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Divergenz zwischen US-Dollar und Schweizer Franken

Schwacher US-Dollar, harter Schweizer Franken

NTG24 - Divergenz zwischen US-Dollar und Schweizer Franken

 

Wie es sich bereits seit mehreren Wochen angedeutet hat, entwickelt sich der Schweizer Franken mehr und mehr zur bevorzugten Fluchtwährung. Dies mag auch an dem engeren Markt im Vergleich zum US-Dollar liegen.

Diese Entwicklung dürfte allerdings nicht nur aus einer Euro-Schwäche resultieren. Dies wird auch bei einem Blick auf die Reaktion der Märkte auf die Not-Zinssenkung der US-Notenbank am Mittwoch dieser Woche deutlich.

 

Es geht um mehr als die Zinsdifferenz

 

Zwar hat die EZB derzeit ihre Zinsen noch nicht weiter gesenkt, was die Zinsdifferenz zwischen kurzfristigen US-Zinsen und jenen der EZB zunächst sinken lässt. Hinzu kommt offensichtlich eine Flucht der Investoren in langfristige US-Staatsanleihen angesichts der um sich greifenden ,,Risk-off‘‘ – Modus an den Aktienmärkten.

Die zusätzliche Erwartung der Märkte ist wohl aber auch, dass es in diesem Monat nicht bei der Zinssenkung vom Mittwoch bleiben wird. Die starken Verluste bei Banken und zyklischen Werten deuten darauf hin, dass die Anleger zunehmend mit einer deutlich steigenden Rezessionsgefahr in den USA rechnen. Von einer FED, die in der Lage ist, zwischen den regulären Sitzungen ihres Offenmarktausschusses mit einer Zinssenkung um 50 Basispunkte zu reagieren, erwarten die Märkte offensichtlich noch bedeutend mehr Bereitschaft zu Zinssenkungen und anderen expansiven geldpolitischen Maßnahmen. Die andauernde Intervention am US-Repo-Markt durch die US-Notenbank zeigt auch den unabhängig vom Coronavirus bestehenden Stress in den Kapitalmärkten.

Zuletzt weitete sich erstmals seit Längerem auch die Renditedifferenz zwischen US-Staatsanleihen und Non-Investment-Grade-Anleihen deutlich aus, während die Liquidität in den Segmenten niedrigerer Bonität abnahm. Und es ist direkt einsichtig, dass es in einer konjunkturellen Abschwungphase zu vermehrten Insolvenzen kommt. Die Desillusionierung der Anleger über historisch viel höhere Ausfallraten bei Risikoanleihen, die zu allem Überfluss oft genug auch noch am untersten Ende des Investmentgrade-Bereiches liegen, dürfte die Nerven der Anleger wie auch die Performance belasten.

 

Franken und Dollar gegen Euro

 

Die ,,Luxusprobleme'' des Schweizer Franken

 

Der Schweizer Franken hingegen hat ein ganz anderes ,,Problem‘‘: Den Negativzins, der als Abwehr gehen eine Aufwertung aus dem Euroraum fungieren soll, aber nicht wirkt, weil die Zinsdifferenz als rationales Kalkül nicht einfach die institutionellen Defekte des Euroraumes und der EU überkompensiert und im Ergebnis die Anleger vom Franken fernhält.

Zweitens ist der Schweizer Franken als sicherer Hafen auch jenseits der Eurozone ein Fluchtpunkt, weil auch andere Währungsgebiete bedeutende Defekte und Risiken aufweisen.

Und dann wären da noch die exorbitanten Devisenreserven, die die SNB im Zuge ihrer Stützungskäufe im Rahmen des Mindestkurses bis zum 15.01.2015 als auch danach aufgebaut hat, um eine zu starke Aufwertung des Franken zu bremsen.

Es kann vor diesem Hintergrund deshalb nicht überraschen, dass die Anleger den Schweizer Franken gegenüber dem US-Dollar derzeit bevorzugen.

Die Unsicherheit bezüglich der weiteren Geldpolitik ist aber nur eine Dimension der komplexen Gemengelage. Der US-Dollar hat als der tiefste und liquideste Kapitalmarkt der Welt Vorzüge, die auch die Schweiz nicht so leicht kompensieren kann. Sollte also die Kapitalflucht in den Franken eine zu starke Aufwertung bewirken, sind auch Kapitalverkehrskontrollen der Schweiz möglich. Dies hat bereits Vorbilder in der Geschichte, weshalb man diese Möglichkeit nicht ausschließen sollte.

Sollte sich zudem ein neuer Trend der Rückverlagerung von globalen Wertschöpfungsketten über Atemschutzmasken und Medikamente hinaus breitmachen, könnte es zu einer Fragmentierung der Weltwirtschaft kommen, die mit der Politik Chinas, seine Zielstaaten im Rahmen der Initiative ,,Neue Seidenstraße‘‘ mit bilateralen Wohlverhaltensverträgen an sich zu binden, einen politisch einflussreichen Repräsentanten hat.

 

Dollar in Franken

 

Fazit

 

Der US-Dollar ist für die meisten Länder derzeit zu stark, vor allem für die Emerging Markets. Ein Blick auf die Abwertungsspirale in Südamerika und Afrika verdeutlicht dies. Eine weitere Aufwertung könnte die derzeitigen Turbulenzen an den Kapitalmärkten deshalb noch vergrößern, insbesondere vor dem Hintergrund der sehr hohen Dollarschulden dieser Staaten, deren Default-Risiko dadurch weiter steigt. Dieser Transmissionskanal von Währungs- zu Kreditkrise dürfte einer der Gründe der US-Notenbank gewesen sein, die Zinsen außerplanmäßig so deutlich zu senken.

Der Schweizer Franken ist derweil dabei, wichtige Unterstützungen gegenüber dem Euro zu brechen, die im Ergebnis eine weitere deutliche Aufwertung des Frankens ankündigen. Vor diesem Hintergrund sollte man die aktuelle Divergenz zwischen US-Dollar und Schweizer Franken bewerten.

 

06.03.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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