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Der Thai Bath wertet deutlich auf

Der Thai Bath unter Aufwertungsdruck: aus den falschen Gründen?

 

Wer bisher nach dem Lesen seiner jährlichen Renteninformation einen Drift seiner Prioritäten für einen ruhigen Lebensabend nach Thailand verspürte, der sollte noch mal neu nachrechnen. Denn die Aufwertung des thailändischen Bath hat die Kaufkraft vieler anderer Währungen in Thailand deutlich verringert und das Leben damit deutlich teurer gemacht.

So richtig passt es eigentlich nicht in die gesamtwirtschaftliche Lage des Landes, zumal auch die neue Regierung keine Beruhigungsmittel für die Demokratie verströmt. Der teure Bath (s. blaue Fläche in der Grafik) verschreckt dabei nicht nur Touristen, sondern auch ausländische Immobilienkäufer, wie eine sehr hohe Leerstandsquote in Bangkok zeigt.

 

Thai Bath monthly

 

Die Konkurrenz schläft nicht

 

Da ist der noch von vorheriger Dynamik zehrende Leistungsbilanzüberschuss ein schwacher Trost, denn die Aufwertung hat die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Thailands deutlich verringert. Dies dürfte man vor allem in Vietnam (s. grüne Linie in der Grafik) mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen, wo man 2018 mit einem Wachstum von 7,1 % die Wachstumslorbeeren seiner neu abgeschlossenen Freihandelsabkommen und seiner weiterhin niedrigen Lohnkosten erntet.

Und auch Konkurrent Indonesien macht aktuell mehr richtig. Zwar ist das Wachstum mit 5 % niedriger als geplant, aber zum einen hat die Währung, wie die Grafik (s. orangene Linie) zeigt, nicht stark aufgewertet. Zum anderen erzielt Präsident Jokowi beim Ausbau der Infrastruktur erstaunliche Erfolge, was die relative Attraktivität Indonesiens deutlich verbessert.

Die Aufwertung des Bath ist denn auch ambivalent zu bewerten. Gerade hat der IWF die Wachstumsprognose Thailands von 4,1 % auf 3,4 % gesenkt. Und die Exporte sind bereits eingebrochen. Wie vielen Touristen das süße Leben wichtiger ist als die Senkung ihrer Kaufkraft wird sich bald zeigen, zumal der Tourismus einen Anteil von rund 20 % am BIP hat.

 

Der lange Schatten der Asienkrise

 

Dass ,,Hot Money‘‘ auch eine dunkle Seite hat, ist Thailand noch in unguter Erinnerung. Ein Blick auf die Grafik zeigt die starke Abwertung des Thai Bath gegenüber dem US-Dollar in der Asienkrise 1997. Der Absturz der indonesischen Rupie allerdings war stärker und sie wertet tendenziell bis heute ab, was die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Indonesiens stützt. Die Zentralbank Thailands reklamiert derweil den Zufluss spekulativer Portfolioinvestitionen, die im Zweifelsfall, wie 1997 zeigt, auch genauso schnell wieder verschwunden sein können.

Anders als damals verfügt Thailand heute aber über große Devisenreserven und hat eine deutlich niedrigere Verschuldung als vor 22 Jahren. Gleichwohl ist eine offene Volkswirtschaft wie jene Thailands besonders sensibel gegenüber Ansteckungseffekten des Kapitalmarktes. Damit ist Thailand in gewisser Weise ein Stabilitätsindikator der Wirtschaftsregion Südostasien und sollte deshalb in den nächsten Monaten genau im Blick behalten werden.

 

28.07.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de





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