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Brasilianischer Real vor dem nächsten Abwärtsschub

Brasilien unter Druck

NTG24 - Brasilianischer Real vor dem nächsten Abwärtsschub

 

Der brasilianische Real hat ein Problem. Wie wir bereits mehrfach dargestellt haben, zuletzt am 11.11.2019 und 26.11.2019, befindet sich der Real auf dem Weg zu einem Musterbruch seiner fraktalen Struktur gegen den US-Dollar. Wir waren bereits mehrfach auf den Informationsgehalt fraktaler Chartmuster eingegangen und hatten bereits in unserem Beitrag vom 15.10.2019 die Marke von 4,25 Real je US-Dollar als Strukturbruch-Schwelle herausgestellt. Diese dürfte mit dem heutigen Monatscandle überwunden werden.

 

Real mittelfristig

 

Nachdem wir im November auf die Skalenverkleinerung und die Musterähnlichkeit hinwiesen, bildete sich im Dezember 2019 der zweite Teil des kleineren Doppelbodens, der bereits auf größerer Skale zu erkennen ist.

Seine geldpolitische Entsprechung fand diese Entwicklung, als die brasilianische Notenbank Mitte Dezember 2019 die Zinsen um 0,5 % auf 4,5 % senkte, um der schwächelnden Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Zuvor hatte es bereits drei Zinssenkungen um 0,5 % gegeben, was die Schnelligkeit der volkswirtschaftlichen Abschwächung anzeigt. Zudem lies die Notenbank im Dezember ausdrücklich die Tür für weitergehende Zinssenkungen offen.  

Dass parallel dazu die Inflation sinkt, ist vor dem Hintergrund der Geschichte hoher Inflation und vermögensvernichtenden Währungsreformen verständlich. Allerdings sank und sinkt die Inflation auch, weil der Preisüberwälzungsspielraum geringer wird. Die Wachstumsschwäche hat parallel auch zu einem hohen Anstieg der Verschuldung geführt. Für den Schuldendienst von Hartwährungsschulden etwa in Dollar oder Euro steigt der Druck auf brasilianische Schuldner.

 

Die Party ist vorerst vorüber

 

Diese hatten sich wohl auch zu sehr auf den Rückenwind starker Rohstoffpreise und damit für sie vorteilhafte Terms of Trade verlassen. Diese aber sind seit dem Jahreshoch im August 2019 von 114,25 % deutlich gefallen.

Dass diese Entwicklung vor dem Hintergrund von Befürchtungen steht, dass der mit weitem Abstand größte Abnehmer brasilianischer Exporte China ist. 2017 exportierte Brasilien nach China Waren im Wert von 48 Mrd. Dollar, in die USA für 25,1 Mrd. Dollar und zum Nachbarn Argentinien 17,8 Mrd. Dollar.  Bei den Importen ein ähnliches Bild. 19 % der Importe bezog Brasilien aus China, 15 % aus den USA und je 6,6 % aus Argentinien und Deutschland.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass eine Wachstumsabschwächung in China den Außenhandel Brasiliens deutlich treffen dürfte.

Daneben haben wir bereits mehrfach auf den deflatorischen Effekt der starken Abwertung im Nachbarland Argentinien hingewiesen. Dies dürfte bis auf Weiteres eine Bleikugel am Bein des brasilianischen Real bleiben. Ein wahrscheinlicher Staatsbankrott Argentiniens dürfte diese Tendenz noch verstärken.

 

Real langfristig

 

Auf dem zweiten Chart sieht man die Auswirkung der positiven Terms of Trade in den 2000er Jahren. Der Real wertete gegen den US-Dollar auf, und Ex-Präsident Lula konnte Millionen Brasilianer aus der Armut in die Mittelschicht befördern. Mit dem Absturz des Ölpreises 2014 war dieser Phase aber wieder vorbei.

 

Fazit

 

Der aktuelle Kursverlauf des brasilianischen Real gegen den Dollar zeigt an, dass der Real vor einer neuen langfristigen Abwertungsphase steht. Das fraktale Muster ist auf kleiner Skale aus seinem Musterraum nach oben ausgebrochen und hat das Verkaufssignal damit bestätigt. Wir empfehlen deshalb, den brasilianischen Real mittelfristig zu meiden. Neu zu bewerten wäre diese Einschätzung nur, wenn der Real signifikant aufwerten würde und gegen den US-Dollar wieder die Marke von 3,96 Real je Dollar unterschreiten würde.

 

31.01.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

  • Thomas Hörauf - 04.03.2020 16:35:44 Uhr

    Klasse Bewertung und Vorhersage - es hat zu 100% gepasst! Da sind Experten am Werk :-)


 

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