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Edelmetalle - Wochenrückblick vom 02.07.2022

Die Edelmetallwoche vom 27.06.2022 – 01.07.2022

NTG24 - Edelmetalle - Wochenrückblick vom 02.07.2022

 

Die abgelaufene Handelswoche blieb wie auch die vorangegangenen weiter turbulent. Rezessions- und Inflationssorgen wechselten sich mit Zinserhöhungsängsten ab. Im Ergebnis gaben die Aktienmärkte nach und die langen Zinsen fielen wieder. Parallel legte der US-Dollar zu und der Schweizer Franken unterschritt wieder die Parität zum Euro. Die Edelmetalle gaben in diesem Umfeld deutlich nach, vor allem Silber. Deutlich zulegen konnte dagegen Palladium, welches durch Sorgen von russischen Gegensanktionen nach oben gedrückt wurden.

 

Gold vertagt die Entscheidung

 

In der abgelaufenen Handelswoche hielten die Turbulenzen an den Märkten an. Dabei wechselten sich die Hoffnungen, dass es zu weniger straffen Zinserhöhungen kommt mit weiter wachsenden Rezessions- und Inflationssorgen ab, was zu einer Stagflation führen könnte. Die Divergenz der relativen Zinserwartungen zwischen dem US-Dollar-Raum und dem Schweizer Franken einerseits sowie dem Euro andererseits führte per saldo zu einem weiter erstarkenden US-Dollar und einem starken Franken, der in dieser Woche wieder unter die Parität zum Euro fiel.

Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury fiel parallel zu den schwächeren Konjunkturdaten in den USA von 3,126 % auf 2,888 %, und die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe gab von 1,441 % auf 1,234 % nach.

Der Dow Jones Industrial Average (DJIA) verlor im Wochenverlauf 1,3 % auf 31.097 Punkte, während der DAX 2,3 % bei 12.813 Punkten schloss.

Die Edelmetalle zeigten sich in diesem Umfeld mit Ausnahme von Palladium erneut schwächer. Der Goldpreis fiel im Wochenvergleich um 1 % auf 1.809,47 Dollar. Erwähnenswert bleibt, dass der Rückgang mit weiterhin sehr niedrigen Umsätzen zustande kam, was das Risiko von Fehlsignalen erhöht.

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Werbebanner EMH PM TradeWie im Preischart ersichtlich unterschritt der Goldpreis am gestrigen Freitag im Tagestief seine Unterstützung bei 1.786,79 Dollar, schloss aber schließlich über der Unterstützung auf Schlusskurs-Basis, die vom 14.06.2022 stammt und bei 1.808,56 Dollar liegt. Damit hat der Goldpreis auf Tagesschlusskurs-Basis kein Verkaufssignal gegeben, zumal bei derart kleinen Differenzen auch keine Signifikanz vorliegt. Es bleibt deshalb abzuwarten, ob es sich bei der Entwicklung der letzten Tage wirklich um den Beginn eines neuen Abwärtsimpulses handelt.

Die CoT-Daten vom 28.06.2022 weisen für Gold einen Rückgang der Short-Position der Commercials um 3 % auf 182.007 Kontrakte aus. Das Open Interest ging parallel um 1 % auf 497.005 Kontrakte zurück.

Insgesamt hat sich die charttechnische Situation für den Goldpreis in dieser Woche etwas eingetrübt, ein signifikantes Richtungssignal wurde allerdings (noch) nicht generiert.

 

Gold auf TradingView

 

Silber falsifiziert Doppelboden-Hypothese

 

Der Silberpreis verlor in dieser Handelswoche 6,1 % und unterschritt mit 19,86 Dollar auch auf Wochenschlusskurs-Basis die runde Marke von 20 Dollar.

Damit hat Silber die unsere Doppelboden-Hypothese falsifiziert. Erwähnenswert bleibt aber auch und insbesondere bei Silber, dass der relative hohe Preisänderung ein ungewöhnlich geringer Umsatz gegenübersteht, der bedeutenden Interpretationsspielraum schafft.

Mit der Entwicklung in dieser Woche ist nun zwar die Doppelboden-Hypothese entwertet, nicht jedoch die der ,,Slingshot‘‘-Bewegung und der ,,Bärenfalle‘‘. Denn im Monatsverlauf könnte es durchaus zu einer schnellen peitschenartigen Bewegung in die Gegenrichtung kommen, die auch mit nochmals tieferen Kursen kompatibel ist.

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Interessant sind in diesem Kontext auch die CoT-Daten vom 28.06.2022, die die Preisbewegung der zweiten Wochenhälfte noch gar nicht widerspiegeln. Denn diese weisen für Silber einen enormen Rückgang der Short-Position der Commercials um 32 % auf nur noch 18.485 Kontrakte aus, während das Open Interest parallel um 7 % auf 135.775 Kontrakte zurückging. Damit hatten die Commercials per Dienstag dieser Woche die geringste Short-Position in Silber seit dem Corona-Crash im März 2020.

Insgesamt hat sich die charttechnische Lage bei Silber in dieser Woche deutlich eingetrübt. Die vermutete Symmetrie eines potenziellen Doppelbodens wurde analytisch entwertet, gleichzeitig bleibt ein ,,Slingshot‘‘-Szenario weiter möglich. Die weiterhin sehr niedrigen Umsätze mahnen auch hier zu einem kurzen analytischen Geltungsanspruch.

 

Silber auf TradingView

 

Platin wieder mit neuem Jahrestief

 

Platin gab in dieser Handelswoche 3 % auf 875,53 Dollar nach und markierte dabei auch ein neues Jahrestief.

Dabei konnte sich Platin aber sowohl über der mittelstarken statischen Unterstützung bei 845,80 Dollar als auch über der langfristigen Musterschwelle, dem seit März 2008 laufenden langfristigen Abwärtstrend halten (s. Chart). Die Umsätze waren zwar relativ zu Gold und Silber etwas höher, blieben aber relativ zu früheren Abwärtsimpulsen niedrig.

Wie auch bei Silber tat sich in dieser Woche auch bei Platin an der COMEX einiges. Denn die CoT-Daten vom 28.06.2022 zeigen für Platin Rückgang der Short-Position der Commercials um enorme 47 % auf nur noch 3.381 Kontrakte, während das Open Interest um 5 % auf 68.232 Kontrakte zulegte. Damit liegt auch das Short-Niveau der Commercials auf dem tiefsten Niveau seit mindestens 2 ½ Jahren.

Insgesamt bleibt die charttechnische Situation für Platin schwach. Ein Boden ist nicht ersichtlich, und ein Test der langfristigen Abwärtstrend-Linie von oben ist weiterhin möglich. Diese verläuft aktuell bei rund 812 Dollar.

Allerdings handelt es sich charttechnisch weiter um einen ,,geordneten Rückzug‘‘, der auch Potenzial für eine ,,Drehung auf der Hacke‘‘ hat. Ein Unterschreiten der statischen Unterstützung bei 845,80 Dollar könnte dagegen schnell zu Kursen um 805 Dollar führen, ohne dass die langfristige Abwärtstrend-Linie unterschritten würde.

 

Platin auf TradingView

 

Palladium ist erneut Wochensieger

 

Palladium war auch in dieser Woche wieder Wochensieger und gewann 4,2 % auf 1.935,73 Dollar.

Mit diesem neuen, mit dem Gesamtmarkt unkorrelierten Aufwärtsimpuls zeigt Palladium, dass es jederzeit für Überraschungen nicht nur nach unten, sondern auch nach oben gut ist.

Eine der Ursachen dürfte die realistische Möglichkeit sein, dass Russland, das mit einer Jahresförderung von 74 Tonnen im Jahr 2021 einen Anteil an der weltweiten Förderung (200 Tonnen) von 37 % hat, seine Palladiumexporte im Rahmen von Gegensanktionen beschränken könnte. Zuvor waren die Goldexporte Russlands von den G7-Staaten sanktioniert worden.

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Werbebanner ClaudemusDamit verdichtet sich bei Palladium aus charttechnischer Perspektive die Wahrscheinlichkeit für die Bildung eines Doppelbodens. Denn nun steigt auch der Symmetriegrad auf Wochencandle-Basis (s. Chart). Außerdem wäre für diese Bewegung auch eine Einordnung in die gesamte Preisentwicklung seit dem Corona-Crash im März 2020 interessant. Denn der erwähnte Doppelboden ist als Ganzes potenziell auch als zweiter Teilboden eines noch größeren Doppelbodens interpretierbar, dessen erster Teilboden nach dem Corona-Crash zwischen dem 12.03.2020 und dem 21.07.2020 entstand.

Die CoT-Daten vom 28.06.2022 zeigen für Palladium einen leichten Rückgang der Long-Position der Commercials um 2 % auf 4.441 Kontrakte, während das Open Interest um 2 % auf 7.765 Kontrakte anstieg.

Insgesamt liegt Palladium immer besser in der Musterkurve, welche den Wechsel von einem politisch getriebenen Abwärtsdruck zurück in einen von einer realen Defizitsituation am physischen Markt getriebenen Marktpreis andeuten könnte. Allerdings bleiben auch bei Palladium die Umsätze noch sehr gering, weshalb wie auch bei seinen Schwestermetallen die Signifikanz der Preisbewegung noch aussteht.

 

Palladium auf TradingView

 

02.07.2022 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

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