BYD, PlugPower, Tesla, Nel ASA, Varta, TUI und weitere: Marktbericht Strategiedepot Aktien Spekulativ
Update zum Strategiedepot Aktien Spekulativ 28.02.2021
In der letzten Börsenwoche vom 22. - 26.02. trat an den internationalen Aktienmärkten eine von uns schon seit Längerem erwartete Korrekturverschärfung ein, in deren Verlauf der MSCI WORLD (Euro)-Index kräftig um - 2,9 % korrigierte.
Auch wenn die Aktienbörsen zum Wochenauftakt am 01.03. sehr freundlich tendierten, bleiben wir nach den anschließend bis 04.03. erneut schwächeren Handelstagen weiterhin gänzlich bei unserer Auffassung, dass in Abhängigkeit vom Grad weiterer Heraufstufungen der Unternehmensgewinnprognosen durch die Analysten kurzfristig im MSCI World (Euro)-Index dennoch eine Korrekturfortsetzung um ca. - 5 % bis schlechtesten Falls - 12 % anstehen dürfte.
Wir begründen dies sowohl mit der untenstehenden Chartdarstellung, die eine erhebliche, unseres Erachtens kaum auf einen Schlag überwindbare Widerstandslinienbildung, resultierend aus den Top-Verbindungen vom März 2015 sowie wie vom Februar 2020 signalisiert, wie auch der gleichzeitig hiermit einhergehenden, derzeit historisch äußerst ambitionierten Bewertung des MSCI World (Euro)-Indexes mit einem KGV (2021e) von 20,3, was dem höchsten Stand seit 19 Jahren entspricht.
Eine Normalisierung dieses Bewertungsniveaus zumindest auf ein KGV-Niveau von 18,0 (was natürlich ebenso auch durch weitere, Korrekturrisiken mindernde Gewinnprognoseanhebungen erfolgen kann) ist daher derzeit dringend angezeigt und überfällig.
Die in der letzten Woche in allen Strategie-/Themendepots außer dem Edelmetall-Depot rechnerisch weiter auf Werte von ca. 20 – 28 % erhöhte Absicherungsquote über das VONTOBEL FAKTOR-ZERTIFIKAT NASDAQ 100 2x SHORT (DE000VF5X0D1) wird daher von uns vorläufig auch weiterhin unverändert aufrecht erhalten.
Chart: MSCI WORLD (Euro) – Index
Die relevantesten Konjunkturdaten der letzten Woche kamen vor allem aus der Schweiz und den USA.
So ging in der Schweiz der am 24.02. veröffentlichte ZEW-Konjunkturerwartungs-Index mit 55,5 über seinen im Vormonat gesehenen Wert von nur von nur 43,2 doch sehr deutlich hinaus, was gleichfalls auch auf das am 26.02. publizierte, wichtigste Schweizer Konjunkturbarometer, den KOF-Leading Indicator, zutraf (102,7 nach 96,5 im Vormonat). Auch in der Schweiz erscheinen die Konjunkturperspektiven somit nun in einem zunehmend freundlicheren Licht.
In den USA zeigten dagegen im Januar die am 24.02. publizierten Neubau-Hausverkäufe eine sehr positive Überraschung (+ 4,3 % gegenüber dem Vormonat Dezember), woran sich in der Bekanntgabe am 25.02. auch ein ebenso unerwartet starker Auftragseingang langlebiger Güter im Januar (+ 3,4 % gegenüber dem Vormonat) anschloss.
Darüber hinaus verzeichnen die Unternehmensberichtsperioden zum 4. Quartal in den USA wie auch in Europa weiterhin einen äußerst erfreulichen Verlauf.
So konnten in den USA, wo nun bereits 96 % aller S&P 500-Konzerne ihre Bilanzen veröffentlichten, bislang 79 % von ihnen die Gewinnerwartungen der Analysten überbieten (= der 3.-höchste positive Überraschungswert seit Anfang 2008 und resultierend in einem im 4. Quartal voraussichtlich erzielten indexweiten Nettogewinnanstieg um + 3,9 % gegenüber Vorjahr), während die europäischen STOXX 600-Konzerne bislang zumindest in 66 % aller Fälle die Nettogewinnschätzungen der Analysten schlagen konnten (entsprechend einer voraussichtlichen indexweiten Nettogewinnabschwächung im 4. Quartal um - 15,6 % gegenüber dem Vorjahr, während die Analysten per 30.12.20 jedoch noch einen Nettogewinneinbruch um - 26,8 % prognostiziert hatten).
Im Bereich der Einzel-Aktienwerte war die zurückliegende Woche deutlicher Börsenkorrekturen vor allem von anhaltend massiven Kursstürzen in den Vorjahresboom-Sektoren „Alternative Energien“ und „Fahrzeugantriebs- und Steuerungssysteme“ gekennzeichnet, wo allen voran die chinesischen Werte BYD und Nio um - 21 % bzw. - 17 % einbrachen, aber auch Tesla und Ballard Power jeweils um - 14 %, Plug Power und Varta jeweils um - 13 %, JinkoSolar um - 12 % und Nel ASA um - 10 % unter die Räder kamen.
Tesla wurde dabei vor allem von der zusätzlichen Meldung belastet, dass Lieferschwierigkeiten bestellter “Autoteile“ (gemäß ehemaligen Konzernaussagen dürfte es sich hierbei wohl vor allem um Halbleiter, z.B. von Samsung gehandelt haben) zwangsweise zur Folge gehabt hätten, die Produktion des Tesla 3 im US-Hauptwerk Fremont/Kalifornien (Jahreskapazität: insgesamt 500.000 Fahrzeuge der Modelle 3 und Y) mehrtägig einzustellen, diese aber lt. CEO Musk seit dem 26.02. nun wieder angelaufen sei.
Diese Nachricht, nach der die akuten Engpässe in Autoteilelieferungen ihren Ursprung offenbar vor allem in Asien haben und speziell Technologiekomponenten zum Gegenstand habe, versetzte natürlich auch gerade BYD und Nio einen nochmals umso stärkeren Kursrückschlag, ohne dass in der letzten Woche weitere eigene Unternehmensnachrichten hierfür ausschlaggebend waren.
Der weitere gesamte Wasserstoff- und Batterieantriebs-Sektor wurde hingegen vor allem durch die von Plug Power am 26.02. erfolgte, schlichtweg unterirdische Quartalszahlen-Präsentation in Mitleidenschaft gezogen, bei der Plug Power sogar das kaum für möglich gehaltene „Kunststück“ ablieferte, infolge „nicht liquiditätswirksamer Garantieleistungen“ an Kunden in Höhe von 456 Mio. USD im 4. Quartal einen effektiven Negativumsatz von - 316 Mio. USD erzielt zu haben und daraufhin natürlich auch die Ausweitung des Nettoverlusts auf - 467 Mio. USD, d.h. gegenüber dem Vorjahr damit auf das 25-Fache zu vermelden.
Wir bekräftigen unsere ablehnende Haltung zu Aktieninvestments im Bereich der weiterhin unprofitabel operierenden Wasserstofftechnologie-Protagonisten und selbst auch in klassischen Batterieherstellern wie einer BYD (selbst noch in 2023e hohes KGV von 63) und VARTA (enttäuschend verhaltene Geschäftsprognose für 2021) daher unverändert.
Ein dagegen mögliches Neuengagement in der Aktie von Tesla prüfen wir trotz des sehr wahrscheinlichen weiteren Umsatz- und Gewinnbooms des Konzerns in den kommenden 3 Jahren erst dann, wenn die Aktie das aktuelle offizielle fundamentalanalytische Konsens-Kurszielniveau von ca. 600 USD erreicht oder unterschritten hat (aktueller Kurs: 598 USD). Hiermit würde die Aktie dann zwar immer noch ein KGV (2023e) von ca. 77 aufweisen, jedoch wäre dies mit einer voraussichtlichen Verzehnfachung des Nettogewinns von Ende 2020 - Ende 2023 natürlich ohne Frage vereinbar.
Im Umfeld des letztwöchigen unvergleichlich starken Kursdrucks aller Technologie- und Wachstumswerte kam es auch in den Aktien der führenden Corona-Impfstoffhersteller in der letzten Woche zu fortgesetzten Kursrückgängen, wobei unser hierbei favorisierter und lediglich mit einem KGV (2022e) von ca. 7,5 bewertete Titel BioNTech (- 5 %) gegenüber Moderna (- 11 %) und CureVac (- 10 %) erneut klar herausragte.
Unter den deutschen Aktien haussierte in der letzten Woche in völliger Abkopplung von der schwachen Gesamtmarktentwicklung hingegen speziell der gesamte Luftverkehrs- und Tourismussektor, wo vor allem angesichts steigender Hoffnungen auf zunehmende Reisenormalisierungen ab dem Sommer sowohl TUI (+ 21 %) wie auch LUFTHANSA (+ 11 %) kräftige Kurssprünge hinlegten. In völliger Übereinstimmung mit den weiterhin ausgesprochen negativen Konsens-Kurszieleinstufungen der Analysten (Lufthansa - 47 %; TUI - 43 %) stufen wir die derzeitigen operativen Profitabilitätsprobleme dieser Konzerne jedoch auch weiterhin als viel zu gravierend ein, als dass wir nun bereits jetzt wieder Neuengagements in diesen Aktien tätigen würden. Hier lautet unsere Devise also weiterhin „Abwarten“.
Und schließlich war in der letzten Woche zumindest auch noch auffällig, dass die „Short Squeeze-Kasino“-Aktien GameStop und AMC Entertainment nach erneuten zahllosen User-Blogs auf der Plattform WallStreetBets/Reddit wieder schlagartig um + 151 % (GameStop) bzw. + 41 % (AMC) hochschnellten. Nichtsdestotrotz sprechen wir uns jedoch auch weiterhin strikt gegen Investments in diese hemmungslos kursmanipulierten und überbewerteten Titel (Konsenskursziel GameStop - 90 %, AMC - 69 %) aus.
06.03.2021 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de
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