Peking fordert Tribut von Tencent
Tencent machten seinen Kotau für Peking und gibt die JD.com Beteiligung auf
Tencent beugt sich dem Willen Pekings. In einem überraschenden Schritt kündigte das Technologieunternehmen den Spin-off der JD.com Beteiligung an die eigenen Aktionäre an.
Die Transaktion hat erheblichen Umfang. Tencent (KYG875721634) wird an seine Aktionäre 457,3 Millionen Klasse A Aktien von JD.com (US47215P1066) bzw. 86,4 % seiner gesamten Beteiligung an JD.com ausschütten. Das sind umgerechnet 15 % alle Aktien, die von JD.com emittiert wurden. Tencent wird nach der Ausschüttung noch rund 2,3 % seiner Beteiligung an dem Unternehmen halten.
Diese Sonder-Dividende wird einen Gegenwert von mehr als 16 Mrd. US-Dollar haben. Damit wird sie eine der grössten in der Geschichte Chinas sein. Nach dem Rückzug von Tencent werden dann die Karten neu gemischt. Der grösste Aktionär von JD.com wird Richard Liu Qiangdong werden, der 13,9 % der Aktien hält. Dahinter folgt die amerikanische Einzelhandelskette Walmart (US9311421039) mit einer Beteiligung in Höhe von 9,3 %.
Martin Lau verlässt JD.com
Es gibt auch personelle Konsequenzen. Der Rückzug von Tencent passiert nicht nur auf dem Papier, sondern unter anderem wird sich auch Martin Lau aus dem Aufsichtsrat von JD.com zurückziehen. Lau ist Executive Director und President von Tencent. Er arbeitet seit 2005 im Unternehmen, nachdem er zuvor für Goldman Sachs (US38141G1040) gearbeitet hatte. Lau fing als Chief Strategy and Investment Officer bei Tencent an. Er ist einer der zentralen Vertreter von Tencent in zahlreichen chinesischen und ausländischen Unternehmen, die mit dem Konzern zu tun haben. Seine Macht und sein Einfluss sind umfassend. Er zählt in diesem Jahr zu den 50 Reichsten in Hongkong.
Es war im Kern Laus Strategie, mit zahlreichen Beteiligungen stark im Ausland zu expandieren. Auf ihn geht der Vorstoss zurück, in die Videospielewelt zu investieren. 2016 kaufte Tencent beispielsweise 84 % an der finnischen Supercell. Das ausgesprochen erfolgreiche Unternehmen hat unter anderem Bestseller wie Hay Day, Brawl Stars, Clash of Clans und Clash Royale entwickelt. Auch hatte sich Tencent an Epic Games mit 40 % beteiligt. Das Unternehmen ist vor allem für den Dauerbrenner Fortnite (> 7 Mrd. US-Dollar Umsatz) und die ausgezeichnete Unreal-Engine verantwortlich. Davon abgesehen hält der Konzern weitere Beteiligungen an namhaften Unternehmen wie Didi Global (US23292E1082), Pinduoduo (US7223041028), Kuaishou Technology (KYG532631028), Meituan (KYG596691041) uvm.
JD.com ist die zweitwichtigste chinesische E-Commerce-Plattform. Aus wirtschaftlicher Sicht gibt es für Tencent keinen Grund, diese Beteiligung abzugeben bzw. sich zurückzuziehen. Das ganze Unterfangen resultiert einzig und allein aus dem Willen Pekings, die grossen Technologieunternehmen zu entmachten und zu bestrafen, indem sie entflechtet werden. Denn was sie in den vergangenen drei Jahrzehnten gross gemacht hat, waren die zahllosen Beteiligungen, die man eingegangen ist.
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24.12.2021 - Mikey Fritz
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