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Edelmetalle: Verkaufspanik vom 03.02. trotz starker US-Wirtschaftsdaten recht unfundiert

Kurzzeitige Erholungs-Gegenreaktion wahrscheinlich

NTG24 - Edelmetalle: Verkaufspanik vom 03.02. trotz starker US-Wirtschaftsdaten recht unfundiert

 

Am letzten Freitag, dem 03.02.2023, stürzten alle Edelmetalle weiter ab, nachdem die monatlichen Arbeitsmarktzahlen wie auch die Dienstleistungs-Einkaufsmanager-Indizes der Institute S&P und ISM für die USA im Januar einmal mehr unerwartet stark ausgefallen waren und sich die Skepsis der Marktteilnehmer hinsichtlich künftig doch ausgedehnterer Leitzinserhöhungen durch die FED erneut steigerte.

Nichtsdestotrotz stufen wir gerade im Vergleich zu den Aktienmärkten (z.B. S&P 500-Index – 1,0 %) oder selbst auch Anleihemärkten (Anstieg der Rendite 10jähriger US-Treasuries auf 3,52 %, d.h. exakt das gleiche Niveau wie schon Mitte Januar) das erneute „Blutbad“ in Edelmetallen am Freitag, als Silber einen Crash um – 4,7 % auf 22,36 USD, Platin um ebenfalls – 4,7 % auf 978 USD, Gold um -2,5 % auf 1865 USD und Palladium um – 1,5 % auf 1617 USD verzeichneten, in der scharfen Verkaufsreaktion der Edelmetallakteure hierauf doch als deutlich übertrieben ein.

Zwar übertrafen allein die Volumens-Indizes (!!) beider Konjunkturindikatoren am Freitag tatsächlich sämtliche Markterwartungen weit.

Insbesondere die Anzahl neu geschaffener Stellen außerhalb der Landwirtschaft lag im Januar mit + 517.000 himmelweit über der Konsensprognose einer Abschwächung auf + 185.000 sowie dem Dezemberwert von 223.000.

Auch z.B. der gegenüber der S&P-Publikation grundsätzlich wichtigere ISM-Dienstleistungs-Einkaufsmanagerindex schnellte unerwartet kräftig von 49,6 auf 55,2 hoch.

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Preis-Komponenten der US-Wirtschaftszahlen vom 03.02. sehr moderat

 

Dagegen bewegten sich aber die für die FED in ihrer künftigen Inflationssteuerung und damit auch Zinspolitik natürlich weitaus relevanteren Preiskomponenten beider Indikatoren jedoch in wesentlich moderateren oder gar rückläufigen Bahnen, was gerade die Edelmetallakteure jedoch entgegen den noch wesentlich angemesseneren Aktien- und Rentenmarktkorrekturen vom Freitag offenbar geflissentlich ignorierten.

Denn auf Monatsbasis stagnierte das Stundenlohn-Wachstum im Januar gegenüber dem Dezember weiterhin völlig bei + 0,3 %, auf Jahresbasis entwickelte sich damit der Stundenlohnanstieg trotz der gewaltigen Stellenausweitung im Januar dennoch von + 4,6 % im Dezember nun auf + 4.4 % rückläufig, während die Wirtschaftsexperten zuvor sogar von einem erneute Anstieg auf + 4,9 % ausgegangen waren.

Und im ISM-Diensleistungs-Einkaufsmanager-Index stieg zwar im Januar dessen Preiskomponente „Prices Paid“ zwar geringfügig von 67,6 auf 67,8 an, lag in dieser Ausweitung um gerade einmal + 0,2 % jedoch zumindest erheblich hinter dem o.g. weit stärkeren Anstieg des Gesamtindexes um +5,6 % zurück.

Folgerichtig kommentierte die normalerweise eher als moderat „hawkish“ eingestufte Gouverneurin der FED San Francisco, Mary Daly, am Freitag als einziger vortragender regionaler FED-Vorstand, diese Datenpublikationen noch relativ entspannt als „wie kaum anders zu erwarten sehr stark“.

Denn auch Powell hatte in seiner Zins-Pressekonferenz vom Mittwoch letzter Woche ja ausgerechnet die am Freitag nun mit neuen Zahlen aufwartenden Sektoren „Arbeitsmarkt“ und „Dienstleistungswesen“ als die bislang absolut robustesten und damit auch potenziell natürlich weiterhin preistreibendsten im gesamten US-Wirtschaftswesen charakterisiert.

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Werbebanner ClaudemusSomit dürfte es aus unserer Sicht bei der FED sogar auf Wohlwollen gestoßen sein und sie es als weiteren Beleg für ihre bislang aus ihrer Sicht sicher weiterhin als sehr erfolgreich eingestufte Zinserhöhungssteuerung angesehen haben, dass nun im Januar trotz der erheblich gestiegenen Volumens-Komponenten beider Indikatoren deren Preis-Komponenten aber dennoch gleichzeitig derart stark in Schach gehalten werden konnten.

Und auf der anderen Seite hatte die FED über ihre landesweit insgesamt 12 regionalen Vorstände ja schon seit einigen Monaten ihre immer stärkere Zuversicht verlauten lassen, die weiterhin hoch robuste US-Gesamtkonjunktur könne vorläufig weiter anhaltende Zinserhöhungen auch weiterhin bestens verkraften, ohne in 2023 in die Gefahr einer Rezession abzudriften.

Auch diese Einschätzung der FED scheint sich also nun immer klarer als zutreffend zu bewahrheiten.

 

Finaler US-Leitzinskorridor von 5,00 – 5,25 % nun doch wahrscheinlich

 

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass selbst wenn auch der Ökonomenkonsens gemäß dem sog. FED Watch-Tool mittlerweile nun doch per Börsenschluss 03.02. mit einer 60%-Mehrheit von einem finalen US-Leitzinskorridor erst im Bereich von 5,00 – 5,25 % ausgeht, dies laut FED-Chef Powell ja auch bereits deren Basisszenario seit Mitte Dezember 2022 ist und sich dies daher nach unserer Einschätzung durch die Freitags-Konjunkturdaten der USA zunächst wohl auch kaum weiter zum Schlechteren gewandelt haben dürfte.

Da auf deren anderen Seite zumindest die Freitags-Zahlen aber auch natürlich keinerlei Anlass für eine künftige weitere massive Verbesserung der Disinflations-Hoffnungen in den USA lieferten (ein Phänomen, was wir z.B. hier für die künftigen Edelmetallperspektiven als wesentlich gefährlicher herausgestellt haben) stufen wir also insgesamt das Ausmaß der „Panikverkäufe“ aller Edelmetalle zum Schluss der letzten Woche als deutlich übertrieben ein.

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Werbebanner EMH PM TradeIm völligen Ausbleiben jeglicher relevanter neuer Konjunkturdaten-Publikation bis einschließlich sogar Dienstag (abgesehen von einer nächsten Interview-Diskussion mit Jerome Powell am 07.02. ab 18:40 Uhr im hoch renommierten „Economic Club of Washington DC“), die die Stimmung der Edelmetallakteure erneut verhageln könnte, rechnen wir daher ab dem heutigen Tag zumindest bis Dienstagnachmittag MEZ zunächst erst einmal mit einer ggfs. auch durchaus dynamisch ausfallenden, kurzzeitigen Erholungsreaktion aller Edelmetalle.

 

06.02.2023 - Matthias Reiner

Unterschrift - Matthias Reiner

 

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