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Yen gegen US-Dollar vor Richtungsentscheidung?

Yen gegen Dollar - was sagt der Chart?

NTG24 - Yen gegen US-Dollar vor Richtungsentscheidung?

 

Die Zinsdifferenz zwischen Währungen ist vor allem in Zeiten von Null- und Negativzinsen nicht zu unterschätzen. Vor allem, wenn man die Verzweiflung bei der Jagd nach Rendite rund um den Globus beobachtet. Diese Zinsdifferenzen werden oftmals durch Zinsarbitrage-Geschäfte ausgenutzt.

 

Was machen mit der Zinsdifferenz

 

Ein Blick auf die weltweit großen Währungen macht dies sofort klar: Aktuell liegt die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe bei 1,835 %, jene einer japanischen Staatsanleihe bei 0,002 % und die einer deutschen Bundesanleihe bei – 0,227 %. Die Zinsdifferenz bei 10-jährigen Staatsanleihen beträgt damit zwischen den USA und Japan 1,833 % und zwischen den USA und Deutschland 2,062 %. Abgesehen von der Sondersituation, die der Euro für Deutschland mit sich bringt, wird klar, warum der japanische Yen zu den wichtigsten Carry-Trade-Währungen weltweit gehört.

Für einen Carry Trade nutzt man die niedrigen Zinsen in der einen Währung für einen Kredit, mit dem man Zinsen in der höher verzinslichen Währung erwirbt. Die Erwartung ist, dass nach dem Erhalt der positiven Zinsdifferenz auch nach Währungsschwankungen eine positive Differenz verbleibt. Denn es ist auch nicht auszuschließen, dass die der höher verzinsten Währung zufließenden Kapitalströme ihrerseits zu einer Aufwertung führen. Im Ergebnis addieren sich die positive Zinsdifferenz und die potenziellen Aufwertung der Anlagewährung gegenüber der Verschuldungswährung.

 

Ein sicherer Carry Trade?

 

Im Blick sollte man aber auch behalten, dass diese Carry Trades auch aufgelöst werden können bzw. müssen, wenn sich die Wertentwicklung nicht wie erwartet gestaltet. Die Bundesbank etwa stellte in ihrem Monatsbericht vom Juli 2010 fest, dass die Wechselkursentwicklung während der Finanzkrise, abgesehen von den traditionellen fundamentalen Determinanten, wesentlich von der Verunsicherung der Marktteilnehmer bestimmt wurde, die zu einer Flucht in „sichere“ Anlagen einerseits und einer Auflösung riskanter Geschäfte – wie eben Currency Carry Trades – andererseits geführt hat.

Dies bedeutet, dass in einer Turbulenz an den Finanzmärkten die individuellen Kalküle schnell redundant werden können und die entsprechenden Basisgeschäfte rückabgewickelt werden. Dies würde für einen Yen-Dollar-Carry-Trade bedeuten, dass die entsprechenden Zinspapiere in US-Dollar verkauft werden und der Gegenwert in US-Dollar gegen Yen verkauft wird. Per saldo ergibt sich damit unter sonst gleichen Bedingungen eine Zinserhöhung in den USA, eine Abwertung des US-Dollar und eine relative Aufwertung des japanischen Yen gegen den US-Dollar.

 

Japanische Besonderheiten

 

Des Weiteren ist beim japanischen Yen zu beachten, dass die japanischen Zinsen bereits seit Jahrzehnten unter denen der anderen großen Währungsräume liegen. Deshalb investieren viele japanische Kapitalsammelstellen (Pensionsfonds etc.) in anderen Währungen. Ein Risk-off-Modus dieser großen institutionellen Anleger in Japan führt ebenfalls zu einer Konvertierung dieser Fremdwährungen in den japanischen Yen. 

Ein Blick auf die Entwicklung des US-Dollars gegen den japanischen Yen zeigt, dass der Yen gerade in der Finanzkrise deutlich gehen den US-Dollar aufwertete. Denn auch in Japan sank die Risikotragfähigkeit deutlich, was zu einem Abbau der Risiken wie eben jenen in Carry Trades führte. Dollars wurden gegen Yen verkauft.

Zuvor bestand aber bereits lange ein Aufwertungsdruck des Yen gegen den US-Dollar. Zum einen wertete der Dollar nach Aufhebung der Goldbindung des Dollars 1971 gegen alle großen Währungen der Welt dramatisch ab. Zum anderen sorgten die strukturellen Außenhandelsüberschüsse für eine wenigstens teilweise Repatriierung in Yen und damit für weiteren Aufwertungsdruck.

 

Yen gegen USD

 

Und schließlich kommt in Bezug auf die Verschuldung Japans noch hinzu, dass diese vor allem von den eigenen Bürgern direkt und indirekt gehalten wird. Damit ist der japanische Yen deutlich weniger anfällig gegen eine plötzliche Rückführung ausländischer Gelder aus Japan.

Wie der zweite Chart deutlich macht, hat das wichtige Wechselkurs-Verhältnis von US-Dollar und Yen in den vergangenen Monaten deutlich an Schwankungsintensität eingebüßt und einen Konsolidierungskeil gebildet, dessen Mittelwert bei rund 107 Yen je Dollar liegt.

 

Yen gegen Dollar mittelfristig

 

Im Rückspiegel korrespondiert die seit 2013 gesehene Abwertung des Yen mit einer Aufwertung des Dollar. Dies ist wenigstens zum Teil auch mit einer relativen Flucht aus dem Euroraum zu erklären.

Das zentrale Carry-Trade-Verhältnis USD/JPY läuft deshalb in eine Entscheidungssituation hinein, von der auch für viele Carry-Trades ihre Profitabilität abhängen wird.

 

Fazit

 

Eine Abwertung des US-Dollar über die Zinsdifferenz und mögliche schwebende Währungsgewinne hinaus dürfte zumindest auf privatwirtschaftlicher Basis zur zunehmenden Auflösung dieser Geschäfte und damit zu einer Aufwertung des Yen gegen den Dollar führen. Dies hat Folgen für alle anderen ,,Cross-Rates‘‘. Es ist damit für eine umsichtige Portfoliostrategie unerlässlich dieses Wechselkurspaar im Blick zu behalten. 

 

10.01.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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