Gazprom spricht von neuen Rekorden, Tesla hat es eilig mit Auslieferungen, BioNTech gönnt sich eine Verschnaufpause und Plug Power wieder im roten Bereich
Es gibt derzeit nicht viel zu lachen für die Anleger
Die Notenbanken haben die Stimmung am Donnerstag ordentlich in Richtung Keller gedrückt und damit Hoffnungen auf eine Jahresendrallye erst einmal zerstört. Grund dafür waren weniger die durchgeführten Zinsschritte, mit denen die Märkte bereits gerechnet hatten. Viel mehr zeigten die Anleger sich schwer enttäuscht darüber, dass ein Ende der Zinserhöhungen trotz dezent zurückgehender Inflation nicht in Sicht ist. Wie gehabt lastet das auf einigen Titeln mehr als auf anderen.
Bei Gazprom (RU0007661625) dürfte man die Zinsentwicklung im Westen recht entspannt ansehen, sich vielleicht sogar über die kleine Panikattacke an den Börsen freuen. Derweil vermeldete der russische Staatskonzern kürzlich neue Rekordlieferungen über die Pipeline „Power of Siberia“. Mehr Gas als jemals zuvor soll auf diesem Wege am Mittwoch nach China geflossen sein. Eine genaue Menge wurde allerdings nicht genannt.
Es dürfte auch politisches Kalkül dahinterstecken, dass gerade jetzt an kalten Tagen in Europa und den USA solche Nachrichten in die Welt gesetzt werden. Wie viel Glauben Angaben aus Russland derzeit noch zu schenken ist, mag jeder für sich selbst entscheiden. Ausgleichen kann Gazprom den Wegfall von Lieferungen nach Europa aber selbst dann nicht, wenn die Pipeline nach China aus allen Nähten platzt. Während Anleger hierzulande Gazprom-ADRs weiterhin nicht handeln können, zeigte man sich auch in Moskau unbeeindruckt und die Gazprom-Aktie verlor dort leicht um 0,27 Prozent auf 160,31 Rubel.
Große Eile bei Tesla
Tesla (US88160R1014) hat derzeit derartig viele Probleme, dass die Zinssorgen an den Märkten kaum weiter auffallen. Die Aktie des US-Konzerns gehörte gestern sogar zu den wenigen Gewinnern mit Kursgewinnen von 0,31 Prozent. Angesichts vorheriger schwerer Verluste sind die aber kaum der Rede wert. Geschäftlich bemüht sich Tesla momentan darum, noch vor Jahresende möglichst viele Model 3 und Model Y an Kunden auszuliefern. Dafür soll es nun sogar einen speziellen Bonus für das Aufladen an Superchargern geben.
Wer seinen Tesla noch dieses Jahr entgegennimmt, erhält dafür laut „TeslaMag“ kostenlose Aufladungen an Superchargern für 10.000 km. Im Netz wird darüber spekuliert, dass Tesla sich damit möglichst die versprochenen Ausgleichszahlungen aufgrund sinkender Subventionen in Deutschland sparen will. Da das Angebot europaweit gilt, dürfte aber auch angestrebt werden, die Auslieferungszahlen für das vierte Quartal noch einmal ordentlich aufzupolieren.
BioNTech atmet durch
Spürbar auf die Stimmung gedrückt haben die neuerlichen Zinssorgen auf die Aktie von BioNTech (US09075V1026), welche ihre jüngste Siegesserie gestern mit Abschlägen von 1,5 Prozent beendete und per Handelsschluss bei 172,25 Euro landete. Da es ansonsten keinerlei nennenswerte Meldungen gab, dürften wir es hier vornehmlich mit Gewinnmitnahmen zu tun haben, nachdem DAX und Co. schwer ins Schleudern geraten sind.
Trotz der Verluste hinterlässt sich BioNTech-Aktie aber noch immer eine gute Figur und der Aufwärtstrend muss hier noch nicht zwingend sein Ende gefunden haben. Den Aktionären gelingt es immer besser, auch andere Themen als nur Corona-Impfstoffe in den Blick zu bekommen. Dabei erkennt manch einer neue Chancen, die sich mit den zahllosen Projekten in der Pipeline ergeben. Auch wenn BioNTech so schnell wohl keine neuen Umsatzrekorde aufstellen wird, so ist der Biotech-Konzern doch bestens aufgestellt für einen nachhaltigen Wachstumskurs.
Wieder Verluste bei Plug Power
Noch etwas mehr zu kämpfen hatte am Donnerstag die Aktie von Plug Power (US72919P2020), die um fast zwei Prozent auf 14,01 Euro nachgab. Die Zinssorgen scheinen an den Märkten jegliche Risikobereitschaft auf Seiten der Käufer gelyncht zu haben und so traut sich wieder kaum jemand an die eher spekulative Plug Power-Aktie heran. Da hilft es auch nicht, dass Analysten sich bis zum Jahr 2030 noch viel von dem Titel erwarten.
Immerhin hat das Papier nach einem recht ansehnlichen Comeback noch etwas Luft bis zu den Tiefstständen unterhalb von 13 Euro. Die Bullen täten aber gut daran, nicht noch weitere Verluste zuzulassen. Ansonsten könnte sich hier schnell eine Bestätigung des Abwärtstrends und damit ein neues Verkaufssignal ergeben. Es dürfte aber schwierig sein, bei den derzeitigen Verstimmungen für eine schnelle Gegenbewegung zu sorgen. Die Lage ist also angespannt.
Die alte Leier
Die Angst vor steigenden Zinsen und damit einhergehenden negativen Effekten für die Konjunktur sind wahrlich nichts Neues. Schon des Öfteren hat eben dieses Thema die Kurse im laufenden Jahr schwer nach unten gedrückt. Trösten könnten die Anlegerinnen und Anleger sich damit, dass daraus bisher noch kein anhaltender Abwärtstrend resultierte. Zwar ist das Jahr 2022 geprägt von roten Vorzeichen überall. Die sind aber nicht allein auf Zinssorgen zurückzuführen. Optimisten erkennen da eine neue Chance. Verlassen kann sich auf eine weitere Erholung in naher Zukunft aber freilich niemand.
16.12.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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