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Edelmetalle - Wochenrückblick vom 27.08.2022

Die Edelmetallwoche vom 22.08.2022 – 26.08.2022

NTG24 - Edelmetalle - Wochenrückblick vom 27.08.2022

 

Die abgelaufene Handelswoche war von einer scharfen Marktreaktion auf die Rede von US-Notenbankchef Powell am Freitag geprägt. Dieser betonte die hohe Bedeutung des Kampfes gegen die Inflation ein, was Hoffnungen auf ein gebremstes Tempo der erwarteten Zinsanhebungen jäh beendete. Die Marktreaktion fiel scharf aus, der Dow Jones Industrial verlor am Freitag mehr als 1.000 Punkte. Die Fluchtwährungen US-Dollar, Schweizer Franken und Singapur-Dollar werteten gegen die Gemeinschaftswährung weiter auf, während Bitcoin und die Edelmetalle spürbar nachgaben. Im Wochenvergleich zeigte sich Platin am schwächsten.

Den Zins-Hoffnungen der Vortage, die zu einer zwischenzeitlichen Erholung der Aktien- und Edelmetallmärkte geführt hatten, wurden mit der Rede von US-Notenbankchef Powell auf dem Treffen der Notenbanken in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming ein abruptes Ende gesetzt.

In seiner Rede stellte Powell klar, dass für die US-Notenbank die Wiederherstellung der Preisstabilität Priorität habe und deshalb für ,,einige Zeit‘‘ eine restriktive Geldpolitik notwendig sei. Nun erwarten die Investoren eine Zinserhöhung von 75 Basispunkten auf der Notenbanksitzung im September.

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Der Nettoeffekt im Wochenvergleich waren zum einen deutliche Verluste an den Aktienmärkten. Der Dow Jones Industrial Average (DJIA) verlor am Freitag mehr als 1.000 Punkte und verlor im Wochenvergleich 4,2 % auf 32.283 Punkte. Der DAX gab parallel ebenfalls 4,2 % auf 12.971 Punkte nach, und Bitcoin verlor 2,8 % auf 20.262 Dollar.

Die globalen Fluchtwährungen werteten dagegen überwiegend weiter auf. Der US-Dollar gewann gegen den Euro 0,8 % auf 0,99632 Dollar, der Schweizer Franken konsolidierte seine deutlichen Gewinne aus der Vorwoche und schloss mit 0,96262 Franken, und der Singapur-Dollar markierte ein neues Allzeithoch gegen den Euro und legte im Wochenvergleich 0,6 % auf 1,38929 Singapur-Dollar je Euro zu.

 

Gold mit leichtem Wochenverlust

 

Der Goldpreis verlor in der Berichtswoche 0,5 % auf 1.738,05 Dollar, wobei das gelbe Edelmetall seine Gewinne im Wochenverlauf am Freitag mehr als abgab.

Ein Blick auf den Wochencandle-Chart zeigt, dass Gold nun in einer instabilen technischen Lage oberhalb zweier wichtiger Unterstützungen auf neue Impulse wartet.

Die Stärke der statischen Unterstützung bei 1.676,87 Dollar ergibt sich dabei sowohl aus der Bedeutung als Doppelboden, wobei die Interpretation der Entwicklung seit dem Zyklushoch vom August 2020 als Doppeltop eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellt.

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Werbebanner EMH PM TradeGleichzeitig wird Gold aus dynamischer Sicht von der bereits getesteten Aufwärtstrend-Linie gestützt, die aktuell bei rund 1.695 Dollar verläuft. Ein Unterschreiten dieser dynamischen Unterstützung wäre ein wichtiges Risiko-Signal dafür, dass auch die statische Unterstützung bei 1.676,98 Dollar unterschritten wird und damit die Interpretation eines Doppeltops bei Gold sehr wahrscheinlich wird.

Dieses Szenario hätte bedeutende mittelfristige Implikationen, wenn man das Szenario eines ,,Slingshot-Moves‘‘ einmal ausklammert.

An den Terminmärkten zeigen die CoT-Daten vom 23.08.2022 für Gold einen deutlichen Rückgang der Short-Position der Commercials um 10 % auf 138.072 Kontrakte, während das Open Interest um 1 % auf 457.762 Kontrakte stieg.

Insgesamt hat sich die technische Lage für Gold in dieser Woche weiter verschlechtert, da sich der Goldpreis wieder den charttechnischen ,,Signal-Trigger-Punkten‘‘ näher, die eine Beschleunigung der Abwärtsbewegung auslösen können.

Von Bedeutung ist dabei, dass die von der US-Notenbank angekündigte relativ restriktive Zinspolitik zu einem weiteren deutlichen Anstieg des US-Dollars führen dürfte. In der preislichen Nähe der oben skizzierten Chartsignale könnte dies zu einer zumindest kurzfristig deutlich geringeren Attraktivität von Gold führen.

Langfristig ist jedoch damit zu rechnen, dass der Goldpreis von einer Kehrtwende der US-Notenbank hin zu einer erneuten expansiven Phase mehr profitiert, als es möglicherweise kurz- und mittelfristig unter den Zinserhöhungen und dem stärkeren US-Dollar leidet.

 

Gold auf TradingView

 

Silber hält sich (noch) wacker

 

Der Silberpreis gab in der abgelaufenen Handelswoche ,,nur‘‘ 0,8 % auf 18,90 Dollar nach und hielt sich damit relativ wacker, was aber auch teilweise an dem hohen Verlust der Vorwoche von 8,5 % lag.

Ein Blick auf den Monatscandle-Chart zeigt, dass Silber in der kommenden Woche seine Unterstützung auf Monatsschlusskurs-Basis bei 20,34 Dollar signifikant unterschreiten könnte.

Damit würde sich charttechnisch die Tür für weitere deutliche Verluste öffnen, die im Falle einer Unterschreitung der Unterstützungszone bei rund 18,40 Dollar bis in den Bereich von 14 Dollar reichen.

Aus Mustersicht ist von hoher Bedeutung, dass Silber auf Monatsschlusskurs-Basis auch in diesem Falle über dem Monatsschlusskurs des Corona-Crash-Monats März 2020 schließt. Diese Marke liegt bei 13,97 Dollar. Denn dieses Niveau ist für die langfristige Interpretation als Kursboden zentral.

Damit ist allerdings weiterhin ein Szenario einer Peitschenbewegung (Slingshot-Move) kompatibel, wie diese auch für Gold infrage kommt. Dieses Verhalten zeigte Silber bereits im Corona-Crash ab März 2020, als dem Silberpreis nach einer klassischen ,,Bärenfalle‘‘ ein Ausbruch nach oben gelang, der bis in den Bereich von 30 Dollar führte.

Das geldpolitische Szenario, was dieser Vermutung zugrunde liegt, ist das einer durch Kapitalmarktturbulenzen beendeten Zinserhöhungsphase der US-Notenbank. Alternativ wäre auch eine schnelle Verringerung des Vertrauens in den Kapitalmarkt insgesamt möglich, in dem Finanzkontrakte zunehmenden Zweifeln an deren Erfüllung unterliegen, wie dies insbesondere an der COMEX der Fall sein könnte. Darauf weist insbesondere die Entwicklung der lieferbaren Silberbestände an der COMEX in der Kategorie ,,Registered‘‘ in den letzten Monaten hin.

Passend zu dieser Vermutung ist auch die Entwicklung der Short-Position der Commercials an der COMEX. Die CoT-Daten vom 23.08.2022 zeigen in dieser Woche einen massiven Rückgang der Short-Position der Commercials um 65 % auf nur noch 4.319 Kontrakte, während das Open Interest mit 144.357 Kontrakten praktisch unverändert blieb.

Insgesamt hat sich das technische Risiko für Silber weiter erhöht. Sollte der Monatsschlusskurs in der kommenden Woche für August unter 20,34 Dollar liegen, hat sich die statische Indikatorenlage deutlich verschlechtert und könnte eine Beschleunigung der Abwärtsdynamik ankündigen.

Solange die Marke von 13,97 Dollar auf Monatsschlusskurs-Basis jedoch nicht fällt, bleibt selbst in diesem Szenario eine peitschenartige Erholung der wahrscheinlichste Fall.

Der Entwicklung des Silberpreises kommt in der nächsten Woche deshalb eine hohe kurz- und mittelfristige Bedeutung zu!

 

Silber auf TradingView

 

Platin ist Wochenverlierer

 

Platin verlor in dieser Woche 4,1 % auf 852,13 Dollar und war damit der Wochenverlierer unter den Edelmetallen.

Ein Blick auf den Monatscandle-Chart zeigt, dass Platin nach einem hängenden Docht im Vormonat nun im August drauf und dran ist, ein neues Schwächesignal zu generieren. Denn eine ,,umgekehrte rote Hammerkerze‘‘ wäre ein deutliches Chartsignal einer erneuten kurzfristigen Kurs-Schwäche!

In der Folge ist ein erneuter Test der langfristigen Abwärtstrend-Linie möglich, die aktuell bei rund 784 Dollar verläuft.

Aus statischer Indikatoren-Sicht ist wie auch bei Silber der Monatsschluss vom März 2020 zentral, der bei Platin bei 720,99 Dollar liegt. Diese Marke sollte auch bei Platin auf Monatsschlusskurs-Basis unbedingt halten.

Die CoT-Daten vom 23.08.2022 zeigen für Platin wie auch bei Silber einen sehr deutlichen Rückgang der Short-Position der Commercials um 52 % auf nur noch 3.049 Kontrakte, während das Open Interest parallel um 9 % auf 62.329 Kontrakte anstieg.

Insgesamt zeigt sich auch für Platin die Bedeutung des Monatsultimos August 2022 für die kurz- und mittelfristige Entwicklung. Daran ändert auch ein weiterhin niedriges Umsatzniveau nur wenig. In der kommenden Woche ist deshalb auch bei Platin aus charttechnischer Perspektive erhöhte Aufmerksamkeit angezeigt.

 

Platin auf TradingView

 

Palladium weiter mit robustem Mustersignal

 

Palladium gab in der Berichtswoche 1,4 % auf 2.094,67 Dollar nach.

Damit fehlt Palladium zwar ein starker Aufwärtsimpuls, jedoch bleibt das aus seiner Mustersymmetrie generierte Unterstützungssignal weiter robust. Dies läßt eine relative Stärke in einem Schwächeszenario erwarten, die für seine Edelmetall-Geschwister skizziert wurde.

Dies mag auch daran liegen, dass eine Eskalation der Spannungen zwischen Russland und dem Westen aufgrund der Bedeutung der internationalen Marktposition Russlands bei Palladium den Palladiumpreis deutlich stützen könnte.

Der Wochencandle-Chart zeigt denn auch, dass der Wochenverlust keine hohe charttechnische Relevanz besitzt. Dagegen erhöht dieser vielmehr die Mustersymmetrie weiter, die mit dem bereits mehrfach erwähnten Doppelboden im Interpretation-Raum steht.

Für die Aufrechterhaltung dieser Vermutung eines großen fraktalen Doppelbodens ist allerdings wichtig, dass die Marke von 1.743,16 Dollar auf Wochenschlusskurs-Basis und die Marke von 1.727,99 Dollar auf Monatsschlusskurs-Basis hält.

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Werbebanner ClaudemusPassend dazu entwickeln sich die CoT-Daten vom 23.08.2022. Sie zeigen einen deutlichen Anstieg der Long-Position der Commercials um 38 % auf 2.112 Kontrakte aus, wobei das Open Interest mit 7.928 Kontrakten praktisch unverändert blieb. Insgesamt hat sich die technische Situation bei Palladium kaum verändert. Palladium weist bislang ein robustes Bodenmuster auf, was auch in der Berichtswoche eher gestärkt wurde als geschwächt.

Passend dazu stützt die Bedeutung Russlands für den globalen Palladiummarkt diese Interpretation.

 

Palladium auf TradingView

 

27.08.2022 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

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  • - 28.08.2022 10:22:27 Uhr


 

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