Gazprom blickt optimistisch in die Zukunft, Sigma Lithium profitiert von Gerüchten, schwere Zeiten für das Personal bei Meta und Anlegerschützer nehmen Steinhoff ins Visier
Wenn gar nichts mehr hilft, können Anleger immer noch träumen
Das vergangene Jahr war durchtränkt von schlechten Neuigkeiten und bis heute haben viele Aktien schwer an den erlittenen Verlusten zu knabbern. Es fehlt zu weiten Teilen an einem Ausblick auf ein nachhaltiges Comeback und zumindest einige Anleger und auch Unternehmen verlassen sich zunehmend auf gute Hoffnungen.
Erstaunlich optimistisch blickt beispielsweise Gazprom (RU0007661625) in die Zukunft. Russlands Machthaber Wladimir Putin und Gazprom-Chef Alexei Miller haben sich Medienberichten zufolge kürzlich ausführlich über den weiteren Kurs des Staatskonzerns unterhalten. Dabei wird erwartet, dass der Wachstumskurs trotz wegfallender Geschäfte in Europa weitergeht und die Nachfrage nach Erdgas sich nur in Richtung Norden entwickeln wird.
Nicht ohne Grund liegt der Fokus bei den weiteren Aussichten auf den asiatischen Märkten und insbesonere auf China. Ob man im Reich der Mitte auch Interesse daran hat, die Importe im Laufe der kommenden Jahre weiter zu erhöhen, ist derweil nicht bekannt. Die hiesigen Anleger dürfte das momentan ohnehin weniger interessieren, während noch immer darauf gewartet wird, ob und wann der Handel mit Gazprom-ADRs wieder möglich sein wird.
Sigma Lithium im Visier von Tesla?
Lithium-Aktien hatten zuletzt einen eher schweren Stand und die Papiere von Sigma Lithium (CA8265991023) dürften bei den meisten Börsianern bis zuletzt unter dem Radar gesegelt sein. Das hat sich am Wochenende aber schlagartig geändert. Nach Handelsschluss am Freitag ging es hier plötzlich um fast 25 Prozent auf 36,65 USD in die Höhe, was schon fast einem neuen Alltagshoch entspricht.
Solche Kurssprünge kommen freilich nicht grundlos und auch hier sind es Hoffnungen und Träumereien, die im Vordergrund stehen. Im Netz verbreitet sich aktuell das Gerücht, dass Tesla (US88160R1014) an einem Kauf von Sigma Lithium interessiert sein könnte. Nachvollziehbar wäre das, da der US-Konzern sich so große Mengen an dringend benötigtem Lithium sichern könnte. Offizielle Ankündigungen in diese Richtung liegen bisher aber nicht vor und so bleibt auch noch das Potenzial für eine Enttäuschung vorhanden.
Meta weiter auf Sparkurs?
Bei Meta (US30303M1027) ist die Freude über zuletzt überraschend gute Quartalszahlen weitgehend verpufft. Langfristig können Anleger nur darauf hoffen, dass das Metaverse nur annähernd den Impact haben wird, von dem CEO Mark Zuckerberg schon seit einer ganzen Weile freut. Kurzfristig machen sich die Börsianer derweil vor allem um weiteres Einsparpotenzial Gedanken. Bereits im vergangenen Jahr mussten rund 11.000 Angestellte ihren Hut nehmen und es gibt Spekulationen, dass noch weitere Entlassungen bevorstehen könnten.
Ein Indiz dafür will das „Wall Street Jorunal“ in Form von Mitarbeiterbeurteilungen gefunden haben, welche dem Magazin von Insidern zugespielt sein sollen. Rudn zehn Prozent der Angestellten erhielten demnach eine negative Bewertung, was deutlich mehr sei als in vergangenen Jahren. Es liegt die Vermutung nahe, dass damit die Basis für eine neue Entlassungswelle gelegt werden soll. Denkbar wäre den Ausführungen zufolge auch, dass Meta von den betroffenen Mitarbeitern eine eigenständige Kündigung und die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz erwartet. Das Unternehmen selbst will davon aber nichts wissen und beteuerte gegenüber „Business Insider“, dass es keinerlei Veränderungen bei den Beurteilungen geben habe und auch aktuell keine neuen Entlassungswellen geplant seien.
Der letzte Strohhalm für Anleger von Steinhoff?
So ziemlich erledigt hat es sich mit dem Thema Hoffnung bei Steinhoff (NL0011375019), wo die Kurse schon seit einer ganzen Weile ungebremst in die Tiefe rauschen. Vor gar nicht langer Zeit hat das Papier nun auch die Marke bei 2 Cent nach unten durchkreuzt. Zum Wochenende stehen nur noch sehr überschaubare 0,0191 Euro in Frankfurt auf dem Ticker; an der London Stock Exhcange sind es sogar nur noch 0,0166 Euro.
Die schlechte Stimmung kommt unverändert von den Plänen des Unternehmens, die eigenen Anleger mehr oder weniger zu enteignen, um sich von den Gläubigern noch etwas Zeit zum Zurückzahlen von Krediten zu verschaffen. Anlegerschützer gehen genau dagegen nun vor, wie „Der Aktionär“ zu berichten weiß. Die Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger hat viele Fragen an den Konzern. Dazu zählt etwa, ob alle sonstigen Möglichkeiten geprüft wurden, um den Verbindlichkeiten nachzukommen. Die geplante Übertragung von Unternehmensanteilen an die Gläubiger soll möglichst noch verhindert werden. Für die Aktionäre ist das aber nur ein äußerst dünner Strohhalm, an den sie sich momentan noch klammern können.
Das Warten geht weiter
All den hier genannten Aktien gemein ist, dass die Anleger derzeit heftig auf die Zukunft spekulieren. Daher bleibt auch kaum viel mehr übrig, als geduldig auf die nächsten Entwicklungen zu warten. Wer nicht gerne spekuliert und dabei (viel) Geld aufs Spiel setzt, tut das bevorzugt von der Seitenlinie aus. Derweil muss auch weiter auf eine echte Wende an den Gesamtmärkten gewartet werden, wo Leitzinsen, Politik und Konjunktur wieder die beherrschenden Themen sind.
19.02.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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