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Das Coronavirus und der indische Goldmarkt

Was wird aus dem indischen Goldmarkt?

NTG24 - Das Coronavirus und der indische Goldmarkt

 

Dass in indischen Tempeln über 20.000 Tonnen Gold lagern sollen, ist eine Erinnerung daran, welch hohe Bedeutung Gold für die Inder hat. Diese geht aber weit über seine religiöse Bedeutung hinaus.

 

Shutdown, Sparen und Hochzeit

 

Da faktisch die begrenzten und derzeit sinkenden Ersparnisse der limitierende Faktor für die saisonal geglätteten Goldkäufe der Inder ist, dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit der von Ministerpräsident Modi verordnete Shutdown die verfügbaren Mittel zum ,,Goldsparen‘‘ drastisch reduzieren. Insbesondere dann, wenn die bereits vorhandenen individuellen Goldreserven als Sicherheit für Geschäfte dienen, die nun wegbrechen. Ähnlich der Liquiditätswelle bei Gold im März an den Kapitalmärkten, könnte auch im Retail-Geschäft Gold vor allem aus dem Grund verkauft werden, damit man mit dem Erlös Verluste und Kosten an anderer Stelle stopfen kann.

Daneben gibt es de facto aufgrund der Quarantäne einen drastischen Einbruch des inländischen Goldhandels. Es ist deshalb verständlich, dass der ,,Indian Chamber of Commerce (ICC)‘‘, also die Handelskammer als Vereinigung der Unternehmer, eine Erleichterung des Edelmetallhandels von den Auflagen der Regierung zu erwirken versucht.

Für die Volkswirtschaft Indiens ist der Sektor von einiger Bedeutung. Er erwirtschaftet rund 7 % des indischen Bruttoinlandsprodukts und beschäftigt rund 5 Mio. Inder.

Der ICC mit Sitz in Kalkutta schätzt nun zuletzt, dass der Umsatz der Branche in diesem Jahr um 30 % sinken werde. 2019 hatte die Menge noch 690 Tonnen betragen.

ICC – Generaldirektor Rajeev Singh erklärte, dass das indische Schmuck- und Edelsteingeschäft in großem Maße durch Hochzeiten getrieben sei. Da aber durch die Corona-Pandemie viele Hochzeiten verschoben worden seien, ist auch das Geschäft mit Hochzeitsschmuck zum Stillstand gekommen. Und das mitten in der Hochzeitssaison.

Singh schätzt, dass die langfristige indische Goldnachfrage bei rund 850 Tonnen liegt, was in der bereits erwähnten hohen Affinität der Inder zu dem gelben Metall liegt.

Was aber mindestens genauso stark auf die Goldnachfrage der Inder drücken dürfte, ist die schwache indische Rupie bei gleichzeitig steigendem Goldpreis in Dollar. Denn die Rupie hat gegen den US-Dollar gerade erst im März 2020 ein neues Allzeittief erreicht und die Aussichten für eine Trendumkehr sind gering.

 

Dollar in Rupien

 

Diese Rupien-Schwäche erklärt ganz überwiegend die Wertdifferenz zum Goldpreis in US-Dollar.

 

Gold in Rupien

 

Nimmt man nun den Goldpreis in indischen Rupien und stellt ihm den abstürzenden bzw. ausbleibenden Einkommen der Inder gegenüber, so wird deutlich, dass auch nach dem Ende der Ausgangssperren in Indien eine Normalisierung des Goldmarktes kaum kurzfristig möglich ist.

 

Fazit

 

Der indische Goldmarkt hat Herzrhythmusstörungen. Ein anhaltender Stillstand der indischen Wirtschaft führt sehr wahrscheinlich nicht nur zu geringeren verfügbaren Mitteln der Inder für Goldschmuck, vor allem für Hochzeiten. Eine gleichzeitige Abwertung der indischen Rupie als außenwirtschaftliche Folge des Lockdowns erhöht den inländischen Goldpreis zusätzlich. Damit ist die indische Goldnachfrage in zweifacher Hinsicht stark von der Rückkehr der wirtschaftlichen Normalität abhängig. Man kann nur hoffen, dass dies geschieht, bevor sich diese beiden Komponenten gegenseitig verstärken und damit beschleunigen.

 

16.04.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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