als .pdf Datei herunterladen

Libanon ist pleite

Libanon kann erstmals seine Schulden nicht begleichen

NTG24 - Libanon ist pleite

 

Es war ein Knall mit Ansage! Libanon kann erstmals seine Schulden nicht mehr zurückzahlen.

Und es hatte sich bereits angekündigt. Wir gingen in unseren Beiträgen vom 26.11.2019 und zuletzt vom 17.01.2020 auf die prekäre Situation ein.

Und nun ist es also passiert. In einer Fernsehansprache erklärte der libanesische Ministerpräsident Hassan Diab am Samstagabend, dass der Staat Libanon eine am heutigen Montag fällige Schuldverschreibung in Höhe von mehr als 1,2 Mrd. US-Dollar nicht zurückzahlen werde. Sie war im März 2010 mit einer Laufzeit von 10 Jahren emittiert worden und trägt einen Zins von 6,375 %. Der Kurs schwankte in der vergangenen Woche um 55 %.

Diab erklärte, er wolle eine Umschuldung erreichen und dazu ,,faire‘‘ Verhandlungen mit den Gläubigern führen.

Der Schuldenberg des Libanon beträgt 92 Mrd. US-Dollar, was rund 170 % des Bruttoinlandsproduktes entspricht. Damit hat der libanesische Staat eine der höchsten Staatsverschuldungen der Welt.

Erst im Februar hatte sich der Ministerpräsident mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) getroffen, aber keine offizielle Hilfsanfrage gemacht.

,,Unsere Devisenreserven haben ein beunruhigendes Niveau erreicht", betonte der Ministerpräsident in seiner Fernsehansprache. Es sei ein ,,umfassender Plan erforderlicher Reformen" nötig, der eine Senkung der öffentlichen Ausgaben einschließen müsse.

Der Blick auf den Wechselkurs des libanesischen Pfundes zum US-Dollar, an den es gekoppelt ist, vermittelte bereits seit einiger Zeit eine wahre Scheinstabilität. Der echte Marktpreis des Pfundes liegt auf dem Schwarzmarkt bereits deutlich tiefer. In der vergangenen Woche musste dort für einen US-Dollar schon 2.500 libanesische Pfund gezahlt werden, was einer Abwertung von 66 % entsprechen würde, falls sich der neue Marktpreis auf diesem Niveau einpendeln würde.

 

Libanesisches Pfund

 

Die nun anstehende deutliche Abwertung des libanesischen Pfundes gegen den US-Dollar dürfte zu einer Pleitewelle im Libanon führen.

Dass dadurch die Bonität des Staates auch nicht kurzfristig steigen dürfte, zeigt auch die Entwicklung der anderen Anleihen des Staates Libanon. Die am 12.04.2021 fällige Anleihe mit einem Kupon von 8,25 % im Volumen von 2,09 Mrd. US-Dollar notierte am vergangenen Freitag bei 25 % ihres Nennwertes, ebenso wie jene mit einem Kupon von 6,1 % und einer Laufzeit bis 04.10.2022.

Dies deutet auf einen massiven ,,Haircut‘‘ und damit Vermögensverlust für die Anleihegläubiger hin. Die inländischen Geschäftsbanken zahlen seit Jahresanfang nur 200 US-Dollar pro Woche aus, was die Zahlungsfähigkeit in harten Währungen dramatisch einschränkt.

Von den per Ende ausstehenden rund 30 Mrd. Dollar Eurobonds besaßen die libanesischen Geschäftsbanken rund 12,7 Mrd. Dollar. Ein Teil davon könnte weiterverkauft worden sein. Die Zentralbank hielt 5,7 Mrd. Dollar, während der Rest auf ausländische Gläubiger entfiel. Der Effekt auf den Wohlstand des Durchschnittslibanesen ist abzusehen: Nach Angaben der Weltbank könnten rund 40 % der Bevölkerung in die Armut getrieben werden. Und der jetzige Staatsbankrott dürfte den Prozess weiter beschleunigen.

 

Fazit

 

Der Libanon erhält nun die Rechnung für seine nicht nachhaltige Finanzpolitik und seine innenpolitischen Blockaden, die eine Stärkung der Kreditwürdigkeit verhinderten. Der anstehende Vermögensverlust wird gerade im Inland von einer massiven Verarmung und einer Pleitewelle begleitet werden. Eine deutliche Abwertung des Wechselkurses gegenüber dem US-Dollar kommt hinzu. Das libanesische Pfund sollte deshalb in nächster Zeit gemieden werden.

 

09.03.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

Auf Twitter teilen     Auf Facebook teilen





Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur


Bitte geben Sie die Anzahl der unten gezeigten Eurozeichen in das Feld ein.
>

 



Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)