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Panda am Kap

Ein Marktbericht von Arndt Kümpel

 

Südafrika öffnet sich weiter für Chinas neue Seidenstraße. Wir werfen einen näheren Blick auf die neue Lage.

Für China läuft es gut in Südafrika. Gerade verkündete ein zufriedener südafrikanischer Handels- und Industrieminister Patel, man habe im Zuge des 2010 zwischen beiden Ländern abgeschlossenen ,,Umfassenden Strategischen Partnerschaftsabkommens‘‘ (CSPA)  93 neue Verträge im Wert von 27 Mrd. Rand (ca. 1,7 Mrd. Euro) abgeschlossen.

 

Südafrikas Bonität wackelt

 

Ob nun geplant oder zufällig, das Timing von Chinas Initiative ist bemerkenswert. Denn Südafrika zerlegt sich zunehmend ökonomisch selbst. Große Staatsbetriebe, allen voran der staatliche Energieversorger Escom mit allein mehr als 30 Mrd. US-Dollar Schulden, schlittern der Schuldenklippe entgegen. Da der Staat die Bedienung der meisten Schulden garantiert, ist eine politische Geiselhaft unausweichlich. Damit wackelt auch das letzte Investmentgrade-Rating von Moody’s gewaltig. Sollte dies fallen, dürfte ein massiver Kapitalabfluss aus Südafrika die Folge sein, da nicht wenige Fonds keine Schrottanleihen unterhalb des Investmentgrade halten dürfen und verkaufen müssten. Nicht überraschend weitete sich der Spread zwischen der bis 2026 und der bis 2048 laufenden Staatsanleihe Südafrika zuletzt auf über 180 Basispunkte aus.

 

Hope und Change reloaded

 

Da im Zuge dessen das Vertrauen in Südafrika als Investmentziel mächtig wackelt, lassen sich aus chinesischer Sicht vorteilhafte Konditionen aushandeln. Und politisch lässt sich diese Unterstützung wunderbar verkaufen. Die Erhöhung der Drehzahl chinesischer Außenpolitik in Afrika im Rahmen der Erweiterung der Neuen Seidenstraße ist dabei Teil eines umfassenden chinesischen Planes der Integration Afrikas in eine neue ökonomische Welt, in dessen Zentrum China steht. Politischer Rahmen ist das im Jahr 2000 gegründete Forum für China-Afrika-Kooperation (FOCAC), in dem China die psychologischen Altlasten der ehemaligen Kolonien und die faktische Unterrepräsentation Afrikas in der Weltpolitik in Sinnstiftungspotenzial einer Neuausrichtung auf China umwandelt. Diese Woche waren dann auch 9 Staaten (Südafrika, Tansania, Burundi, Benin, Südsudan, Sambia, Gambia, Kap Verde und Libera) in Peking angetreten und freuten sich, die Kooperation zu den Bedingungen Chinas intensivieren zu dürfen. Dazu gehört nach Worten des chinesischen Verteidigungsministers Wei Fenghe auch eine umfassende militärische Zusammenarbeit.

Der Instrumentenkasten der Kooperation ist typisch chinesisch: Zum einen besteht er aus verbilligten Krediten, bei der sich die Zielländer oftmals in der Schuldenfalle (Debt Trap Diplomacy) wiederfinden, sowie kostenlosen Lieferungen und Leistungen. Zum anderen werden gegen afrikanische Rohstoffe Infrastrukturprojekte Chinas ,,getauscht‘‘. Ergebnis ist eine Außenhandelsstruktur, die mit der weitgehenden Abschaffung von Zöllen gefördert wird, jedoch vor allem (noch) aus dem Export chinesischer Billigwaren besteht. Im Falle Südafrikas bestehen die Exporte nach China im Gegenzug zu 85 % aus Mineralien und Edelmetallen. Vor allem interessiert sich China für Platin und Chrom.

 

Der süße Geruch von Investitionen

 

Die politische Wurst Chinas, hinter der Afrika dabei hinterherjagt, ist der Aufstieg in und damit ein größerer Anteil an der internationalen Wertschöpfungskette, an dessen Ende China steht. Offiziell erleichtert dies dann dem Abbau des chronischen Handelsdefizites der afrikanischen Staaten mit China. Dies wiederum dient dem Ziel Chinas, seine arbeitsintensive Industrie nach Afrika auszulagern und so die eigenen Kosten zu senken. Das freut dann, ganz konkret, natürlich auch wieder ein notorisch klammes Südafrika, denn der chinesische Autobauer BAIC etwa investiert nun zusätzliche 430 Mio. Rand und baut das erste Kleintransporterwerk seit 45 Jahren in der Sonderwirtschaftszone Coega – ein klassisches Leuchtturmprojekt.

Fazit: Die Leerstelle einer nachhaltigen Afrikapolitik Europas und der USA nutzt China, um sich mit geringem finanziellem Aufwand große Chancen zu kaufen und bedeutende Ressourcen für sein zukünftiges Wachstum zu sichern, ohne die Fehler der alten Kolonialmächte zu wiederholen. Ob das reicht, Afrika wirklich nachhaltig voranzubringen oder ob am Ende China eine Kolonialmacht neuen Typs wird, muss sich weisen. Bis dahin ist vor allem Südafrika für jedes Investment dankbar, weil dies unter normalen Risikokriterien so kaum zustande gekommen wäre.

 

27.06.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de





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