als .pdf Datei herunterladen

USD – strategische Schwäche gegen taktische Stärke

Ist er zu stark, bist Du zu schwach

NTG24 - USD – strategische Schwäche gegen taktische Stärke

 

Die Meinungen über die Perspektiven des US-Dollar gehen seit geraumer Zeit weit auseinander. Ein Teil der Investoren verweist auf die Konjunktur auf Pump, die in rekordhohen Schulden der Konsumenten und der Unternehmen sichtbar wird.

 

Leistungsbilanz und Dollar

 

Das Leistungsbilanzdefizit der USA betrug im Schnitt in den letzten 8 Jahren zwischen 2 % und 3 % des Bruttoinlandsproduktes der USA. Gleichzeitig hat aber der US-Dollar gegen den Euro deutlich aufgewertet und ist gegen den Schweizer Franken relativ stabil (s. Grafik unten).

 

Dollar relativ

 

Die Gründe der anhaltenden absoluten Stärke des US-Dollar gegen den Euro und der relativen Stabilität gegen den Schweizer Franken können also primär nicht aus den Handelsdaten gezogen werden.

 

Zinsdifferenz und Dollar

 

Die Zinsdifferenz hingegen spricht für einen Zufluss in den US-Dollar. Und zwar insbesondere aus jenen Währungen, deren Zinsen niedriger liegen. Dies trifft insbesondere seit Jahren für den Euro und den japanischen Yen zu. Wen wundert es dann, dass Kapital aus dem Euroraum in den Dollarraum fließt und den Dollar gegen den Euro stärkt?

Das Argument, inwieweit Carry Trades ein Grund für eine relative Auf- oder Abwertung verantwortlich sind, haben wir bereits behandelt. Auch wenn es Gegenargumente gibt, so bleiben die Carry Trades Teil eines Umfeldes, in dem der Dollar zur Stärke neigt. Dies kann sich ändern. Ob dann die Auflösung der erwähnten Carry Trades dann dafür ursächlich ist, muss einstweilen offen bleiben. Es sei aber an dieser Stelle darauf verwiesen, dass die Deutsche Bundesbank sehr wohl einen Einfluss der Carry Trades sieht.

Die Bundesbank verwies in ihrem Monatsbericht vom Juli 2010 darauf, dass die Wechselkursentwicklung während der Finanzkrise, abgesehen von den traditionellen fundamentalen Determinanten, wesentlich von der Verunsicherung der Marktteilnehmer bestimmt wurde, die zu einer Flucht in „sichere“ Anlagen einerseits und einer Auflösung riskanter Geschäfte – wie eben Currency Carry Trades – andererseits geführt hat.

Dies bedeutet, dass in einer Turbulenz an den Finanzmärkten die individuellen Kalküle schnell redundant werden können und die entsprechenden Basisgeschäfte rückabgewickelt werden. Dies würde für einen Yen-Dollar-Carry-Trade bedeuten, dass die entsprechenden Zinspapiere in US-Dollar verkauft werden und der Gegenwert in US-Dollar gegen Yen verkauft wird. Per saldo ergibt sich damit unter sonst gleichen Bedingungen eine Zinserhöhung in den USA, eine Abwertung des US-Dollar und eine relative Aufwertung des japanischen Yen gegen den US-Dollar.

 

Dollar

Bildnachweis: © EMH Service GmbH

 

Übergangsphase taktischer Dollarstärke zu einer strategischen Dollarschwäche

 

Dies wäre aus heutiger Perspektive die Übergangsphase taktischer Dollarstärke zu einer strategischen Dollarschwäche. Aber so weit sind wir noch nicht. Denn dazwischen werden noch Turbulenzen liegen, in denen die Investoren großen Wert auf eine hohe Liquidität ihrer Anlagen legen werden. Und es bleibt bis auf Weiteres eine Tatsache, dass die USA mit Abstand den tiefsten und größten und damit liquidesten Kapitalmarkt haben.

 

Fazit

 

Ein Vergleich des Verlaufs des US-Dollars gegen den Euro und gegen den Schweizer Franken legt nahe, dass es sich bei der Dollarstärke gegen den Euro mehr um eine Euroschwäche handelt. Dies lässt als Investmentkalkül eine Kapitalflucht aus dem Euroraum in den US-Dollar vermuten. Dies wird durch einen sehr starken Frankenkurs gegen den Euro als Cross-Rate bestätigt.

Wesentlicher Auslöser für einen Trendwechsel dürfte eine deutlich sinkendes Vertrauen in die soziale und institutionelle Stabilität der USA sein. Aber auch hier gilt: Alles ist relativ. Dieser Vertrauensverlust muss dabei immer noch größer sein als ein Vertrauensverlust in die Europäische Union oder jener Chinas oder Japans.

 

29.01.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

Auf Twitter teilen     Auf Facebook teilen





Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur


Bitte geben Sie die Anzahl der unten gezeigten Eurozeichen in das Feld ein.
>

 



Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)