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DexCom: Ungebrochenes Wachstum im Blutzucker-Monitoring

Fundamental stark unterbewertet, aber sehr kritische Charttechnik

NTG24 - DexCom: Ungebrochenes Wachstum im Blutzucker-Monitoring

 

Obwohl der weltführende Hersteller kontinuierlicher Glucose-Überwachungs-Systeme (englische Abkürzung: CGM) sowohl für jeden medizinischen, aber auch Alltags- und Sportbedarf, die 1999 gegründete DEXCOM (US2521311074), am 27.10. nachbörslich ein hervorragendes Ergebnis zum 3. Quartal vorlegte, ging es mit der schon zuvor stark korrigierenden Aktie auch nach der Ergebnisvorlage bis zum gestrigen Börsenschluss der Wall Street weiter ungebremst abwärts, so dass die Aktie nach ihrem nun schon - 27 %igen Kursrückschlag von dem im August erreichten Top bei 456 USD mittlerweile ein charttechnisch sehr kritisches Niveau erreicht hat.

Trotz einiger nicht wegzudiskutierender Risikofaktoren rund die weiteren Geschäftsperspektiven von DexCom blendet das zurückliegende Kursgewitter in der Aktie unseres Erachtens die operativ auch weiterhin als glänzend einzustufende Geschäftslage des Konzerns, die auch in der Ergebnisvorlage zum 3. Quartal eindeutig zum Ausdruck kam, gegenwärtig jedoch zu Unrecht nahezu völlig aus.

Wir werden nachstehend daher nun die wichtigsten Ergebnis- und strategischen Geschäftsentwicklungen des Konzerns im 3. Quartal näher darlegen und hierbei auch auf die vom breiten Anlegermarkt derzeit gesehehen Fragezeichen in den weiteren Geschäftsaussichten von DexCom nicht außer Acht lassen.

 

Aktienchart: DEXCOM INC. (in USD)

 

 

Die Zahlen von DexCom zum 3. Quartal fielen hervorragend aus und übertrafen sämtliche Analystenschätzungen.

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeDer Konzernumsatz konnte gegenüber dem Vorjahr stark um + 26 % auf 501 Mio. USD ausgeweitet werden, womit die Analystenkonsensschätzung von nur 477 Mio. USD klar überboten wurde.

Darüber wurden auch die Gewinne aller nachgelagerten Ebenen weit überproportional zum Umsatz ausgeweitet, was in entsprechenden durchgängigen Gewinnmargen-Steigerungen resultierte.

So erhöhte sich der Nettoumsatz (= Umsatz – umsatzbezogene Kosten) im 3. Quartal gegenüber dem Vorjahr gleich um + 38 % auf 341 Mio. USD, wodurch binnen nur eines Jahres die zuvor noch bei 62,3 % liegende Nettoumsatz-Marge gleich auf 68,0 % hochschnellte.

Der operative EBIT-Betriebsgewinn (nach Abschreibungen, aber vor Zins- und Steueraufwendungen) stieg im 3. Quartal weiter stark überproportional um + 61 % auf 95 Mio. USD an, was somit im Jahresvergleich einen schlagartigen Anstieg der operativen EBIT-Gewinnmarge von 14,9 % auf 19,0 % nach sich zog.

Und der Nettogewinn verzeichnete schließlich, etwas moderater als der operative EBIT-Gewinn, gegenüber dem Vorjahr einen Sprung um + 55 % auf ebenfalls knapp 94 Mio. USD (also faktisch genauso wie auch im Vorjahr nahezu keinerlei Zins- und Steuerbelastungen (!) im 3. Quartal, was zudem Beleg für die hoch effizienten Bilanzstrukturen von DexCom ist). Hieraus ergab sich im 3. Quartal umgerechnet ein Nettogewinn von 0,94 USD je Aktie, der damit ebenfalls meilenweit über die Analystenkonsensschätzung von nur 0,64 USD / Aktie hinausging.

Wo liegt also nun der Haken an dieser vordergründig herausragenden Ergebnisvorlage, die offenbar vielen Marktteilnehmern weiterhin nicht ausreichte und sie zu anhaltenden Aktienverkäufen veranlasste ?

 

Umsatz- und Gewinn-Wachstumsdynamik vollauf intakt

 

Hier verweisen die Kritiker an diesem Zahlenwerk derzeit mathematisch korrekt, jedoch aus unserer Sicht argumentativ sehr kurz gesprungen und auch alle Analystenkonsensschätzungen und Unternehmensangaben (Guidance nach 1. Halbjahr: Umsatzausweitung Gesamtjahr 2020 voraussichtlich + 25 %) völlig ignorierend einfach darauf, dass ja der Umsatzsprung im 3. Quartal (+ 26 % gegenüber dem Vorjahr) eine erhebliche Wachstumsabschwächung gegenüber dem Wachstum des 2. Quartals (+ 34 % ggü. Vorjahr) und erst Recht des 1. Quartals 2020 (+ 44 % gegenüber dem Vorjahr) dargestellt habe.

Dies mag zwar richtig sein, aber hieraus bereits - in völliger Ignoranz der relativen Stärke der quartalsweisen statistischen Ausgangsbasis im Vorjahr (!!!) - eine möglicherweise generell einsetzende Wachstumsschwäche eines Konzerns abzuleiten, ist natürlich aus unserer Sicht methodisch barer Unsinn !

Auch z.B. bei dauerhaft wachsenden Technologie-Klassikern wie z.B. Adobe und Microsoft wurden nach dieser völlig verfehlten Bewertungsmethodik quartalsweise fortgeschriebener Umsatz-Wachstumsraten im Vergleich zum Vorjahr in den letzten Jahren schon „zig-fach“ angeblich latent fortschreitende Wachstumsabschwächungen attestiert, die jedoch auch hier letzten Endes bis heute in keiner Weise eingetreten sind.

Genauso folgerichtig verweist auch der CFO von DexCom, Quentin Blackford, explizit darauf, dass das mit Abstand stärkste 3. Quartal 2019 mit einem dort eingetretenen Umsatzsprung um allein + 18 % (!) gegenüber dem Vorquartal und + 48 % gegenüber dem 2. Quartal 2018 die nunmehr ambitionierteste Ausgangsbasis für alle 4 Quartals-Umsatzentwicklungen in 2020 dargestellt hat, und da ist ein Rückfall dieser Umsatzwachtumsrate im zurückliegenden Quartal auf „nur“ noch + 26 % gegenüber dem Vorjahr natürlich kaum weiter verwunderlich.

Voll aussagekräftig, wie intakt ein genereller Wachstumstrend eines Unternehmen jedoch in Wirklichkeit ist, sind daher natürlich nur sequentiell quartalsweise fortgeschriebene Wachstumsraten der Quartalsumsätze, und hiernach ist DexCom im 3. Quartal mit einem Umsatzwachstum um + 11 % gegenüber dem 2. Quartal dem im 2. Quartal gleichfalls eingetretenen Umsatzwachstum um + 11 % gegenüber dem 1. Quartal auch weiterhin nicht das Geringste schuldig geblieben.

Zudem räumt der Vorstand von DexCom auch unumwunden ein, dass die vom Konzern vor Ausbruch der Corona-Krise noch anvisierten quartalsweisen Anstiege der weltweiten Nutzerzahlen ihrer CGM-Systeme (ohne diese Zahlen offen zu publizieren) mit dem Corona-Ausbruch schlagartig zur Makulatur geworden sind, und diese anvisierte Nutzerzahl zum Ende des 3. Quartal erst wieder wenigsten 90 % der ursprünglich angepeilten Nutzerzahl erreicht hat. Unter diesen Voraussetzungen ist der jetzt erfolgte Umsatzanstieg um + 26 % gegenüber dem Vorjahr somit in unseren Augen entgegen jeglicher Kritik bereits als ein klarer Erfolg zu werten und vielmehr ein untrüglicher Beleg für den vollauf intakten Wachstumstrend von DexCom.

 

Produkt- und Strategie-Expansion

 

Als tragende Säule ihres anhaltenden Geschäftserfolgs wertet DexCom auch weiterhin ihr Kernprodukt des dauerhaften „24/7“-Blutzucker-Überwachungssystems CGM für Diabetiker, jedoch auch Alttagsnutzer und Sportler, welches sich seit Mitte 2018 in der nunmehr sechsten Fortentwicklungs-Generation („CGM G6“) auf dem Markt befindet. Das Highlight des innovativsten CGM G6-Systems liegt dabei darin, dass dies das erste von DexCom ist, wo der am Körper über ein Pflaster angebrachte Miniatur-Transmitter mit Datenfunkübertragung an angeschlossene Monitore, Laptops oder z.B. Sportler-/Alltags-Messuhren nicht mehr, wie bis jetzt technisch unvermeidbar, kontinuierlich über die bekannten (schmerzhaften) Glucose-Blutmessungen durch Stiche in die Fingerkuppe ständig neu zu kalibrieren (eichen) sind, sondern dass auf derartige ständige Monitor-Neukalibrierungen durch Verbindung des Transmitterpflasters mit einem minimalinvasiven Hautsensor an der Unterseite dieses Pflasters und entsprechend (medizinisch nachgewiesen) hoch korrekten Datenübertragungen über diese Hautoberflächenauswertungen nun künftig vollkommen verzichtet werden kann.

Dieses innovativste CGM G6-System findet nach Angaben des DexCom-Vorstands weltweit auch weiterhin einen aus Unternehmenssicht sehr erfreulichen Anklang (Konzernumsatzanteile: USA 80 %, außerhalb der USA 20 %), muss sich in dieser Gestaltungsform allerdings nach dem weiteren Einwand von Kritikern jedoch künftig auch einem nun in ähnlicher Form ausgestatteten Konkurrenzprodukt zur Glucose-Messung von ABBOTT LABS („FreeStyle Libre 2“) erwehren.

Dieser weitere kritische Einwand von „DexCom-Skeptikern“ ist selbstverständlich nicht von der Hand zu weisen, muss jedoch einfach, wie in jeglicher nun einmal bestehenden Wettbewerbskonkurrenz üblich, künftig genau in seiner Umsatzauswirkung für DexCom im Auge behalten werden.

Darüber hinaus ist zu betonen, das DexCom im Zuge der coronabedingt nun ausausweichlichen Markteinführungsverschiebung ihres designierten Nachfolgerprodukts CGM G7 voraussichtlich ins 2. Halbjahr 2021 hinein (Hauptfortschritt gegenüber G6: Maximale Tragefähigkeit eines Transmitterpflasters/Sensors nun nicht mehr über 10, sondern über 16 Tage; dazu Transmitter/Sensor noch kleiner dimensioniert als bei G6) trotz dieser Verzögerung natürlich auch weiterhin strategisch in keiner Weise untätig geblieben ist.

So wurde, um dieses exemplarische Beispiel herauszugreifen, zuletzt mit ELI LILLY ein weitreichendes Kooperationsabkommen abgeschlossen, um ihren Absatz einer neuartigsten Zusammensetzung und Markteinführung „ultraschnell wirkenden“ Insulins künftig marketingstrategisch exklusiv mit dem Angebot der Glucose-Überwachungssysteme von DexCom zu kombinieren, was für die Zukunft natürlich eine weitere essentielle Ertragsquelle für DexCom darstellen dürfte.

Ferner gewann inmitten der Corona-Krise DexCom zuletzt international weitere 200 Krankenhäuser für die langfristige vertragliche Patientennutzung ihrer CGM-Systeme und will deren Anwendung über medizinische Diabetes Typ 1 oder 2- Patienten hinaus künftig auch verstärkt auf denkbare angrenzende Gebiete, wie z.B. die Früherkennung möglicher Diabetesrisiken, häufig vorkommende Symptome einer Schwangerschafts-Diabetes, oder auch auf Blutzuckermessungen bei Erscheinungen einer krankhaften Fettleibigkeit ausdehnen.

 

Ausblick 2020 / Aktienbewertung und Anlageurteil

 

Als FAZIT kann daher festgehalten werden, dass aufgrund aller angeführten Aspekte der Vorstand der Zukunft von DexCom auch weiterhin unverändert zuversichtlich entgegen sieht und die sehr überzeugende Ergebnisvorlage des Konzerns im 3. Quartal daher nun auch zum Anlass nimmt, für das Gesamtjahr 2020 folgende Prognoseanhebungen vorzunehmen: Umsatz rd. 1,90 Mrd. USD (bisher: rd. 1,85 Mrd. USD); Netto-Umsatzmarge mindestens 66 % (bisher: mindestens 65 %); operative EBIT-Marge: mindestens 16 % (bisher: mindestens 14 %).

Von Ende 2019 bis Ende 2022 prognostizieren die Analysten im Konsens (den DexCom in den zurückliegenden Jahren jedoch in Serie geschlagen hat) eine aus unserer Sicht auch problemlos realisierbare Umsatzausweitung des Konzerns um insgesamt rd. + 90 %, gepaart mit mehr als einer Vervierfachung (!) des Nettogewinns.

Selbst die hiermit einhergehende Bewertung der Aktie mit einem KGV (2022e) von 75 halten wir angesichts dieser hoch transparent absehbaren, gewaltigen Wachstumsdynamik des Konzerns mittlerweile schon längst für eine deutliche Unterbewertung, was auch vollauf mit den entsprechenden Analysten-Konsensschätzungen eines aktuell auf mittlere Sicht angesetzten + 36 % höheren Aktienkursziels bei 444 USD entspricht.

Wir behalten die Aktie daher vorläufig auch weiterhin im Bestand unseres Themendepots ZUKUNFTSTECHNOLOGIEN, behalten uns jedoch bereits jetzt vor, unterhalb von ca. 317 USD aus rein chart- und performancetechnischen Erwägungen entgegen jeglicher fundamentaler Unterbewertung und Attraktivität der Aktie künftig gegebenenfalls doch die „Reißleine“ zu ziehen (was wir in diesem Fall vorher noch einmal gesondert analytisch überprüfen würden).

 

30.10.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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