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Starker Yuan und die Erholung Chinas

China reagiert auf den erstarkenden Renminbi

NTG24 - Starker Yuan und die Erholung Chinas

 

Die chinesische Währung hat in den vergangenen Wochen deutlich aufgewertet. In unserem Beitrag vom 01.10.2020 beleuchteten wir das Trilemma der Geldpolitik für China und stellten die charttechnische Lage in diesen Kontext.

Inzwischen ist der Yuan weiter erstarkt, insbesondere gegen den US-Dollar und steht kurz vor der im obigen Beitrag beschriebenen Unterstützung aus Sicht des US-Dollars bzw. des Widerstands aus Sicht des chinesischen Yuan.

Ein Überwinden der Marke von 6,65 Yuan je US-Dollar könnte dabei die Tür öffnen für einen relativ schnellen weiteren Anstieg in Richtung 6.30 Yuan je US-Dollar.

 

 

Auf Wochenschlusskurs-Basis hat der US-Dollar gegen den Yuan bereits sein Zwischentief vom April 2019 unterschritten (rote Horizontale). Eine nächste Marke liegt kurz darunter (blaue Horizontale).

Der Schlusskurs des Monats Oktober dürfte einen ersten Hinweis auf den ,,Trend-Wert‘‘ dieser Entwicklung geben. Denn nach den US-Wahlen am 03.11.2020 könnte ein Impuls ausgelöst werden, welcher über den mittelfristigen Trend des US-Dollars gegen den Yuan entscheidet.

Neben dem US-Dollar spiegelt der aktuelle Währungstrend aber auch die binnenwirtschaftliche Entwicklung Chinas.

Die ,,Wachstumslücke‘‘ zwischen China und den USA könnte in diesem Jahr nach Analystenschätzungen bis zu 6 % anwachsen. Und die Zinsdifferenz zwischen China und den USA liegt derzeit bei etwa 2,75 % für Laufzeiten von 2 bis 10 Jahren.

Dies könnte den Kapitalzufluss weiter steigern, obwohl gleichzeitig auch Kapital aus China abfließt, nicht zuletzt aus politischen Erwägungen.

Neue Investitionen in Chinas Kapitalmärkte könnten in Zukunft aber leichter werden. Vor allem, seit chinesische Wertpapiere in globale Marktbarometer aufgenommen wurden. Anfang Oktober hat etwa der Indexanbieter FTSE Russell entschieden, chinesische Staatsschulden in seinen Benchmark-Index für Staatsanleihen aufzunehmen, den FTSE World Government Bond. Allein dies könnte 2021 Investitionen in Höhe von schätzungsweise 140 Millionen US-Dollar auslösen. Wenig, aber von hohem symbolischen, weil strategischem Wert.

Die chinesische Notenbank hat inzwischen bereits erste Schritte gegen die Yuan-Aufwertung unternommen und in den vergangenen Tagen die Reservepflicht für Währungstermingeschäfte gestrichen. Bisher mussten Geschäftsbanken 20 % als Sicherheit hinterlegen, wenn diese im Kundenauftrag Fremdwährungen per Termingeschäft kauften. Dies entsprach einer Spekulations-Gebühr für Nicht-Banken, die über Swaps und Forward-Geschäfte Renminbis gegen US-Dollar oder andere Fremdwährungen verkaufen wollten. Nach Erlass der Reservepflicht wird es nun billiger, auf einen schwächeren Yuan zu spekulieren oder Fremdwährungsrisiken abzusichern.

 

Fazit

 

Die Aufwertung des chinesischen Yuan insbesondere gegen den US-Dollar spiegelt größer werdende Wachstums- und Zinsdifferenzen wider. Diese Aufwertung wirkt bremsend auf das chinesische Export-Wachstum, da es die preisliche Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Waren im Ausland senkt. Gleichzeitig erhöht es die Kaufkraft des Yuan im Ausland. Eine weitere Liberalisierung des Kapitalmarktes könnte ein permanenter Faktor von stärkeren Kapitalflüssen in den Yuan werden.

Charttechnische Signale deuten an, dass der Yuan vor einer längeren Aufwertungsperiode stehen könnte. Zwar steht eine Bestätigung für diese Vermutung noch aus, fundamentale Gründe sprechen aber dafür. Große Unbekannte dieser Gleichung sind die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie in China und bei seinen größten Handelspartnern, der Grad der finanziellen Liberalisierung Chinas und der Einfluss politischer Konflikte auf diesen Trend, nicht nur mit Blick auf Hongkong, Xinjiang, den indisch-chinesischen Konflikt und das Südchinesische Meer.

 

19.10.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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