Türkische Lira vor nächstem Schwächeanfall?
Lira unter Druck
Wie viele andere Länder bekommt auch die Türkei ihre außenwirtschaftliche Verwundbarkeit in der Corona-Krise wieder verstärkt zu spüren. Denn das Investoren-Sentiment, dass zwischen Risikoaversion und den kurzfristigen Wirkungen geldpolitischer Überdosen hin und her oszilliert, hat der türkischen Lira in den letzten Wochen stark zugesetzt.
Dabei hat die Lira auch ihr Allzeittief gegen den US-Dollar vom August 2018 überschritten. Zwar steht der Monatsschlusskurs noch nicht fest. Aber dies spielt für die Tatsache keine Rolle, das ein neues Allzeittief gebildet wurde, was für sich genommen negativ auf das Sentiment und die Risikoperzeption gegenüber der Lira wirkt.
Aus einer längerfristigen Perspektive hat die Lira damit die Konsolidierung der starken Abwertungsphase ab Anfang 2018 beendet und ist hat mit dem neuen Allzeittief eine neue Abwertungsphase eingeleitet.
Beschleunigt wurde die Abwertung durch Bemerkungen eines Mitgliedes der US-Notenbank, dass der Zugang der Türkei zu Notenbank-Swaplinien nicht für alle Länder gewährleistet sei.
Dass die Währungsreserven der Türkei von 40 Mrd. Dollar zum Jahresbeginn inzwischen auf 28 Mrd. Dollar gesunken sind, dürfte den Glauben in die Widerstandskraft der Lira gegen weitere externe Schocks nicht gerade stärken.
Fazit
Die türkische Lira erscheint im Kontext einer sich zuspitzenden geostrategischen Situation mit China und Russland sowie Westeuropa und Nordamerika unter Druck. Nicht zuletzt deshalb, weil die Bereitschaft der USA, mit dem Dollar Weltpolitik zu machen, steigt. Das neue Allzeittief der Lira gegen den Dollar sollte vor diesem Hintergrund nicht unterschätz werden, denn es könnte noch deutlich tiefere Kurse der Lira ankündigen. Wir empfehlen deshalb ein aktives Risikomanagement offener Lirapositionen.
08.05.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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