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Bodenbildung bei den Rohstoffpreisen?

Wohin tendieren die Rohstoffpreise?

NTG24 - Bodenbildung bei den Rohstoffpreisen?

 

Je nach Indikator zeigen sich die Auswirkungen nicht nur des Corona-Virus, sondern auch der Folgen der administrativen Reaktionen auf diese. Das Londoner Analysehaus CRU Group, welches seit 1969 insbesondere die Rohstoffmärkte analysiert, hat sich nun zu den wahrscheinlichen Szenarien geäußert, in denen sich die einzelnen Rohstoffmärkte auf diesen doppelten Schock einstellen.

Dabei geht CRU in seinem neuen ,,Multi-Commodity Outlook‘‘ davon aus, dass die meisten Rohstoffpreise ihren Boden noch nicht gefunden haben. Die Corona-Krise habe alle Märkte beeinflusst und zu einem zweistelligen Rückgang bei den Rohstoffpreisen geführt.

CRU merkt an, dass der Virus zu einem Zeitpunkt aufgetreten ist, als sich vorsichtiger Optimismus breitgemacht habe, dass der Rohstoffzyklus seinen Boden gefunden habe. Dieser Optimismus habe sich zu Beginn des Jahres 2020 aufgelöst, als das Virus den weltgrößten Rohstoffverbraucher China getroffen habe. Die sich anschließenden Abwehrmaßnahmen weltweit haben dann zu einem weiteren Marktschock geführt.

Dabei kam es zu einem doppelten Schock. Sowohl das Angebot als auch die Nachfrage fielen deutlich, auch wenn der Nachfrageschock stärker gewesen sei. Daraus schlussfolgert CRU, dass die Erholung der Nachfrage auch langsamer vonstattengehen wird.

Die Analysten von CRU erwarten deshalb, dass die meisten Rohstoffpreise weiteres Abwärtspotenzial gegenüber dem aktuellen Niveau haben.

 

Stahl

Bildnachweis: © Schmolz + Bickenbach AG

 

Während die Gold- und Eisenerzpreise während der Pandemie relativ hoch geblieben sind, sind viele andere regelrecht abgestürzt, während die Weltwirtschaft in eine Rezession fiel.

CRU schätzt, dass die Kupfernachfrage in diesem Jahr um 5 % sinken wird. Dies sei der stärkste Rückgang seit Mitte der 70er Jahre. Die Analysten weisen darauf hin, dass Kupfer in den nächsten 5 Jahren einen beachtlichen Angebotsüberschuss verzeichnen dürfte. Das antizipierte Angebotsdefizit dürfte sich deshalb deutlich in die Zukunft verlagert haben.

So könnte der Kupferpreis bis auf 4.000 Dollar je Tonne im 2. Quartal 2020 fallen. Im Durchschnitt könnte er dann bei 5.216 Dollar liegen, was aber immer noch 13 % weniger als der Preis des Vorjahres wäre, als dieser bei 6.017 Dollar lag.

 

Chinesische Aluminiumhütten sind profitabel

 

Für Aluminium prognostiziert CRU einen Rückgang im 3. Quartal 2020 bis auf 1.360 Dollar je Tonne. Im Zuge der Stilllegung von Aluminiumschmelzen und den Abbau der Lagerbestände sollte sich der Aluminiumpreis aber wieder graduell erholen können. Eine Rückkehr zu den Preisen des Jahres 2019, als der Aluminiumpreis durchschnittlich 1.811 Dollar je Tonne erreichte, erwarten die Analysten erst 2023. 2020 wird ein durchschnittlicher Preis von 1.490 Dollar je Tonne erwartet.

CRU betont, dass fast alle chinesischen Aluminiumhütten profitabel seien, jedoch außerhalb Chinas 16 % von ihnen aktuell Verluste einfahren. CRU erwartet in den nächsten 3 Quartalen ein weiteres Abschmelzen der Margen, was zu weiteren Betriebsstilllegungen führen wird.

In der Wertschöpfungskette für Stahl erwartet CRU einen widerstandsfähigen Preis für Eisenerz, der aktuell bei rund 84 Dollar je Tonne liegt. Die Premium-Heizkohle (HCC) ist dagegen auf 110 Dollar je Tonne gefallen, nicht zuletzt, weil das Kaufinteresse außerhalb Chinas derzeit schwach bleibt. CRU erwartet eine relativ robuste Preisuntergrenze für australische HCC-Kohle von 95 Dollar je Tonne.

CRU rechnet vor, dass 1 Monat Quarantäne das BIP um 2 % bis 3 % verringert. Für die Weltwirtschaft erwarten die Analysten von CRU eine Rezession in diesem Jahr. China werde nach ihrer Ansicht eine ,,harte Landung‘‘ verzeichnen, bei das BIP-Wachstum auf 1,6 % sinkt.

 

Fazit

 

Die Prognosen von CRU finden an der Börse derzeit wenig Beachtung, sollten aber trotzdem wahrgenommen werden. Der Schätzfehler der allermeisten Prognosen vor der Corona-Pandemie sollte auch bei den Optimisten Demut lehren und sie daran erinnern, dass man sich den Weg zur Prosperität nicht einfach geldtechnisch ,,drucken‘‘ kann. Gleichwohl hat die weltweite schnelle Reaktion der Geldpolitik Zeit gekauft, um die Puffer zu schaffen, um den harten Aufprall abzumildern. Aus dieser Perspektive werden die Rohstoffpreise in den nächsten Monaten zu einer Messlatte geld- und wirtschaftspolitischer Effektivität.

 

26.05.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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