welches sich auf einen Deal mit Trump einließ und die Aktie reagierte darauf auch zunächst mit deutlichen Aufschlägen. Die Euphorie scheint aber schon wieder verflogen zu sein, denn nach einer steilen Korrektur notiert der Titel mit einem Schlusskurs von 24,23 Dollar zu Handelsschluss am Freitag schon wieder ungefähr auf dem gleichen Niveau wie noch Ende September. Zuvor waren zeitweise Kurse oberhalb von 27 Dollar zu bewundern. Das könnte auch damit zu tun haben, dass mancher Anleger nach den jüngsten Neuigkeiten Vorteile gegenüber der Konkurrenz dahinschwinden sieht.
Den Fokus richtet Pfizer momentan ein wenig auf China. CEO Albert Bourla sprach sich dafür aus, dass die US-Pharmaindustrie eine engere Zusammenarbeit mit China eingehen solle und verweist als Begründung auf die hohe Geschwindigkeit bei der Arzneimittelentwicklung in der Volkrepublik. Das stellt einen doch sehr deutlichen Kontrast zur Politik von Donald Trump dar, der Geschäfte von chinesischen Pharmafirmen in den USA gerne so weit wie möglich einschränken würde.
Halb so schlimm?
Unter dem Strich kommen die Pharmakonzerne Trump ein Stück weit entgegen und sorgen damit für ein Szenario, mit dem die Anteilseigner gut leben zu können scheinen. Bestimmte Medikamente sollen ab dem kommenden Jahr deutlich günstiger erhältlich sein, womit der US-Präsident sein Versprechen als erfüllt ansehen dürfte. Gleichzeitig können andere Medikamente weiterhin mit satten Aufschlägen auf einem der größten und am wenigsten regulierten Pharmamärkte der Welt verkaufen, und das auch noch zollfrei. Die Vorstellung von flächendeckend sinkenden Preisen scheint hingegen erst einmal vom Tisch zu sein.+
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17.10.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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