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Firmenanleihen: Unsere Favoriten in Österreich

Wo es noch Potenzial auf fallende Renditen und steigende Kurse gibt

 

Die Situation am Anleihenmarkt spitzt sich hinsichtlich negativer Renditen immer mehr zu. Wobei die Interpretation dahinter mitunter in die falsche Richtung geht. Denn die Aussage, die Sie höchstwahrscheinlich in vielen anderen Medien zu hören bekommen, dass Sie jetzt schon Geld bezahlen müssen, um beispielsweise Euro-Staaten wie Deutschland Geld leihen zu dürfen, geht an den Marktbedingungen komplett vorbei. 

Denn es zeigt sich, dass die Anleger angesichts der Unsicherheiten in anderen Assetklassen, insbesondere den Aktien, auch negative Bond-Renditen nicht scheuen. Daraus entsteht dann im Total-Return-Ansatz, also Zinsen plus Kursgewinne, eine positive Gesamtperformance. Das war auch der Ansatz, den wir mit unseren bisherigen Empfehlungen im Staatsanleihen- bzw. Unternehmensanleihen-Segment verfolgt haben. Und es ist der Ansatz, den wir nun auch regional weiter ausbauen wollen.

Die Grundüberlegung dabei: Je mehr die guten Bonität ihre negativen Renditen weiter ausbauen, umso wahrscheinlicher wird es, dass sich die Anleger an der Bonitäts- bzw. Risikoskala langsam nach unten arbeiten werden, was bei entsprechend niedriger gerateten Anleihen ebenfalls für signifikante Spread-Einengungen, also Kursgewinne spricht.

 

1. Pick: AT&S

 

Dabei haben wir uns als erstes den österreichischen Markt herausgesucht, der in dieser Hinsicht einige ganz interessante Unternehmensanleihen zu bieten hat. Den Anfang macht der Elektronikspezialist AT&S. Das Unternehmen gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Leiterplatten und liefert seine Produkte sowohl an Elektronikhersteller, wie beispielsweise Smartphone-Produzenten wie auch an industrielle Kunden aus dem Bereich Automotive, Industrie und Medizintechnik.

Das ist aktuell kein einfaches Pflaster, wie die gerade veröffentlichten Zahlen zum ersten Fiskalquartal zeigten. So musste AT&S bei einem stabilen Umsatz dennoch einen Verlust von 6,2 Mio. Euro nach einem Gewinn von 13,2 Mio. Euro im Vorjahresquartal ausweisen. Dennoch gibt sich das Unternehmen optimistisch, seine bislang skizzierten Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen. Unter anderem soll die EBITDA-Marge zwischen 20 und 25% liegen (Q1 - 15,7%).

Hinsichtlich des Kreditprofils sehen wir keine wesentlichen Probleme. Die Eigenkapitalquote liegt bei solidem knapp 43%. Die Nettoverschuldung zum EBITDA ist mit  dem 0,76-fachen vollkommen unproblematisch. AT&S hat eine „ewige“ Anleihe (ISIN XS1721410725) ausstehen, die dank eines deutlichen Kurses unter pari (93,95%) eine theoretische Fälligkeitsrendite von rund 6,8% ausweist bei einem Kupon von 4,75 % per annum. Einziger Wermutstropfen: Mit 100.000 Euro Mindeststückelung sollte das Depot entsprechend gross sein.

 

2. Pick: BEST IN PARKING

 

Für kleinere Depots besser geeignet ist BEST IN PARKING. Das Unternehmen, das sich mit der Planung, dem Aufbau und dem Betrieb von Parkraumzonen beschäftigt, konnte im vergangenen Jahr seinen Umsatz um 21% auf knapp 75 Mio. Euro steigern. Die EBITDA-Marge wurde kräftig auf rund 60% erhöht.

Hinsichtlich der Finanzstruktur ist BEST IN PARKING sicherlich nicht ganz einfach zu handhaben. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren viele Akquisitionen getätigt, wodurch die Kreditkennzahlen verschlechtert wurden. So belief sich im vergangenen Jahr die Ratio  Nettoverschuldung zum EBITDA auf  das stattliche Zehnfache. Hier muss BEST IN PARKING zukünftig eines seiner strategischen Augenmerke legen, um wieder in Bereiche vom 6-7-fachen wie vor dem Akquisitions-Reigen zu kommen.

Dennoch: Hinsichtlich der ausstehenden Anleihen dürfte hier noch einiges möglich sein. Das gilt insbesondere für die 2028er Anleihe (ISIN AT0000A21LA8), die aktuell mit rund 2,2% rentiert und deutlich über den durchschnittlichen Risikoprämien vergleichbarer Emittenten notiert.  Sprich: Die genannte Anleihe dürfte aktuell deutlich unterbewertet sein und entsprechendes Potenzial liefern. Die Stückelung ist mit 1.000 Euro Privatanleger-freundlich. Sie sollten allerdings hier auf jeden Fall limitiert agieren, da die Anleihen nur ein Volumen von 50 Mio. Euro hat.

 

3. Pick: S IMMO

 

Und noch eine dritte Empfehlung: Die österreichische Immobilienfirma S IMMO liefert bei einer bis 2030 laufenden Anleihe einen Kupon von 2,875% und eine Fälligkeitsrendite von 1,8 % (Anleihenvolumen: 50 Mio. Euro). Das Unternehmen hatte im ersten Quartal seine Erlöse um knapp 10% auf 47,8 Mio. Euro erhöhen können. Die Mieteinnahmen stiegen sogar um 15,4% (Q2-Ergebnisse für den 27. August erwartet).

Für ein Immobilienunternehmen wenig überraschend, weist S IMMO eine hohe Fremdverschuldung aus. Ende des ersten Quartals lag die Gearing-Ratio bei 118,5%. Auch wenn hier wie auch in anderen Kreditkennzahlen Verbesserungen weiter vollzogen werden sollten, hat sich S IMMO diesbezüglich in den vergangenen Jahren sukzessive verbessert. Entsprechend rechnen wir damit, dass auch auf der Anleihenseite die derzeit feststellbaren höheren Risikoprämien gegenüber der Vergleichsgruppe nach und nach abgeschmolzen werden können. Also ein Kauf (ISIN AT0000A1Z9C1).

 

08.08.2019 - Carsten Müller - cm@ntg24.de

 





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