als .pdf Datei herunterladen

Edelmetalle - Wochenrückblick vom 30.07.2022

Die Edelmetallwoche vom 25.07.2022 – 29.07.2022

NTG24 - Edelmetalle - Wochenrückblick vom 30.07.2022

 

Die abgelaufene Handelswoche war vor allem von Konjunktur- und Inflationsdaten auf beiden Seiten des Atlantiks sowie der Sitzung der US-Notenbank am Mittwoch geprägt, auf der diese den Leitzins um 0,75 % anhob. Einige Marktteilnehmer sehen darin bereits einen geldpolitischen Fehler, da sich die Wirtschaft teilweise bereits deutlich abzukühlen scheint. Darauf deuten auch die wieder fallenden langen öffentlichen Renditen in den USA hin. Dies ist allerdings vor den am 08.11.2022 anstehenden Zwischenwahlen zum US-Kongress ein echtes Politikum. Der Nettoeffekt für die Märkte war ein praktisch unveränderter Kurs des US-Dollars zum Euro, ein gegen den Euro weiter deutlich aufwertender Schweizer Franken, freundliche Aktienmärkte und sehr feste Edelmetalle. Vor allem Silber stand in dieser Woche im Zentrum der Märkte.

 

Goldpreis deutlich erholt

 

Die Berichtswoche war vor allem vom Wechselspiel von Konjunkturdaten und geldpolitischen Entscheidungen in den USA im Vorfeld der Zwischenwahlen geprägt. Die US-Notenbank erhöhte am Mittwoch den Leitzins um 0,75 % und plant auch in den kommenden Monaten weitere deutliche Zinsschritte. Angesichts der anhaltend hohen Inflationsrate und des offiziell hohen Beschäftigungsniveaus überrascht der Schritt nicht. Allerdings sehen einige Ökonomen die FED bereits auf dem Weg zu einem geldpolitischen Fehler, da sich wichtige Konjunkturindikatoren stark abgekühlt haben und die US-Wirtschaft bereits in der Rezession stecken könnte.

Anzeige:

Werbebanner EMH PM TradeAus diesem Grunde profitierte der US-Dollar nur wenig von der Zinserhöhung und gab stattdessen im Wochenvergleich leicht um 0,1 % auf 1,02266 Dollar je Euro nach. Dagegen profitierte die Fluchtwährung Schweizer Franken von der anhaltenden Schwäche des Euros und wertete gegen diesen im Wochenvergleich um 0,9 % auf 0,97302 Franken je Euro auf. Bitcoin legte schließlich 4,8 % auf 23764 Dollar zu.

Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury fiel im Wochenvergleich von 2,784 % auf 2,618 % nach, und jene der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe sank von 1,038 % auf 0,828 %, obwohl die Inflationsrate in Deutschland bei 7,5 % und in der Eurozone bei 8,9 % liegt. Die Aktienmärkte zeigten sich freundlich. Der Dow Jones Industrial Average (DJIA) gewann im Wochenvergleich 3 % auf 32.845 Punkte, und der DAX stieg 1,7 % auf 13.484 Punkte.

Im Zuge der sinkenden Renditen und des wachsenden Risikos eines bereits auf dem aktuellen Niveau möglicherweise stark bremsenden US-Zinsniveaus legten die Edelmetalle deutlich zu. Der Goldpreis gewann in dieser Woche 2,2 % auf 1.766,26 Dollar.

Damit hat sich bei Gold die charttechnische Situation wieder spürbar entspannt, denn der Goldpreis entfernte sich nicht nur wieder von seinem zentralen statischen Unterstützungsniveau bei 1.676,87 Dollar, sondern überwand im Wochenverlauf auch wieder die seit dem Corona-Crash im März 2020 laufende mittelfristige Aufwärtstrend-Linie.

Zudem schloss er auch auf Wochencandle-Basis über der Widerstandslinie bei rund 1.750 Dollar, die sich im September 2021 gebildet hat (s. obere rote Horizontale im Chart).

An den Terminmärkten zeigen die CoT-Daten vom 26.07.2022 für Gold einen Rückgang der Short-Position der Commercials um 3 % auf nur noch 108.422 Kontrakte aus, während das Open Interest parallel um 7 % auf 487.515 Kontrakte fiel. Damit sind die kommerziellen Händler so wenig short in Gold wie seit mindestens 3 Jahren nicht mehr.

Insgesamt hat sich die technische Situation für den Goldpreis spürbar verbessert, von einer Trendumkehr nach oben zu sprechen ist aber noch verfrüht. Dafür sind die Umsätze auch auf Monatsbasis einfach zu niedrig. Dass Gold aber in einer Phase deutlicher Zinserhöhungen der Notenbanken hinein steigt, zeigt, dass man es sich bei der Begründung fallender Goldpreise nicht zu einfach machen sollte. Sollte es sich bei den Zinserhöhungen der US-Notenbank wirklich um einen geldpolitischen Fehler handeln, antizipiert der steigende Goldpreis bereits die nächste geldpolitische Lockerung bzw. eine deutlich weniger starke Zinserhöhung als bislang von der FED kommuniziert. Die charttechnische Ausgangslage hat sich aber für das ,,Geld der Könige‘‘ in dieser Woche aber wieder deutlich aufgehellt.

 

Gold auf TradingView

 

Silber ist der Wochengewinner

 

Der Silberpreis sprang in dieser Woche um 9,5 % nach oben und schloss bei 20,36 Dollar nicht nur wieder über der runden Marke von 20 Dollar, sondern - vielleicht noch wichtiger - über der wichtigen Unterstützung auf Monatsschlusskurs-Basis bei 20,34 Dollar. Ein Blick auf den Monatscandle-Chart von Silber zeigt die charttechnische Bedeutung dieser Marke, die dem Monatsschlusskurs vom Juli 2016 entspricht (20,33693 Dollar).

Anzeige:

Banner TradingView

 

Denn er bildet auf höherer Skale (Monate) das Signifikanz-Niveau eines Durchbruchs nach unten. Wie wir bereits in vorangegangenen Wochenreports betonten, ist das Ultimo-Niveau des Julis 2022 für die Bewertung des Absturzes des Silberpreises im laufenden Monat essenziell. Ein Blick auf den Chart zeigt nun, dass Silber sämtliche Verluste innerhalb des Monats wieder aufholte und sogar noch einen kleinen Monatsgewinn markieren konnte.

Diese Entwicklung erscheint auf Candlestick-Monatsbasis als langer hängender Faden der Chartkerze. Dies ist ein sehr gutes Zeichen und verstärkt unsere mehrfach vorgebrachte Vermutung, dass Silber seine seit August 2020 laufende Konsolidierung erneut mit einer peitschenartigen Bewegungsänderung (Slingshot Move) beenden könnte. Die Entwicklung im Juli 2022 ist ein großer Schritt in diese Interpretationsrichtung!

Gestützt wird diese Interpretation perspektivisch auch von der Entwicklung am Terminmarkt. Denn dort sinken nicht nur die Bestände zur Bedienung von COMEX-Silberfuture-Kontrakten. Sondern die CoT-Daten vom 26.07.2022 zeigen für Silber einen massiven Rückgang der Short-Position der Commercials um sehr hohe 68 % auf nur noch 2.653 Kontrakte. Parallel stieg das Open Interest leicht um 2 % auf 147.784 Kontrakte. Damit befindet sich die Short-Position der kommerziellen Marktteilnehmer auf dem niedrigsten Niveau seit mindestens 3 Jahren.

Insgesamt hat sich die charttechnische Lage auch bei Silber im Wochenvergleich deutlich verbessert, und auf Monatsbasis hat sie einen wichtigen Grundstein für eine überraschende scharfe Aufwärtsbewegung gelegt, die von der Positionierung der Commercials an der COMEX eindrucksvoll bestätigt wird, auch wenn dies nur eine Momentaufnahme ist. Der Trend hält jedoch seit Wochen an und hat die Terminmarktstruktur insgesamt bei Silber deutlich verschoben.

Wie bei Gold auch bleibt als ,,charttechnischer Wermutstropfen‘‘ der niedrige Umsatz, der die Signifikanz der Preisbewegung deutlich verringert. Diese kann jedoch bald ,,nachgeliefert‘‘ werden. Sollte der monetäre Charakter von Silber in den kommenden Wochen weiter an Bedeutung gewinnen, dürfte dieser positive Preisimpuls durchaus in der Lage sein, den negativen Effekt einer schwächeren Konjunkturentwicklung mehr als auszugleichen.

 

Silber auf TradingView

 

Platin legt weiter zu

 

Platin legte in dieser Handelswoche 3,1 % auf 889,20 Dollar zu und hat mit seinem Monatscandle für Juli 2022, der wie auch bei Silber einen langen hängenden Faden aufweist, seine langfristige dynamische Unterstützung, nämlich die gebrochene, seit März 2008 laufende Abwärtstrendlinie, erfolgreich getestet.

Anzeige:

Werbebanner ClaudemusGleichzeitig schloss Platin auch, wie die blaue Horizontale im Chart anzeigt, auch über seiner statischen Unterstützung vom Oktober 2020, welche bei 845,80 Dollar liegt. Dabei lagen die Umsätze etwas höher als bei Gold und Silber. Die Mustersignifikanz ist bei Platin allerdings nicht so groß wie bei Gold oder Silber, aber irgendwoher muss der Ruf von Platin als ,,charttechnischer Underdog‘‘ schließlich kommen. Dieser Ruf könnte allerdings angesichts der vielen Faktoren, die für einen steigenden Platinpreis sprechen, bald ernsthaft getestet werden!

Ein Indiz dafür ist die Lage am Terminmarkt. Denn die CoT-Daten vom 26.07.2022 weisen für Platin einen Rückgang der ohnehin kleinen Short-Position der Commercials um 37 % auf nur noch 171 Kontrakte auf, wobei das Open Interest parallel um 2 % auf 73.423 Kontrakte fiel.

Damit bleibt die Lage am Terminmarkt, an dem die Commercials praktisch nicht schort sind, weiter bullish für steigende Platinpreise.

Insgesamt hat sich die charttechnische Situation bei Platin insbesondere durch den Umstand qualitativ verbessert, dass es seine langfristig wichtigste dynamische Unterstützung im Monatsverlauf erfolgreich getestet und sich danach schnell wieder deutlich von dieser Marke entfernt hat. Wie auch Silber ist Platin damit charttechnisch noch nicht ,,aus dem Schneider‘‘, aber die charttechnische Basis für eine baldige Aufwärtsbewegung ist damit gelegt.

 

Platin auf TradingView

 

Fraktaler Doppelboden bei Palladium?

 

Palladium legte in dieser Woche 4,8 % auf 2.125,22 Dollar zu und baute damit weiter an seiner fraktalen (zeitskalen-invarianten) Doppelboden. Sollte sich unsere Vermutung bestätigen, ist das Allzeithoch vom 07.03.2022 bei 3.410,25 Dollar die relative Symmetrielinie des zweiten Bodens des großen Doppelbodens (s. Chart).

Diese Interpretation wird durch die Abfolge der Umsätze und durch die qualitativen Wendepunkte der jeweiligen Böden bestätigt. Falsifiziert wird diese Vermutung auf allen Zeitskalen bei Unterschreiten der Marke von 1.494,05 Dollar!

Für eine Bestätigung der Vermutung spricht qualitativ auch die Entwicklung an den Terminmärkten. Denn die CoT-Daten vom 26.07.2022 weisen für Palladium zwar einen Rückgang der (ungewöhnlichen) Long-Position der Commercials um 9 % auf 3.894 Kontrakte aus, jedoch ist die Long-Positionierung der kommerziellen Marktteilnehmer für sich genommen schon ein sehr positives Indiz für steigende Palladiumpreise. Das Open Interest stieg in der Berichtswoche parallel um 3 % auf 7.124 Kontrakte.

Insgesamt hat Palladium in dieser Woche die Symmetrie seiner zeitlich und geometrisch fraktalen (selbstähnlichen) Bodenbildung weiter erhöht und damit die charttechnischen Anfangsbedingungen für einen neuen langfristigen Aufwärtsimpuls weiter verbessert.

Die sich mustertechnisch auf den verschiedenen Zeitskalen selber bestätigende Chartstruktur verringert zudem die Bedeutung der Umsätze zur Bestätigung der Signifikanz von Preisbewegungen. Hier erscheint Palladium als Testfall für die Frage, welche Indikatoren besser für die Bestätigung von Preissignalen geeignet sind.

 

Palladium auf TradingView

 

30.07.2022 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

Auf Twitter teilen     Auf Facebook teilen





Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur


Bitte geben Sie die Anzahl der unten gezeigten Eurozeichen in das Feld ein.
>

 



Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)