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Edelmetalle - Wochenrückblick vom 16.07.2022

Die Edelmetallwoche vom 11.07.2022 – 15.07.2022

NTG24 - Edelmetalle - Wochenrückblick vom 16.07.2022

 

In der abgelaufenen Handelswoche setzte sich die mentale Bewältigung der erwarteten Zinserhöhungen durch die Antizipation des Tempos und der Höhe der Zinsschritte fort. Im Ergebnis legte der US-Dollar erneut deutlich gegen den Euro zu. Anscheinend trauen die Märkte der FED, die am 27.07.2022 wieder über die Leitzinsen berät, mehr Entscheidungsfreude zu als der EZB, die wohl nicht nur auf die sehr hohe Inflation im Euroraum, sondern auch mit Sorge auf die derzeitige Regierungskrise in Italien schaut. Per saldo gaben die Zinsen auf beiden Seiten des Atlantiks wieder spürbar nach, und auch die Aktienmärkte beendeten die Woche tiefer. Die Edelmetalle verloren in diesem Umfeld, in dem die Sorge vor einer abstürzenden Konjunktur vor allem in Europa zunimmt, deutlich. Wenig überraschend verloren dabei Platin und Palladium am meisten.

 

Gold unterschreitet Kreuzunterstützung

 

Die abgelaufene Handelswoche war von einer Fortsetzung der Turbulenzen aus der Vorwoche geprägt. Massive Konjunktursorgen aufgrund eines wahrscheinlichen Importstopps für russische Gasimporte, der Deutschland ganz überwiegend unvorbereitet trifft, nagten deutlich an der Zuversicht der Investoren. Damit gewinnt das Gespenst der Stagflation zunehmend an Konturen.

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Werbebanner EMH PM TradeIn der Folge verlor der Euro weiter deutlich gegen die Fluchtwährungen. Der US-Dollar gewann gegen den Euro im Wochenvergleich 1,7 % auf 1,000878 Dollar je Euro, und der Schweizer Franken wertete 1 % auf 0,9848 Franken je Euro auf. Parallel zu den stark fallenden Konjunkturerwartungen fiel die Rendite der 10-jährigen US-Treasury von 3,101 % auf 2,929 % und jene der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe gab von 1,336 % auf 1,134 % nach.

Der Dow Jones Industrial Average (DJIA) gab nach einem Endspurt am Freitag im Wochenvergleich 0,2 % auf 31.288 Punkte nach, während der DAX 1,2 % tiefer bei 12.865 Punkten schloss. Die Edelmetalle zeigten in dieser Woche durchgehend schwach. Der Goldpreis verlor 2 % und beendete die Woche bei 1.707,46 Dollar.

Damit hat Gold seine Kreuzunterstützung bei rund 1.735 Dollar signifikant nach unten durchbrochen, was das charttechnische Bild kurzfristig weiter eintrübt. Nun ist mit einem Test des Tiefs der gesamten, seit August 2020 laufenden Konsolidierung zu rechnen, welches vom März 2021 stammt und das bei 1.676,87 Dollar liegt.

Dass diese deutliche Abwärtsbewegung bei sehr niedrigen Umsätzen stattfindet, kann man dabei mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachten. Zwar besteht offensichtlich bei Gold kein wirklicher Verkaufsdruck. Jedoch ist aber auch das Kaufinteresse trotz der deutlichen Abschläge gering. In der Summe entscheidet die ,,kürzere Marktseite‘‘, und die könnte den Goldpreis noch eine ,,Chartetage‘‘ tiefer führen, insbesondere dann, wenn das Zyklustief vom März 2021 durchbrochen werden sollte.

Hoffnung macht jedoch ein Blick auf den Terminmarkt. Dort weisen die CoT-Daten vom 12.07.2022 für Gold einen starken Rückgang der Short-Position der Commercials um 17 % auf nur noch 137.788 Kontrakte aus. Das Open Interest stieg parallel um 9 % auf 542.493 Kontrakte an.

Insgesamt hat sich die charttechnische Situation für den Goldpreis weiter verschlechtert. Die niedrigen Umsätze mahnen überwiegend zur Vorsicht, denn das Niveau, auf welchem die Investoren wieder Gold kaufen, ist angesichts des schnell aufwertenden US-Dollars ein ,,Moving Target‘‘. Mustertechnisch hat sich zudem die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Gold mit den Zwischenhochs vom August 2020 und März 2022 ein Doppeltop ausgebildet haben könnte. Sollte diese Musterhypothese bestätigt werden, wäre ein Unterschreiten des Zyklustiefs vom März 2021 bei 1.676,87 Dollar ein Bruch der Nackenlinie dieses Doppeltops. Dies hätte mittelfristig deutlich tiefere Kursziele für den Goldpreis zur Folge.

 

Gold auf TradingView

 

Silber weiter im Rückwärtsgang

 

Der Silberpreis verlor auch in dieser Handelswoche deutlich und gab im Wochenvergleich 3,2 % auf 18,71 Dollar nach.

Nachdem in der Vorwoche unsere Doppelboden-Hypothese falsifiziert wurde, bestätigt der Rückgang in dieser Woche das Szenario, welches sich bei Gold anbahnt. Denn die hohe Korrelation von Silber zu Gold macht es unwahrscheinlich, dass der Silberpreis länger stark fällt, während Gold entweder einen Boden bilden kann oder sogar wieder nach oben dreht.

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In der hohen Korrelation von Gold und Silber liegt demnach eine verkettete Richtungsentscheidung. In gewisser Weise hat der Musterbruch von Silber in der Vorwoche die Signifikanz der Abwärtsbewegung bei Gold vorweggenommen.

Für Silber gilt im Übrigen mit Blick auf die Umsätze das Gleiche wie für Gold. Und sollte es zu einem ,,Slingshot-Szenario‘‘ kommen, bleibt für Silber vor allem die Monats-Zeitskale wichtig. Dass am 27.07.2022 die US-Notenbank erneut über die Zinsen entscheidet, läßt zumindest für Silber-Optimisten ein Szenario offen, in dem die Märkte eine schwächere Zinserhöhung als bislang antizipiert sehen, der US-Dollar daraufhin deutlich nachgibt, Gold und Silber daraufhin deutlich zulegen und der Monatsschlusskurs beider auf charttechnisch weniger kritischem Gebiet liegt.

Einstweilen bleibt ein hoffnungsvoller Blick auf den Terminmarkt. Denn die CoT-Daten vom 12.07.2022 zeigen einen erneuten deutlichen Rückgang der Short-Position der Commercials um 17 % auf 9.612 Kontrakte, während das Open Interest parallel um 1 % auf 142.259 Kontrakte zulegt.

Insgesamt hat sich die charttechnische Lage auch bei Silber weiter deutlich eingetrübt, wobei hier die Konjunktursorgen, nicht zuletzt in Bezug auf China, stärker auf den Kurs drücken dürften als bei Gold.

 

Silber auf TradingView

 

Platin testet langfristige Abwärtstrend-Linie

 

Platin verlor in dieser Woche 5,9 % auf 830,52 Dollar nach und markierte bei mittleren Umsätzen wieder ein neues Jahrestief.

Charttechnisch bedeutend war in dieser Woche vor allem, dass Platin seine langfristige Musterschwelle, den seit März 2008 laufenden langfristigen Abwärtstrend, getestet hat (s. Chart). Danach drehte der Preis wieder nach oben.

Die eigentliche Überraschung passierte am Terminmarkt. Denn die CoT-Daten vom 12.07.2022 zeigen einen Vorzeichenwechsel bei der Position der Commercials! Denn diese sprang von einer Short-Position in Höhe von 1.670 Kontrakten um auf eine Long-Position in Höhe von 1.235 Kontrakten, während das Open Interest um 4 % auf 75.615 Kontrakte zulegte. Damit sind die kommerziellen Händler sowohl bei Palladium als auch Platin ,,Long‘‘. Da diese in den allermeisten Fällen ,,richtig‘‘ positioniert sind, stellt sich nun die Frage, was das für die mittelfristige Preisprognose von Platin bedeutet.

Zwar kann diese Position schnell auch wieder negativ werden. Jedoch zeigt der Trend der Position bereits seit einiger Zeit in diese Richtung und läßt deshalb plausibel vermuten, dass der Test der langfristigen Abwärtstrend-Linie in dieser Woche sehr wohl der Wendepunkt der Korrektur für Platin sein könnte, auch wenn bei einer Doppelboden-Bildung auch ein zweites Kurstief möglich ist.

Damit hat sich die charttechnische Situation von Platin zwar zugespitzt, da nach unten hin bis zur Abwärtstrendlinie nur noch weniger als 30 Dollar ,,Puffer‘‘ liegen. Jedoch deutet die Situation an der COMEX klar darauf hin, dass die Commercials eine Trendwende in der Nähe des aktuellen Kursniveaus erwarten.

 

Platin auf TradingView

 

Palladium ist Wochenverlierer

 

Palladium war in dieser Woche Wochenverlierer und gab im Wochenvergleich 15,7 % auf 1.822,63 Dollar ab.

Die Entwicklung bei Palladium weist aus charttechnischer Sicht bedeutende Anomalien auf, welche für einen politischen Einfluss Einfluß sprechen, der ja ohnehin alleine schon aufgrund der Sanktionsentscheidungen des Westens gegen Russland gegeben ist.

Damit verdichtet sich bei Palladium aus charttechnischer Perspektive die Wahrscheinlichkeit für die Bildung eines Doppelbodens. Denn nun steigt auch der Symmetriegrad auf Wochencandle-Basis (s. Chart).

Der Kurschart zeigt, dass die Überkompensation der Gewinne aus der Vorwoche ohne große Umsätze stattfand. Dies ist sehr ungewöhnlich. Zudem wurde aus Wochencandle-Perspektive der Aufwärtsimpuls der Vorwoche entwertet, da der Wochenschluss in dieser Woche deutlich unter dem Eröffnungskurs der Vorwoche liegt.

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Werbebanner ClaudemusDamit zeigt Palladium ein erratisches Verhalten, was zwar weiter mit einer Doppelboden-Bildung oberhalb von 1.528 Dollar, dem Zwischentief vom 15.12 2021, kompatibel ist, aber die bislang gesehene ,,Mustersymmetrie‘‘ auf kleinerer Skale zerstört. Passend zu dieser ambivalenten Lage entwickeln sich auch die Terminmärkte. Die CoT-Daten vom 12.07.2022 weisen für Palladium einen deutlichen Rückgang der Long-Position der Commercials um 21 % auf 3.252 Kontrakte aus, wobei das Open Interest parallel um 12 % auf 6.474 Kontrakte fiel.

Insgesamt hat Palladium in dieser Woche ein technisch untypisches Verhalten gezeigt. Die technische Lage hat sich damit wieder verschlechtert, ohne dass die Bodenmuster-Hypothese aufgegeben werden muss. Gleichwohl ist ein Test wichtiger Unterstützungen (s. blaue Linien im Chart) wieder wahrscheinlicher geworden.

 

Palladium auf TradingView

 

16.07.2022 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

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  • - 18.07.2022 14:31:47 Uhr


 

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