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Euro - Krisenwährung oder Währungskrise?

Taugt der Euro als Reservewährung?

NTG24 - Euro - Krisenwährung oder Währungskrise?

 

Das schnöde Abbürsten des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zur Geldpolitik und Rechtsprechung des EuGHs durch die EU ist zwar schon wieder dem operativen Trouble-Shooting gewichen, dessen Signalwirkung aber dürfte noch lange zu spüren sein. Denn das BVerfG hatte das Staatsanleihen-Kaufprogramm PSPP der Europäischen Zentralbank (EZB) für teilweise verfassungswidrig erklärt (Urteil vom 05.05.2020, Az. 2 BvR 859/15) und dabei die Entscheidungsfindung des EuGHs seiner Beschlussvorlage massiv kritisiert und daraus eine eigene Handlungspflicht abgeleitet.

In den letzten Tagen hat sich der Euro-Wechselkurs vor allem gegen den US-Dollar und den Schweizer Franken wieder auf niedrigem Niveau stabilisiert. Ein Blick auf die langfristige Entwicklung seit der Finanzkrise 2008/2009 zeigt aber, dass sich der Euro gegen beide in einem Abwärtstrend befindet.

 

Euro in Dollar und Franken

 

Es stellt sich vor dem Hintergrund der EU-Ambitionen jedoch die Frage, ob der Euro als Reservewährung taugt. Die Geeignetheit des Euro als weltweite Reservewährung entscheidet sich allerdings nicht nur an den Kapitalströmen per se, sondern auch an der institutionellen Qualität, die sich insbesondere aus einer hohen Glaubwürdigkeit und Konsistenz seiner Funktionen speist. In dieser Perspektive bietet die Abfolge ,,Eigenermächtigung von EU-Institutionen wie EuGH und EZB, Gegenreaktion des BVerfG, Abwehrreflex des EuGHs und der EZB‘‘ wenig Potenzial, den Euro zur Reservewährung zu machen.

Was eine Reservewährung wirklich wert ist, zeigt sich vor allem im Wert der Konkurrenz-Reservewährung Gold! Und ein Blick auf die Entwicklung des Euro-Gold-Wechselkurses im Vergleich zu jenen für den US-Dollar und den japanischen Yen zeigt, dass sich der Euro seit der Finanzkrise mit Abstand am schwächsten gegen Gold entwickelt hat.

 

EURXAU

 

Man kann die Attraktivität des Euro zudem auch in anderen Zahlen ablesen.

Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigen, dass der Anteil des Euro an den Zentralbankreserven aktuell bei rund 20 % liegt. 2010 hatte dieser noch bei knapp 26 % gelegen.

Kein wirklich anderes Bild ergibt sich bei der globalen Kreditaufnahme:  Da verringerte sich der ,,Marktanteil‘‘ des Euro nach Zahlen des Zahlungssystems SWIFT seit 2012 um fast 10 Prozentpunkte auf 31 %. Parallel legte die Nutzung des US-Dollars als Verschuldungswährung um 14 Prozentpunkte auf 44 % zu!

Die in der Corona-Krise, aber auch schon zuvor stark erweiterten Swap-Linien der großen Notenbanken untereinander werden daran nichts ändern. Im Gegenteil: In den Turbulenzen am US-Repomarkt als auch in den Corona-Turbulenzen im März 2020 zeigte sich, dass der eigentliche starke Mann im weltweiten Währungshaus die US-Notenbanken FED ist. Sie nahm faktisch die Rolle als Kreditgeber der letzten Instanz ein und versorgte die Welt mit Dollar. Man erinnert sich zwar in Brüssel und Luxemburg nur ungern, aber die Welt ist rund 13 Bio. US-Dollar ,,short‘‘, hat sich also außerhalb des US-Dollar-Währungsraumes mit netto 13 Bio. US-Dollar verschuldet.

Und ja, die Hoffnung mag in Berlin und Paris bestehen, dass ein größerer Euro-Kapitalmarkt dessen Liquidität erhöht und damit ausländische Devisen- und Kapitalreserven in ihm geparkt werden. Ein Kandidat dafür ist die russische Zentralbank, aber auch andere Länder, gegen die die USA Sanktionen verhängt haben und die deshalb um ihr Staatsvermögen fürchten.

 

Fazit

 

Der Euro hat am globalen Kapitalmarkt seit der Finanzkrise 2008/2009 deutlich an ,,Sexiness‘‘ ein gebüßt. Seine hohe relative Schwäche gegen Gold, aber auch gegen die Weltreservewährung US-Dollar geben bislang wenig Anlass, viel daran zu ändern. Und das letzte, was der Euro gebrauchen kann, ist ein Verfassungskonflikt über seine rechtlichen Grundlagen. Einstweilen bleibt die Hoffnung, dass Europa dies vermeiden kann. Ansonsten bleibt die Mahnung von Benjamin Franklin erwähnenswert, die wohl im Lichte des oben Beschriebenen vor allem für jene gilt, die ihr Vermögen in Euro bilden und / oder halten: ,,By failing to prepare, you are preparing to fail!”

 

27.05.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

 

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