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Gold und Silber als Altersvorsorge

Ein Marktbericht von Arndt Kümpel

 

Menschen, die lange Jahre gearbeitet haben, aber auch solche, die gerade erst ins Berufsleben eintreten, machen sich heute zu Recht Sorgen um ihre Altersvorsorge. Denn der Bundeszuschuss zur Rentenversicherung aus Steuermitteln erreichte 2018 nach Angaben des Bundesversicherungsamtes 94,6 Milliarden Euro. Grund zur Sorge? Wie sinnvoll sind Edelmetalle zur Diversifizierung des Rentenrisikos? Dazu werfen wir einen Blick auf das Potenzial von Gold und Silber als Altersvorsorge.

Die Rentenan­passungsformel wurde seit Beginn der 1990er Jahre mehrfach wesentlich geändert. Der 2004 in die Rentenformel eingeführte Nachhaltigkeitsfaktor berücksichtigt das Verhältnis von Beitragssumme und ausgezahlten Renten und ist der wesentliche Grund für die zukünftige Senkung des Rentenniveaus. Nach geltendem Recht ist deshalb ein andau­ernder Rückgang des Rentenniveaus von derzeit 48,1 % auf etwa 43 % im Jahr 2045 zu erwarten. Und bei absinkendem Rentenniveau ist deshalb auch mit einem zunehmenden Armutsrisiko im Alter zu rechnen. Bereits 2012 präsentierte die damalige Arbeitsministerin von der Leyen eine Studie, die zeigte, dass alle Arbeitnehmer, die weniger als 2500 Euro verdienen, 35 Jahre Vollzeit arbeiten und keine private Vorsorge betreiben, "mit dem Tag des Renteneintritts den Gang zum Sozialamt antreten".

 

Gold und Silber als Diversifizierung politischer Risiken

 

Neben allen demografischen Herausforderungen besteht im Umlageverfahren ein politischer Interessenkonflikt in Bezug auf das Rentenniveau. Einerseits soll die Lohnersatzfunktion der gesetzli­chen Rente durch eine Niveaustabilisierung gewahrt werden, andererseits soll eine substanzielle Erhöhung des Bei­tragssatzes und der Steuern zu ihrer Finanzierung vermieden werden. Weder die Riester- noch die Rürup-Rente konnten bislang Substanzielles an obigem Trend und Ergebnis ändern. Die aktuelle Diskussion über eine Grundrente ist deshalb ein Weckruf für all jene, die diesen Trend nicht länger ignorieren wollen, denn es fehlt im Kern ein massiver Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge für niedrige Einkommen. Ist die Abhängigkeit des eigenen Altersvorsorgeniveaus nicht allein schon ein Grund zum Handeln?

Die politischen, institutionellen und demografischen Risiken des Altersvorsorgeniveaus sollten jedoch nicht den Blick auf eine zentrale Frage der Zukunftssicherung verstellen, nämlich jene, was die ausgezahlten Renten noch wert sind bzw. welche Kaufkraft sie bei ihrer Auszahlung haben. Kombiniert man obige Herausforderungen wird schnell klar, dass vom sukzessiven Umbau der gesetzlichen Rente und der Senkung des Rentenniveaus nicht nur ein Bedarf höherer eigener Vorsorge abgeleitet werden muss, sondern auch der Bedarf nach einer Optimierung der eigenen Vermögensanlagen.

Denn sowohl in der gesetzlichen ersten wie auch in der betrieblichen zweiten Säule der Alterssicherung kann man die Auswahl der Vermögensanlagen nicht selber tätigen. Umso wichtiger ist dies für die 3. Säule, die private Vorsorge. Will man also mit Blick auf das Risiko-Ertrags-Profil vor allem der Vermögensanlagen der betrieblichen Altersvorsorge, aber auch der eigenen, schon bestehenden Anlagen, dieses optimieren, dann geht es vor allem um die Ergänzung mit jenen Anlagen, die in den bisherigen noch nicht vorhanden sind, aber insgesamt vorhanden sein sollten. Die große Bedeutung von Anleihen für die Altersvorsorge hat vor dem Hintergrund der seit Jahren extrem niedrigen Zinsen zu einem massiven Wiederanlagerisiko, aber auch zu einem statistisch nicht hinreichend berücksichtigten Ausfallrisiko geführt, das es wenigstens teilweise zu kompensieren gilt.

 

Gold und Silber als komplementäre Vermögensanlage

 

Dieses Ausfallrisiko, welches bankenaufsichtsrechtlich überwiegend wegdefiniert wurde, sollte vor dem Hintergrund der Verschuldung von Staaten, Firmen und Konsumenten, die dem süßen Gift niedriger Zinsen erlegen sind, eine zentrale Zielgröße eigener komplementärer Vermögensanlagen sein. Und zu den ganz wenigen, hinreichend liquiden Vermögensanlagen zählen Gold und Silber. Sie haben eben kein Gegenparteienrisiko und haben auch dann noch einen Wert, wenn Börsen geschlossen sind oder der Strom ausfällt.

Ein Standardargument gegen Gold und Silber hat sich in den letzten Jahren deutlich abgeschwächt. Die bemängelte Ertraglosigkeit verkehrt sich in der aktuellen Lage bei einer Umlaufrendite von – 0,28 % in sein Gegenteil, denn mit dem zinslosen Gold und Silber verliert man eben auch keine Negativzinsen!

 

Gold als Liquiditätsreserve

 

Ein wohl ebenso wichtiges Argument ist jenes der jederzeitigen Liquiditätsreserve, was für Immobilien, Private Equity oder Kapitalsparpläne nur sehr eingeschränkt gilt. Zudem lassen sich Ansprüche aus einem umlagebasierten Rentensystem weder beleihen noch lässt sich der Zeitpunkt der Zahlung auf die individuellen Bedürfnisse wie etwa einen früheren Renteneintritt anpassen. Und wenn, dann nur zu nachteiligen Bedingungen in Form von Abschlägen.

Und schließlich sind Edelmetalle auch nicht von Rentenkorrekturfaktoren betroffen, die das Rentenniveau aufgrund versicherungsmathematischer Einflüsse verringern. Damit sind Gold und Silber Anlagen, die das politische und versicherungsmathematische Risiko des großen Restes der eigenen Altersvorsorge verringern. Und all dies bei einer historisch ansprechenden Rendite: Man sollte nicht vergessen, dass alle bis 1971 zu 35 US-Dollar gekauften Unzen Gold heute aktuell 1340 US-Dollar wert sind.

Fazit: Die Anpassung der nominalen Rentenhöhe an das Inflationsniveau und an das individuelle Bedarfsniveau ist vom politischen Willen des Gesetzgebers abhängig. Bei der Altersvorsorge vor allem mit Gold liegt die Erwartung in der historischen Tatsache, dass Gold über viele Jahrhunderte seine Kaufkraft bewahrt hat und deshalb als Wertaufbewahrungsmittel eine klassische Sparbedingung erfüllt. Ob und wie Zahlungsansprüche aus einem strukturell fragilen Umlageverfahren dies gleichwertig tun, ist vor dem Hintergrund der derzeitigen Prognosen völlig offen. Ein Blick auf die politische Ökonomie des Staates mahnt hier zur Vorsicht, und die ist ja bekanntlich die Mutter der Porzellankiste! Es bestehen im Ergebnis viele Gründe für einen substanziellen Anteil von Edelmetallen in der eigenen Altersvorsorge.

 

14.06.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de





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Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

  • Arndt Kümpel - 19.06.2019 16:05:14 Uhr

    Hallo Frank, vielen Dank für Deinen wichtigen Hinweis auf die USA, der mehr als berechtigt ist. Wir werden uns in Zukunft deshalb auch verstärkt global umschauen, wenn es um die Suche nach Alternativen zum derzeitigen System in Deutschland geht.

    Viele Grüße
    Arndt Kümpel


  • Frank - 19.06.2019 15:41:52 Uhr

    Edelmetalle in der Altersvorsorge sind ein interessanter Ansatz. Warum hört man davon nicht mehr? Wenn man mal über den großen Teich schaut braucht man nicht lange zu suchen. Die 401k Pläne erlauben es schon heute, für seine betriebliche Altersvorsorge Gold zu erwerben. Insofern wäre eine Referenz hilfreich... und natürlich eine Anpassung an unser System. Da die betriebliche AV aber schon heute auf Kapitaldeckung beruht, sollte das nicht so lange dauern. Hoffenlich nicht zu lange... bis die anleihelastigen Bestände wertmäßig implodieren... Also insgesamt: Vielen Dank für diesen Fokus und bitte mehr darüber!!!


 

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