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Welches Potenzial hat Platin?

Palladium und Platin im Fokus

NTG24 - Welches Potenzial hat Platin?

 

Seitdem Palladium sein Schwestermetall wie auch Gold und Silber um Längen outperformte, wird die Bedeutung unelastischen Angebots wie auch unelastischer Nachfrage mit Macht in Erinnerung.

 

Platin und Palladium

 

Ein Vergleich der relativen Preisentwicklung von Palladium zu Platin zeigt, dass sich Palladium mehr als zehnmal besser entwickelte als Platin, welches faktisch auf dem Niveau des Tiefstkurses aus der Finanzkrise im Herbst 2008 steht.

Die Dieselgate-Affäre dürfte ab 2016 zur extremen Divergenz zwischen beiden Schwestermetallen beigetragen haben. Allerdings sagt diese ,,menschengemachte‘‘ Überangebotssituation für Platin noch nichts Entscheidendes bezüglich seiner langfristigen Nutzungsmöglichkeiten aus.

Zudem sollte nicht vergessen werden, dass die reale Jahresproduktion im Vergleich zu Gold und Silber extrem gering ist.

 

Entwicklung der weltweiten Minenproduktion bei Platin und Palladium

 

Ein Blick in die ,,Mineral Commodity Summaries‘‘ des ,,U.S. Geological Survey‘‘ für die Metalle der Platingruppe zeigt, dass die weltweit produzierte Minenproduktion von Palladium im Jahr 2018 bei 220 Tonnen lag und 2019 um 10 Tonnen auf 210 Tonnen fiel. Von den 2019 geförderten 210 Tonnen kamen 86 Tonnen aus Russland und 80 Tonnen aus Südafrika, womit beide Länder 79 % des Weltminenangebots fördern und in diesem engen Oligopol eine dementsprechende Marktmacht haben.

Noch einseitiger sieht es allerdings bei Platin aus. Lag die Weltminenproduktion 2018 noch bei 190 Tonnen, ging auch sie 2019 um 10 Tonnen auf 180 Tonnen zurück. Damit ist der Platinmarkt nochmals 15 % kleiner als der ohnehin schon kleine Palladiummarkt. Dies gibt dem zentralen Engpassfaktor, dem Quasimonopolisten Südafrika, eine enorme Preissetzungsmacht, die es aber aufgrund innenpolitischer Konflikte nicht weitsichtig zu nutzen versteht. 2019 förderte Südafrika 130 Tonnen und damit 72,2 % der weltweiten Minenproduktion. Russland trug 22 Tonnen zum weltweiten Minenangebot bei und hatte damit einen Marktanteil von 12,2 %. Insgesamt haben also bei Platin Südafrika und Russland einen Marktanteil bei der Minenproduktion von sogar 84,9 %!

Weil 90 % des Minenangebots von Palladium ein Nebenprodukt des Abbaus von Platin und Nickel ist, folgen die Investitionsentscheidungen von Palladium in der Regel den Platin- und Nickelmärkten. Daraus ergibt sich, dass das Palladiumangebot nur gering auf den Palladiumpreis reagiert. Innerhalb des letzten Jahrzehnts ist das Palladiumangebot um 6,3 % gesunken, und bis 2025 ist mit keinem neuen Angebot zu rechnen. Dies ergab eine Analyse des World Platinum Investment Councils.

 

Barren

Bildnachweis: © EMH Service GmbH

 

Wie stark ist der Substitutionsdruck in Platin?

 

Palladium wird zu über 80 % als kosteneffiziente Alternative zu Platin in Automobilkatalysatoren eingesetzt. Die im Preischart zu sehende, extreme Divergenz beider Edelmetalle und die extreme Angebotsverknappung in den kleinen Märkten lassen eine Neuausrichtung beider Verwendungen allein schon aus Kostengründen als sehr wahrscheinlich erscheinen. Der Substitutionsdruck ist deshalb enorm und mindestens so groß wie die aktuelle Abweichung von den Kostenkalkulationen der Automobilhersteller.

Seine Attraktivität erlangt Platin demzufolge vor allem aus seinem Preisunterschied zu Palladium. Daneben gibt der aktuell sehr niedrige Platinpreis keinen Anreiz für neue Investitionen, was die Angebotsknappheit mittelfristig weiter verstärken dürfte.

Eine anhaltend restriktive Gesetzgebung bezüglich der Emissionsstandards stellt in den kleinen Märkten für Palladium wie Platin einen mittelfristig enormen Rückenwind dar, auch wenn dieser durch den Corona-Schock aktuell nicht zu spüren ist. Dies sollte jedoch nicht sehr lange anhalten, da es einfach keine weltweit verbreitete Alternative zu den Technologien auf Platin- und Palladiumbasis gibt.

Die historisch ebenfalls sehr niedrige Bewertung von Platin gegenüber Gold eröffnet auch für Platin als Investmentziel neue Käuferpotenziale. Über eine zunehmende Resonanz unter männlichen indischen Schmuck-Konsumenten hatten wir ja bereits berichtet.

 

Fazit

 

Die aktuelle Situation im Zuge der Corona-Pandemie überdeckt die starken Fundamentaldaten für Platin, welche auf der Basis des historisch extrem niedrigen relativen Preises, vor allem zu Palladium und Gold, zu einem hohen Wertsteigerungspotenzial führen. Eine zunehmende Substitution von Palladium zu Platin dürfte auf den noch engeren Markt zu einer auch noch niedrigeren Preiselastizität der Nachfrage führen. Dies stellt gegenüber Palladium einen wesentlichen potenziellen Kurstreiber dar. Insgesamt erscheinen aus dieser Perspektive die mittelfristigen Aussichten für Platin mindestens genauso vielversprechend wie jene von Palladium, wenn nicht sogar besser.

 

07.04.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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