Simbabwe mit neuer Währungskrise
Digitale Zahlungen in Simbabwe suspendiert
In einer Anordnung hat die Zentralbank Simbabwes am 27.06.2020 alle mobilen Zahlungsplattformen suspendiert.
Zuvor hatten sich die Turbulenzen bereits angekündigt. Die Notenbank Simbabwes hatte am 23.06.2020 das System des festen Wechselkurses für den Simbabwe-Dollar beendet.
Seit März 2020 galt eine Bindung an den US-Dollar im Verhältnis 25:1. Exporteure hatten bei der Regierung reklamiert, dass dies ihre Geschäfte beeinträchtige. So seien ihre Kosten auf der Basis des Schwarzmarkt-Wechselkurses zu kalkulieren, bei dem der Simbabwe-Dollar viel schwächer sei als der offizielle Wechselkurs. Dadurch seien die nominalen Kosten viel höher. Dagegen sei der offizielle Wechselkurs von 25 : 1 viel zu stark und die Erlöse nominal viel zu niedrig, um die Kosten zu decken.
Am Dienstag wurde bei der zweiten wöchentlichen Fremdwährungsauktion ein Kaufkurs von 63,7442 Simbabwe-Dollar für 1 US-Dollar ermittelt, nachdem dieser in der Vorwoche noch bei 57,3582 gelegen hatte.
Bildnachweis: © Fotograf - Matteo Fusco
Erst im vergangenen Jahr hatte das Land nach einer Dekade, in der der US-Dollar offizielles Zahlungsmittel war, seine eigene Währung wieder eingeführt.
Allerdings vertrauten viele Simbabwer ihrer neuen Währung nicht, was zu einem Absturz ihres Außenwertes und zu einer starken importierten Inflation führte.
Nun erhöhte heute die Zentralbank Simbabwes auch noch ihren Hauptrefinanzierungssatz von 15 % auf 35 %. Damit will sie die spekulative Kreditaufnahme eindämmen, sagte der Notenbankchef Mangudya.
Die Inflation lag in Simbabwe zuletzt bei 785 %!
Fazit
Im Zuge einer weltweiten Knappheit an US-Dollar war zu erwarten, dass die schwächsten Glieder der Vertrauenskette internationaler Wechselkurse zuerst brechen. Es zeigt auch, wie konstitutiv Vertrauen in die Währung für die Aufrechterhaltung eines freien Kapitalverkehrs ist. Simbabwe gibt darüber aktuell eindrücklich Zeugnis ab.
Die geldpolitischen Interventionen werden die Turbulenzen im Wechselkursregime Simbabwes aber nur kurzfristig eindämmen können. Das Fieberthermometer wird der Schwarzmarktkurs des Simbabwe-Dollars sein. Da hilft es wenig, wenn der Notenbankpräsident Mangudya der ,,Zimbabwe Mail‘‘ sagt, dass die Devisenreserven bei 1 Mrd. US-Dollar liegen und das Land einen signifikanten Devisenzufluss spürt. Dass dieser in dem Schwarzmarkt-Wechselkurs zum US-Dollar nicht widergespiegelt wird, verweist auf die Defekte im geldpolitischen Transmissionsmechanismus und auf das offensichtlich extreme Misstrauen (zu) vieler Simbabwer gegenüber ihrer eigenen Währung.
01.07.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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