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Warum kaufen Polen und Ungarn so viel mehr Gold als früher?

Polen und Ungarn stärken goldenen Vertrauenspuffer

NTG24 - Warum kaufen Polen und Ungarn so viel mehr Gold als früher?

 

Die Pressemeldung der ungarischen Zentralbank vom gestrigen 07.04.2021 kommt einigermaßen unspektakulär daher. Darin teilen die Währungshüter Ungarns mit, dass man die eigenen Goldreserven bis Ende März 2021 von 31,5 Tonnen auf 94,5 Tonnen verdreifacht habe.

Danach habe man schon im Jahr 2018 entschieden, die Goldreserven deutlich zu erhöhen. Damals hatten die Goldreserven noch 3,1 Tonnen betragen und sollten dann verzehnfacht werden. Dies geschah dann auch bis zum Bestand von 31,5 Tonnen. Nun also eine erneute Verdreifachung, was eine Verdreißigfachung seit 2018 ergibt!

Die Begründung der ungarischen Notenbank liest sich in der Pressemeldung von gestern wie die vieler anderer Notenbanken, die seit der Finanzkrise 2008/2009 ihre Devisenreserven zugunsten des Kaufes physischen Goldes diversifizieren.

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DAX Future SignaleDie Notenbank verwies gleichzeitig auch auf die Geschichte der Goldreserven seit ihrer Gründung im Jahr 1924. Die Zentralbank betonte zudem, dass Gold in verschiedenen Finanzsystemen bestimmte Funktionen erfüllt habe, jedoch nach der Aufhebung der Goldbindung des US-Dollars in den 1970er-Jahren einen Teil dieser Funktionen eingebüßt habe. Allerdings habe Gold als Reservemittel seine Bedeutung behalten, da es kein Gegenparteienrisiko besitze und zudem das Vertrauen in die Wirtschaft des Landes stärke. Weltweit hätten die Zentralbanken im Jahr 2018 656 Tonnen Gold und im Jahr 2019 nochmals 669 Tonnen erworben.

Die ungarische Notenbank verwies nun nach dem neuen Zukauf auf die ebenfalls neuen Risiken, welche sich unter anderem aus der Corona-Pandemie ergeben. Diese Aspekte hätten eine Schlüsselrolle gespielt, die Goldbestände nochmals auf 94,5 Tonnen vom vorherigen Niveau aus zu verdreifachen.

Verdeutlicht wird diese Begründung durch den Umstand, dass in der Folge der Pandemie die Staatsschulden weltweit explodierten, was die große historische Bedeutung des Goldes als ,,sicherer Hafen‘‘ und als Wertanker erneut unter Beweis stellt.

Im Ergebnis stellt die Zentralbank Ungarns nun fest, dass man nach der Erhöhung des Goldbesitzes von 0,1 Unzen Gold auf 0,31 Unzen Gold je Einwohner nun die höchsten Goldreserven pro Kopf innerhalb der Region Mittel- und Osteuropa habe.

Hinzu kommt auch ein weiterer Aspekt: Sollten durch die explodierenden Staatsschulden die dafür zu zahlenden Zinsen steigen, dürfte auf das insbesondere von Geschäftsbanken gehaltende Portfolio an Staatsanleihen ein deutlicher Wertverlust zukommen, was gerade vor dem Hintergrund einer negativen Endfälligkeitsrendite dieser Papiere eine zusätzliche Risikoposition für die Geschäftsbanken schafft.

Und auch weiter nördlich im CEE-Raum ist man sich des strategischen Wertes des Goldes immer bewusster. Denn erst im letzten Monat hatte die Notenbank Polens bekannt gegeben, seine Goldreserven zusätzlich um 100 Tonnen aufstocken zu wollen.

Zuvor habe man bereits die eigenen Goldreserven vollständig aus London ins eigene Land zurückgeführt. Warum eigentlich?

Der Chef der polnischen Notenbank begründete die Entscheidung über die weitere Aufstockung des eigenen Goldbestandes mit der internationalen Wahrnehmung Polens und seiner wirtschaftlichen Stärke. Wie auch Ungarn hatte Polen bis 2018 rund 20 Jahre seine Goldreserven nicht aufgestockt.

 

Und was ist das Fazit?

 

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeDie aktuellen Entscheidungen zur Aufstockung der Goldbestände im Inland durch die Zentralbanken Ungarns und Polens zeigen erneut die wachsende Bedeutung, die Gold als Vertrauensanker für ein Währungssystem spielt. Von den Zukäufen haben geringe oder keine Erträge des Goldes, ein früher oft zitiertes Argument gegen den Goldbesitz, offensichtlich keine entscheidende Rolle gespielt.

Gerade in Ungarn dürften viele Einwohner und Entscheider keine große Mühe haben, sich die eigene turbulente Geldgeschichte zu vergegenwärtigen, die die heutige Bedeutung des Goldes für die Stabilität des Wirtschafts- und Finanzsystems in Ungarn plastisch in Erinnerung ruft. Denn es war Ungarn, wo sich mit einer monatlichen Inflationsrate von 4,19 Billiarden Prozent von 1945 bis 1946 die höchste je erreichte Inflation ereignete. Die Preise in ungarischen Pengö verdoppelten sich damals im Schnitt alle 12 Stunden.

Insgesamt verdeutlichen die anhaltenden Tendenzen vieler Notenbanken, ihre Goldbestände aufzustocken, ein zunehmendes Misstrauen in die Wertstabilität ihrer bisherigen Devisenreserven, die in den CEE-Ländern vor allem in US-Dollar und Euro gehalten werden. Dass weder Polen noch Ungarn bislang den Euro eingeführt haben, ist an dieser Stelle wohl mehr als nur ein kleines Detail. Man darf also auf die weitere Goldpolitik in Osteuropa und weltweit gespannt sein!

 

08.04.2021 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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