als .pdf Datei herunterladen

Wiederholt sich bei Gold die Geschichte oder reimt sie sich nur?

Gold und alles Geld der Welt

NTG24 - Wiederholt sich bei Gold die Geschichte oder reimt sie sich nur?

 

In den derzeitigen Turbulenzen an den Kapitalmärkten, in denen die Unsicherheit über die weitere Entwicklung hoch ist, wird meist übersehen, dass die Bedingungen jenen ähneln, welche auch die Finanzkrise von 2008/2009 auslösten. Billiges Geld ermöglichte eine exorbitante Verschuldung, welche zu einem Vertrauensschock im Prozess des Leveraging und in Zuge dessen dann zu einer Bankenkrise führte.

Heute ist die Verschuldung von Staaten, die die Banken damals retteten, viel höher als vor 12 Jahren. Die meisten Banken haben ein massives Problem, denn ihr Geschäftsmodell ist de facto tot. Es wundert deshalb nicht, dass die Aufsichtsbehörden in den vergangenen Tagen einen bedeutenden Teil jener Regeln, die die Fähigkeit der Banken zur Schockabsorption stärken sollten, entweder entfallen sind oder zeitlich weit in die Zukunft verlegt worden sind.

Dies ist eine Entwicklung, welche 2008/2009 in einer beispiellosen Rettungsaktion für Banken endete.

 

Was aber kommt jetzt?

 

Zu unterscheiden sind hier auf jeden Fall Ursache und Auslöser. Der ökonomische Schock, den die Weltwirtschaft derzeit erleidet, stammt ganz überwiegend aus der politischen Reaktion auf den Coronavirus, aber viel weniger vom Virus selbst.

Ob diese Reaktion überzeugend einer Verhältnismäßigkeitsprüfung standhält? Fragen sind erlaubt, aber Gefahrenabwehr geht vor. Dabei wurden riesige Nachtragshaushalte weltweit verabschiedet, um die ökonomischen Folgen der politischen Entscheidungen abzumildern.

Dass bei einem Einbruch der realen Güterproduktion und einer Explosion der Verschuldung Zweifel an der Geldwertstabilität aufkommen, ist vollkommen gerechtfertigt.

 

Vertrauen - fundamentale Vorbedingung für das Funktionieren von Wirtschaft

 

Dass dadurch in einer durch rechtliche Verträge und Ansprüche durchzogenen und regulierten Welt die Frage nach der Verlässlichkeit dieser Abmachungen und Zusagen aufkommt, ist auch über den Geldwert hinaus vollkommen plausibel.

Wen wundert es, dass 2008/2009 die Vertrauenskrise des Bankensystems zu Bankruns führte? Im Zweifel sind die Guthaben bei einer Bank jene von Gläubigern, die dabei zusätzlich der Einlagensicherung und je nach Bank, der Institutssicherung, vertrauen.

Dies zeigt, dass Vertrauen nicht nur abstrakt ein hohes Gut ist, sondern auch eine fundamentale Vorbedingung für das Funktionieren von Wirtschaft.

Mindestens insoweit ist deshalb die Situation der Finanzkrise mit der heutigen vergleichbar. Ob das Vertrauen in die Notenbanken gerechtfertigt ist oder nicht, wird man wie meistens erst hinterher feststellen können. Die de facto unlimitierte Zusicherung, das Funktionieren der Kapitalmärkte zu sichern, ist ein Segeltörn mit ungewissem Ausgang. Dies zeigt bereits ein zweiter Blick auf das gerade verabschiedete Billionenpacket in den USA.

Für Gold bedeutet das nach einer Phase der Zwangsliquidierung zur Sicherung der eigenen liquiden Mittel nur, dass der Wert einer Anlage ohne Gegenparteienrisiko stark zunehmen wird. Denn je weniger das Vertrauen in diese Gegenparteien gerechtfertigt ist, um so höher werden die Absicherungskosten werden, die monetär in Form von Credit Default Swaps (CDS) anfallen.

Ein Anstieg der Risikoprämien am Anleihemarkt dürfte damit ebenso wie 2007/2008/2009 ein deutliches Signal dafür sein, dass der Markt nach der Phase der Rettungseingriffe der Notenbanken anfängt, die Bonität der einzelnen Schuldner neu zu bewerten. Die Benchmark dafür wird Gold sein!

Charttechnisch lassen sich nun Vergleiche über Ähnlichkeiten in der Kursentwicklung von Gold in der Finanzkrise und in der Zeit seit dem Zyklushoch 2011 anstellen.

 

Gold langfristig

 

Vergleicht man die Zeiträume seit dem jeweiligen Hoch vor der Liquidationsphase, erhält man zwei verschieden große Rechtecke, die eine Bodenbildung zeigen. In Chart 2 ist vergrößert auf Wochenbasis die Entwicklung des Goldpreises in der Finanzkrise dargestellt, die in Chart 1 auf Monatsbasis zu sehen ist.

 

Gold 2008

 

Dabei zeigt sich, dass die Bewegung nach dem jeweiligen Zyklustief etwas länger dauerte als davor. Dies ist qualitativ für die Interpretation nur insofern interessant, dass dadurch eine mögliche Symmetrie geschwächt wird. Qualitativ bleibt aber ein Reaktionsmuster von Gold auf Schocks. Der Phase der starken Verkäufe folgte in der Finanzkrise ein Trendwechsel, der 2009 von einem zweimaligen Test des bisherigen Allzeithochs gefolgt wurde.

Die Entwicklung des Goldpreises seit 2011 zeigt aber abweichend davon eine längere Bodenbildung. Es ist deshalb möglich, dass auch ein neues Allzeithoch nicht erst von einem zweimaligen Test begleitet wird.

Im Zuge des nächsten Aufwärtsimpulses dürfte der Goldpreis die aktuelle Widerstandszone um 1.600 Dollar überwinden und relativ zügig in Richtung 1.800 Dollar vorstoßen. Dann werden Zweifel aufkommen und Vermutungen, dass ein ausgeprägtes Doppeltop entsteht. Dies war auch 2009 der Fall. Aber es kam damals anders. Auch und vor allem, weil die Notenbanken und die Staaten das System mit Liquidität fluteten. Ein Vergleich mit der heutigen Situation zeigt, dass auch jetzt zwar Zweifel an der Aufwärtsdynamik des Goldpreises bestehen. Allerdings sind die Treiber der Aufwärtsbewegung von 2008 bis 2011 heute viel stärker als damals.

Mithin gibt es keinen überzeugenden Grund, warum Gold in Zukunft sich nicht ähnlich verhalten wird wie in der Finanzkrise 2008/2009.

 

Fazit

 

Gold ist und bleibt ein Vermögenswert ohne Gegenparteienrisiko. Dies macht es zu einer Versicherung gegen genau dieses. Hinzu kommt, dass, wie die derzeit stark steigenden Prämien für physisches Gold zeigen, es einen beachtlichen und warnenden Unterschied zwischen dem Goldpreis und dem Preis für physisches Gold gibt. Denn das fraktionale Geldschöpfungssystem, welches in der Finanzkrise zum Brandbeschleuniger wurde, wird auch für Gold angewendet. Da kann man nur raten: Fasten seat belt! Und egal, ob die Geschichte sich wiederholt, reimen dürfte sie sich auf jeden Fall.

 

31.03.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

Auf Twitter teilen     Auf Facebook teilen





Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur


Bitte geben Sie die Anzahl der unten gezeigten Eurozeichen in das Feld ein.
>

 



Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

  • Tilgner - 01.04.2020 07:18:59 Uhr


 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)