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Russland und die globale Investitionsschwäche bei Öl

Russische Regierung will Öl-Marktanteile ausbauen

NTG24 - Russland und die globale Investitionsschwäche bei Öl

 

Russland will seinen Marktanteil am weltweiten Ölmarkt schnellstmöglich wiedererlangen, sobald sich die Weltwirtschaft von seinem Corona-Schock erholt hat. Dies teilte der russische Energieminister Alexander Novak nach Angaben des Nachrichtenportals ,,Oilprice.com‘‘ in dieser Woche mit.

Danach betonte er, dass es für Russland wie auch für andere Ölproduzenten extrem wichtig sei, ihre Marktanteile so schnell wie möglich zurückzugewinnen und sogar noch zu steigern, sobald die Ölnachfrage wieder das Niveau wie vor der Corona-Pandemie erreicht hat.

 

Corona bremst Investitionen der Ölindustrie

 

Nach Angaben des Ministers könnte das globale Ölangebot in der Zeit von 2023 bis 2025 niedriger sein, da in diesem Jahr aufgrund der abstürzenden Ölpreise und dem weltweiten Lockdown keine ausreichenden Investitionen in diesem Bereich getätigt wurden.

In diesem Jahr wird ein niedrigeres Niveau bei den Investitionen in Öl- und Gasproduktion erwartet. Es soll danach um 170 Mrd. US-Dollar niedriger als 2019 sein und eine vollständige Rückkehr auf dieses Niveau wird nach Ansicht von Novak auch 2021 nicht zu erwarten sein.

In Folge dieses Rückganges bei den Investitionen und einer geringeren Wettbewerbsintensität unter den ölproduzierenden Ländern könnte aber die Möglichkeit für Russland bestehen, seinen Marktanteil sogar zu steigern, so der russische Energieminister.

Denn das Potenzial für eine Produktionsausweitung Russlands in der Zukunft ist von der aktuellen Unterstützung für den russischen Öl- und Gassektor abhängig, so Novak.

Deshalb arbeitet die russische Regierung an einem Programm, Ölbohrlöcher anzulegen, diese aber nicht fertigzustellen, solange die Vereinbarung innerhalb der OPEC+ Staaten im Jahr 2022 ausläuft.

 

Russische Regierung will russische Ölproduzenten unterstützen

 

Dieses Programm war zuerst im Mai dieses Jahres von der russischen Regierung beschlossen worden. Im Rahmen dessen sollen in diesem und kommendem Jahr neue Ölbohrlöcher gebohrt werden, welche dann im Jahr 2022 in Produktion gehen können.

Damit unterstützte die russische Regierung einen Plan des Energieministeriums, einen ,,Vorrat‘‘ an unvollständig gebohrten Förderstellen anzulegen.

Allerdings verzögerte sich seither nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters die Bereitstellung der dafür nötigen Finanzmittel durch das russische Finanzministerium. Die Diskussionen innerhalb der russischen Regierung sind nach Angaben des russischen Finanzministeriums noch nicht abgeschlossen. Denn zur Finanzierung des Programms soll weder der Staatshaushalt noch der russische Staatsfonds genutzt werden.

Energieminister Novak sagte, dass den beteiligten Unternehmen, beginnend 2022, eine Steuersenkung über drei Jahre angeboten werden soll. Er schätzte die Zahl der unvollständig gebohrten Bohrlöcher auf 2.700.

Die russischen Banken sollen dabei einen Teil der Mittel aufbringen. Dabei stellt die staatliche VEB Bank Kreditgarantien bereit, während der Anteil der Steuerersparnis für die Unternehmen auf 32 Mrd. Rubel geschätzt wird. Dem Staatshaushalt sollen bei Inbetriebnahme der Bohrlöcher dann wieder Steuereinnahmen von 1,15 Bio. Rubel bzw. rund 15 Mrd. US-Dollar zufließen.

Die Gesamtausgaben der Ölkonzerne dürften nach Angaben von Novak bei 300 – 400 Mrd. Rubel liegen.

 

Fazit

 

Der Plan der russischen Energieministeriums, Förderkapazitäten auf Vorrat zu vergrößern, um bei einer Erholung der Weltwirtschaft seinen Marktanteil zu vergrößern, ist zwar plausibel. Jedoch stellt sich die Frage, warum nicht auch andere große Ölproduzenten mit ähnlichen Programmen den gleichen Effekt beabsichtigen könnten. Dann würde man nur das nächste Überangebot und damit wieder fallende Ölpreise vorbereiten.

Es zeigt sich damit erneut, wie schwer es ist, durch weitsichtige Strukturpolitik ,,weg vom Ölhahn‘‘ zu kommen. Dies ist eine Frage der politischen Prioritätensetzung. Da erscheint der Hinweis des russischen Energieministers, die Unternehmen sollten sich bis zur Erholung der Ölnachfrage stärker mit der Produktion ,,grüner Energie‘‘ beschäftigen, wenig glaubwürdig.

Der blockierte Strukturwandel der russischen Volkswirtschaft weg von fossilen Energieträgern ist einer der großen Hindernisse für eine wirkliche steigende Nachhaltigkeit. Das neue Programm zum Kapazitätsausbau anstatt zu wirklicher ,,grüner Energieerzeugung‘‘ ist deshalb eher Teil des Problems als Teil der Lösung. Steigende Ölpreise werden dabei dann eher das strukturelle Problem verlängern als eine Lösung erleichtern.

 

11.09.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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