Edelmetall Marktbericht vom 09.11.2025: Platin und Palladium unter Druck - Welche globalen Kräfte jetzt die Richtung vorgeben
Analysten sehen in Platin und Palladium die neuen Machtmetalle
Steigende Handelsaktivität, politische Weichenstellungen und eine wachsende industrielle Nachfrage lenken die Aufmerksamkeit verstärkt auf Platin und Palladium. Der Platinpreis hat die Handelswoche bei 1.539 US-Dollar beendet, ein Minus von 1,49 Prozent. Palladium fiel deutlicher auf 1.378 US-Dollar und verlor 3,42 Prozent. Doch hinter diesen Zahlen stehen tiefgreifende Veränderungen: In China und Südafrika entstehen neue Strukturen, die das internationale Preisgefüge dieser strategisch wichtigen Metalle nachhaltig verschieben könnten.
Mit der Entscheidung der chinesischen Börsenaufsicht, Terminkontrakte für Platin (TVC:PLATINUM) und Palladium (TVC:PALLADIUM) an der Guangzhou Futures Exchange zuzulassen, setzt Peking ein klares Signal. Die Börse, spezialisiert auf grüne Energierohstoffe, verfolgt das Ziel, einheimischen Unternehmen eine Absicherung gegen Preisschwankungen zu ermöglichen. Besonders bemerkenswert ist die geplante physische Abrechnung der Kontrakte – inklusive Lieferung in Form von Sponge. Dieses Vormaterial ist vor allem in der Automobil- und Elektronikindustrie gefragt, da es sich leicht weiterverarbeiten lässt.
Damit positioniert sich China stärker als eigenständiger Akteur im internationalen Edelmetallhandel. Die bisher dominierenden Handelsplätze in London und New York dürften an Einfluss verlieren, sobald die Preisbildung zunehmend auch in Asien stattfindet. Analysten sehen darin einen strategischen Schritt, um Chinas Abhängigkeit von westlichen Märkten zu verringern und zugleich die heimische Industrie abzusichern. Der Aufbau eigener Handelsstrukturen schafft Transparenz und könnte mittelfristig zu einer Verschiebung der globalen Preisreferenzen führen.
Südafrika plant eigene Handelsplattform für Platingruppenmetalle
Auch in Südafrika, dem weltweit größten Förderland für Platin, formiert sich eine Bewegung hin zu mehr Eigenständigkeit. Das Land verfügt über rund drei Viertel der global bekannten Reserven an Platingruppenmetallen (PGMs) und möchte deren wirtschaftlichen Nutzen stärker im Inland halten. Die Idee einer nationalen Rohstoffbörse gewinnt an Fahrt. Geplant ist eine digital organisierte Plattform, die Preisbildung und Handel transparenter gestalten soll.
In Anlehnung an etablierte Modelle wie den London Bullion Market will Südafrika den Einfluss ausländischer Marktakteure begrenzen und die Einnahmen aus der Wertschöpfungskette erhöhen. Ein solcher Schritt könnte die lokale Minenindustrie stabilisieren und Investitionen in nachgelagerte Industrien anstoßen – etwa in Raffinerien, Batterieproduktion oder die Wasserstoffwirtschaft. Besonders Letztere spielt eine wachsende Rolle, da PGMs dort als unverzichtbare Katalysatoren dienen. Die Regierung sieht in der geplanten Börse nicht nur ein Instrument zur Preisgestaltung, sondern auch einen Hebel für technologische und industrielle Entwicklung.
Neue industrielle Nachfrage durch die Energiewende
Die Transformation hin zu klimaneutralen Technologien verschiebt die Nachfrage nach Edelmetallen. Platin und Palladium sind zentrale Komponenten in der Wasserstofftechnologie – in Brennstoffzellen, Elektrolyseuren und Reformern. Zugleich gewinnen sie in Zukunftsbranchen wie Halbleitern und Datenspeichern an Bedeutung. Während die Nachfrage strukturell steigt, bleibt das Angebot angespannt. Minenschließungen, hohe Energiekosten und geopolitische Risiken begrenzen die Produktion.
China, Japan, Südkorea und auch Europa investieren massiv in Wasserstoffprojekte, um ihre Energieabhängigkeit zu verringern. Das sorgt für ein stabiles Fundament der Nachfrage. Experten gehen davon aus, dass der Trend zu dekarbonisierten Industrien den Bedarf an PGMs langfristig stützen wird – unabhängig von kurzfristigen Preisrückgängen.
Technische Lage bei Platin und Palladium
Aus technischer Sicht bleibt Platin in einer soliden Verfassung. Der Kurs notiert über dem 50- und 200-Tage-Durchschnitt, was auf einen intakten Aufwärtstrend hinweist. Mit einem Average Directional Index (ADX) von 25,6 Punkten zeigt sich eine klare Trendstärke. Rücksetzer dürften daher auf Kaufinteresse treffen. Das mittelfristige Bild bleibt konstruktiv, auch wenn kurzfristige Schwankungen möglich sind.
Beim Palladium zeigt sich ein ähnliches, wenn auch weniger ausgeprägtes Muster. Der Kurs liegt ebenfalls über den zentralen gleitenden Durchschnitten, was grundsätzlich positiv zu werten ist. Der ADX von 22,9 Punkten signalisiert jedoch einen moderateren Trend. Ohne frische Impulse könnte das Metall in eine Konsolidierungsphase übergehen. Erst ein nachhaltiger Ausbruch über die jüngsten Hochs würde das technische Bild wieder deutlicher aufhellen.
Ausblick
Die kommenden Monate könnten entscheidend sein für die künftige Preisbildung von Platin und Palladium. Während China und Südafrika neue Handelsarchitekturen aufbauen, bleibt die industrielle Nachfrage auf hohem Niveau. Sollten sich diese strukturellen Veränderungen durchsetzen, dürfte der Einfluss der westlichen Terminmärkte abnehmen. Für Anleger eröffnet sich damit eine neue Ära im Edelmetallhandel – geprägt von regionaler Diversifizierung, technologischer Nachfrage und wachsender strategischer Bedeutung der Platingruppenmetalle.
Platin - kaufen oder verkaufen?
Die neuesten Entwicklungen bei Platin sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Anleger. Lohnt sich aktuell ein Einstieg bei Platin oder sollten Sie lieber verkaufen?
Konkrete Analysen und Empfehlungen zu Platin - hier den Zürcher Goldbrief kostenlos downloaden...
09.11.2025 - Andreas Opitz

Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)







05.11.2025
04.11.2025
02.11.2025
29.10.2025