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Verliert die türkische Notenbank ihre Unabhängigkeit

Wie geht es mit der Lira weiter?

 

Eine so grosse Überraschung war es nicht. Nach Monaten voller Forderungen und Ermahnungen hat der türkische Staatspräsident Erdogan den Chef der Notenbank Murat Cetinkaya abgesetzt. Dieser hatte sich bislang immer wieder der Forderung des Staatspräsidenten widersetzt, die Leitzinsen zu senken. Angesichts der Verwerfungen, insbesondere in der türkischen Lira, infolge der offensichtlichen Entdemokratisierung des Landes und den zumindest wahrgenommenen steigenden Risiken für ausländische Investoren hatte die türkische Notenbank die Zinsen um insgesamt 11,5 Prozentpunkte auf zuletzt 24% angehoben. 

Damit hatte man im vergangenen Jahr eine Aufwertungsrallye von knapp 7 Lira je Dollar bis zeitweise nur noch 5,05 Lira anstossen können. Allerdings gab es zwischenzeitlich auch schon wieder starke Gegenbewegungen aufgrund der politischen und ökonomischen Unsicherheiten im Land. Deshalb auch immer wieder die Forderung von Erdogan, die Zinsen zu senken, um das Wirtschaftswachstum wieder anzukurbeln.

 

Zinssenkungen wahrscheinlich

 

Mit dem neuen Notenbankchef Murat Uysal (bisheriger Vize) könnte Erdogan womöglich leichteres Spiel haben. Was allerdings ein Tanz auf Messers Schneide ist. Denn damit wäre die Unabhängigkeit der Notenbank eindeutig gefährdet, was am Kapitalmarkt kaum begrüßt werden dürfte.

Allerdings könnte es am Ende auch komplett anders ausgehen. Denn die Tatsache, dass die Lira bislang noch keinen weiteren Abwertungsschock zeigte, lässt eins vermuten: Die Akteure im türkischen Markt wären zumindest kurzfristig gar nicht so abgeneigt gegenüber einer Zinssenkungsphase. Denn das würde natürlich vor allem dem Aktienmarkt zugute kommen. Jedoch:

Es wäre ein gefährliches Spiel. Denn viele türkische Unternehmen sind in Hartwährungen verschuldet. Fallende Zinsen würden zwar die Refinanzierung in Lira verbilligen, damit einhergehende Lira-Abwertungen allerdings die Schuldentilgung erschweren. Das könnte nach einer Zwischenrallye erneut zu einem Sell-off führen.

 

12.07.2019 - Carsten Müller - cm@ntg24.de

 





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