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Britisches Pfund auf Richtungssuche

Britische Zinspolitik - Navigieren in Turbulenzen

NTG24 - Britisches Pfund auf Richtungssuche

 

Seit ihrer Gründung 1694 als private Bank für die Regierung hat die Bank von England (BoE) so einiges gesehen. Vor allem den Aufstieg und Fall des Empires. Aus dieser Entfernung wirkt der Brexit natürlich wie ein Flash. Aber auch ein Flash kann anhalten. Der Spagat zwischen demokratischer Legitimität und ökonomischer Effizienz tut derzeit ziemlich weh. Und dieser Schmerz ist obendrein noch ziemlich ungleich verteilt.

Morgen aber kann die Bank von England ihre Weitsicht zeigen. Denn mit den Ergebnissen, die das Ausbalancieren politischer und globaler Schocks durch Geldpolitik zeitigt, entscheidet sich mittelfristig wohl auch, ob die erst 1997 errungene Unabhängigkeit der Geldpolitik von der Regierung wieder zur Disposition steht.

 

Handelsraum

Bildnachweis: © Uniper SE

 

Denn so, wie die Rauchzeichen über dem Atlantik, Pazifik und dem Ärmelkanal stehen, wollen die großen Notenbanken ihre geldpolitischen Lockerungsübungen verstärken, ohne dabei auf Glaubwürdigkeit und B-Note zu schauen. Dies setzt aber auch die BoE unter Zugzwang, unabhängig vom Problem des Brexit. Bisher zeigen die Inflationserwartungen auf der Insel eher nach oben und liegen über 3 %, während diese in der Eurozone und den USA nach unten tendieren. Folgerichtig ist im Pfund auch deutlich weniger Zinssenkungsfantasie eingepreist.

Das Schlingern des neuen britischen Premiers Johnson, einen No-deal-Brexit durchzusetzen, hat die Ängste diesbezüglicher Turbulenzen verringert und das Pfund seit Anfang August 2019 durch den Abbau dieser Risikoprämie gegenüber Dollar (orange) und Euro (blau) gestärkt, die sich, wie in nachstehender Grafik sichtbar wird, seit der Abstimmung im Jahr 2016 aufgebaut hatte.

 

britisches Pund in Dollar und Euro

 

Darin wird auch die Divergenz zwischen Euro und Dollar ab 2017 bis Ende des 1. Quartals 2018 deutlich, die aus einer Aufwertung des Dollars herrührte, die mit den Zinserhöhungen aus Washington einherging.

Eine längere Perspektive zeigt jedoch, dass das britische Pfund gegenüber dem Dollar stärker abgewertet hat, das Niveau gegen den Euro allerdings seit der Finanzkrise in etwa hielt. Dies spricht indirekt auch gegen den Euro, vor allem aus Sicht des Dollars.

 

GBP in USD und EUR long term

 

Ein harter Brexit würde allerdings die mittelfristigen Perspektiven auf den Prüfstand stellen. Denn dieser würde die Wahrscheinlichkeit einer stärkeren geldpolitischen Lockerung deutlich erhöhen. Denn auch das 2 % Inflationsziel, das die BoE bislang als Maßstab für ihre Geldpolitik nutzt, ist nicht in Stein gemeißelt. Viel wird davon abhängen, ob und in welchem Ausmaß deflationäre Effekte sinkender Wirtschaftsdynamik die inflationären eines schwächeren Pfundes überwiegen.

Schließlich ist es auch möglich, dass die politische Blockade am Ende mit einer neuen Volksbefragung beendet werden soll. Davor könnten aber eine Verlängerung des Brexit-Datums und Neuwahlen liegen. Ob das alles das Pfund stärkt, bleibt abzuwarten. Was es aber wohl relativ stärken könnte, ist eine relativ expansivere Geldpolitik in Frankfurt. Aus dieser Sicht hätte das Pfund möglicherweise deutliches Aufwertungspotenzial, vor allem dann, wenn der Wort Case beim Brexit vermieden werden kann.

 

18.09.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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