Umfrage der Deutschen Bundesbank zum digitalen Euro
Wird ein digitaler Euro den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht?
Die EZB prüft derzeit die Einführung eines digitalen Euro. Der dazu angestoßene Konsultationsprozess läuft, und nun hat die Deutsche Bundesbank in ihrem neuen Monatsbericht vom Oktober eine repräsentative Umfrage dazu veröffentlicht. Diese zeigt nicht nur eine weitverbreitete Skepsis einem digitalen Euro gegenüber, sondern auch eine hohe Wertschätzung für das Bargeld.
Die Europäische Zentralbank unter ihrer französischen Präsidentin Lagarde hat die Öffentlichkeitsarbeit für die Meinungsbildung zur Einführung eines digitalen Euro in den letzten Monaten deutlich beschleunigt.
Auf der Webseite der EZB kann man ein Zitat von Frau Lagarde zur Absicht finden, welche sie antreibt: ,,Unsere Arbeit soll sicherstellen, dass Privatpersonen und Unternehmen im digitalen Zeitalter weiterhin Zugang zu der sichersten Form von Geld – dem Zentralbankgeld – haben.
Bereits am 02.10.2020 hatte die EZB ihren ,,Bericht über einen digitalen Euro‘‘ veröffentlicht. Darin wird auch der Rahmen für das weitere Vorgehen abgesteckt, zu der auch die öffentliche Konsultation von Unternehmen, Bürgern sowie Fachleuten gehören soll.
In ihrem neuen Monatsbericht vom Oktober 2021 veröffentlichte die Deutsche Bundesbank gerade eine Umfrage dazu.
Zu den Ergebnissen: Die Befragten sehen die Vorteile eines digitalen Euro sehr wohl, wie die Antworten auf Seite 71 des Berichts zeigen, sie sehen allerdings auch die Nachteile, wie Seite 72 f. zeigen.
Blickt man nun auf die daraus resultierende Einstellung zum digitalen Euro (S.72), so fällt die Antwort eindeutig aus: Von allen Befragten sagte 1 %, dass er es nicht weiß, 2 % befürworteten die Einführung des digitalen Euros stark, 11 % befürworteten es ,,eher‘‘, 30 % waren unentschieden, 22 % befürworteten es ,,eher nicht‘‘ und 33 % befürworteten es ,,überhaupt nicht‘‘! Das bedeutet, dass 13 % derzeit eher dafür sind und 55 % eher dagegen, wobei sich 30 % noch nicht entschieden haben.
Noch interessanter war die Einstellung zur Nutzung des digitalen Euro, die ja Voraussetzung für die Sinnhaftigkeit desselben überhaupt ist. Denn wozu bräuchte man ihn, wenn er kaum oder gar nicht genutzt würde?
Auf die Frage ,,Welche der folgenden Aussagen bezüglich der Nutzung eines digitalen Euro trifft auf Sie persönlich zu?‘‘ gaben die Befragten zu Protokoll: 9 % können sich grundsätzlich vorstellen, sowohl den digitalen Euro als auch Krypto-Assets zu nutzen. 31 % antworteten ,,Ich kann mir grundsätzlich vorstellen, den digitalen Euro zu nutzen.‘‘ und 60 % antworteten ,,Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, den digitalen Euro zu nutzen.‘‘
Und was ist das Fazit?
Die repräsentativ Befragten zeigen eine große Skepsis gegenüber dem von den Euro-Zentralbanken vorangetriebenen Projekt eines digitalen Euro.
Gleichzeitig wissen sie ihr Bargeld sehr zu schätzen, was auch die Antworten auf das Nutzungsverhältnis von Bargeld und digitalem Euro zeigen.
Dazu merkt die Bundesbank an, dass insbesondere überzeugte Barzahler dem digitalen Euro eher skeptisch gegenüberstehen. Fast zwei Drittel derjenigen, die sich in der Umfrage ablehnend äußerten, befürchten mit der Einführung eines digitalen Euros der Einstieg in eine Abschaffung des Bargeldes. Sowohl EZB als auch Bundesbank haben wiederholt versichert, ein digitaler Euro käme als Ergänzung zum Bargeld, nicht als Ersatz für Bargeld!
Im Sommer 2021 beschloss die EZB, die Vorarbeiten auf die nächste Stufe zu heben: In einer zweijährigen Untersuchungsphase sollen nun die Technologie und der Datenschutz für die digitale Zentralbankwährung geprüft werden. Ob ein digitaler Euro kommen wird, ist damit noch nicht entschieden.
Mit dem digitalen Euro reagiert die EZB allerdings auf die schnelle Verbreitung von Krypto-Währungen wie Bitcoin und Ethereum. Sie wirbt dabei damit, dass hinter einem digitalen Euro die Zentralbank steht, die deren Stabilität sichert.
Was aber die EZB im Unterschied zu den in der Bundesbank-Umfrage Befragten in ihrem ,,Bericht über einen digitalen Euro‘‘ vermissen lässt, ist eine wirkliche Abwägung der Risiken des digitalen Euros mit den überbetonten und übergewichteten Chancen. Keines der in diesem Bericht unter Gliederungspunkt 2.1. skizzierten 5 Szenarien analysiert die in der Bundesbankumfrage betonten Sorgen und Risiken der eigentlichen Nutzer. Warum?
26.10.2021 - Arndt Kümpel
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