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Gold-Silber-Ratio vor der nächsten Schwelle

Drückt Silber das GSR in Richtung 50?

NTG24 - Gold-Silber-Ratio vor der nächsten Schwelle

 

Der sehr schnelle und sehr starke Anstieg von Silber, nicht nur relativ gegenüber Gold, sondern auch absolut, hat die meisten Marktteilnehmer überrascht. Anders lassen sich die meisten Marktindikatoren eigentlich nicht interpretieren.

Nachdem es im Liquidationsschock der Corona-Krise im Februar und März in ein ,,schwarzes Chartloch‘‘ gefallen und das Gold-Silber-Ratio im Zuge dessen am 18.03.2020 bis auf 128,69 stieg, drehte das Ratio auf der Hacke und stürzte ab.

Seine Entsprechung fand dies in einer Mustervermutung, auf die wir bereits mehrfach vor dieser Entwicklung hingewiesen hatten, nämlich die eines ,,Slingshot Moves‘‘ von Silber. Dabei entspricht der Ausverkauf einer klassischen Bärenfalle. Bei Silber kam aber hinzu, dass in der Gegenbewegung sein zentraler Widerstand bei 21,13 Dollar überwunden wurde und danach die Leerverkäufer und andere Bären auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Dieses Momentum trieb Silber bis auf 29,86 US-Dollar am 06.08.2020.

Der Silberpreis stieg dabei deutlich stärker als der Goldpreis. Entsprechend stark fiel das Gold-Silber-Ratio (GSR) bis auf aktuell rund 69.

 

Wie geht es aber nun weiter?

 

Wie ein Blick auf den Euro-Dollar-Chart anzeigt, steckt der Kapitalmarkt in mehrfacher Hinsicht in Turbulenzen. Es drohen weltweit militärische Konflikte, und auch sonst bleibt bislang völlig im Nebel, wie die Weltwirtschaft wieder Schwung erhalten soll. U oder V, oder?

Die Reaktion der Wirtschafts- und Geldpolitik, inklusive der in Jackson Hole in der vergangenen Woche modifizierten Geldpolitik der US-Notenbank, deutet darauf hin, dass das massive Schöpfen von Buchgeld ohne realwirtschaftliche Entsprechung weitergehen wird.

Wie lange die Märkte glauben (wollen), dass dies keinen Einfluss auf die Konsumentenpreise haben wird, bleibt zwar dahingestellt. Klar aber ist, dass Silber bisher sehr sensibel auf die Änderungsrate des Konsumentenpreisindex reagiert hat.

Eine Kombination dieses Szenarios mit der Charttechnik des GSR deutet an, dass Letzteres bei entweder neuen Dollar-Turbulenzen oder aber anderen Auslösern wie kriegerischen Konflikten schnell in den Bereich von 60 fallen kann. Je nachdem, wie lange diese Situation dann anhält, ist aus charttechnischer Sicht ein GSR von 50 durchaus im Bereich des Möglichen.

 

 

Ein Blick auf die Entwicklung von Gold, Silber und dem GSR im letzten Jahrzehnt zeigt zudem, dass selbst in der schnellen Aufwärtsbewegung des Silbers von September 2010 bis April 2011 das GSR nicht so schnell fiel wir derzeit.

 

 

Es scheinen deshalb weitere beschleunigende Faktoren zu wirken, die eine Vergleichbarkeit der Entwicklung verringern.

Dies kann aber auch bedeuten, dass nicht nur die Steilheit der Abnahme, sondern auch die Dauer der Bewegung eine andere ist. Teilweise ist die Steilheit der Abnahme des GSR auf den Slingshot-Effekt und damit auf eine relative Aufholbewegung zurückzuführen.

Sollte aber eine mögliche Dollarschwäche die Preisänderungsrate der US-Konsumentenpreise unerwartet stark antreiben und die US-Notenbank dann mit ihrem neuen Ansatz eine höhere Toleranz für steigende Preise zeigen, dürfte man im Rückblick ein GSR von knapp 70 als Schnäppchen betrachten.

 

Fazit

 

Die hochdynamische Entwicklung des Gold-Silber-Ratios und eine nur bedingte Vergleichbarkeit mit der Situation der Finanzkrise ab 2008 deuten an, dass das GSR bei einem aktuellen Wert von 70 wohl eine Plateauphase einlegen wird. Dafür sind die Änderungsraten der zugrunde liegenden Faktoren zu instabil. Mit hoher Volatilität ist deshalb zu rechnen. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings gestiegen, dass das GSR mittelfristig auch Werte unter 60 erreichen kann. Sollten die Konsumentenpreise wirklich nachhaltig steigen, ist ein GSR von 50 keine Phantasie.

 

01.09.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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