Xpeng: Hohes Wachstum findet keine Käufer
Xpeng eilt von Rekord zu Rekord - die Aktien korrigieren jedoch immer weiter
Xpeng wächst immer noch mit dreistelligen Raten. Die Aktien des chinesischen EV-Herstellers stehen jedoch weiterhin unter starkem Abgabedruck.
Xpeng ist ein glänzendes Beispiel für die Übertreibungen im aktuellen Umfeld. So wie die Bewertungen in den Jahren 2020 und 2021 nach oben ausgereizt wurden und kaum eine klassische Kennziffer zu teuer sein konnte, so ergibt sich aktuell das genaue Gegenteil: Die Investoren komprimieren die Bewertung und drücken dabei die Kennzahlen erheblich in den Keller.
Billig ist die Aktie freilich immer noch nicht. Aber sie notiert inzwischen dort, wo ich sie Ihnen zum ersten Mal im Sommer 2020 zum Kauf empfohlen hatte. Die zwischenzeitliche Steigerung um mehr als 300 % ist inzwischen vergessen, auch wenn das Unternehmen heute nicht schlechter, sondern wesentlich besser dasteht.
Die absoluten Auslieferungen sind im Vergleich zu den klassischen Automobilherstellern nach wie vor bescheiden. So meldete Xpeng für Februar 6.225 ausgelieferte Fahrzeuge. Das schafft ein Volumenhersteller an einem Vormittag. Man muss einschränkend hinzufügen, dass das chinesische Neujahrsfest von Ende Januar bis Anfang Februar reichte, weswegen weniger Arbeitstage zur Verfügung standen. Entscheidend ist daher vor allem der Jahresvergleich und hier legte Xpeng ein Wachstum von 180 % hin.
Das ist ein Wachstum, das sehr interessant für die Börse ist. Denn der Absatzmarkt für Xpeng wird nicht kleiner, sondern stetig grösser. Auch sticht man die europäische Konkurrenz im EV-Bereich aus, die dort wenige aktuelle Features und veraltete Soft- und Hardware in China anbietet. Xpeng wird also keine Probleme haben, seine Fahrzeuge abzusetzen. Und bei einem dreistelligen Wachstum wächst das Unternehmen schnell in heute vermeintlich zu hohe Bewertungen hinein.
Handel in Hongkong ist notwendig geworden
Die Notierung in New York kann man nur noch als Orientierung nehmen. Ohne Zweifel ist die Wall Street weiterhin führend, was die Preisbildung für Xpeng angeht, doch die in New York (und Deutschland) notierten Aktien sind nicht mehr investierbar. Denn die Papiere geben den Käufern kein Eigentumsrecht an Xpeng, sondern nur an einer Zweckgesellschaft auf den Cayman Islands.
Offiziell dürfen chinesische Unternehmen keine Aktien im Ausland verkaufen, weswegen die Zweckgesellschaft als Zwischenschritt eingeführt wurde, um eine Emission und Notierung in New York zu ermöglichen. Dabei handelt es sich jedoch um juristisches Schlupfloch aus Sicht von Peking, das jederzeit geschlossen werden kann. Die Halter der amerikanischen Xpeng-Aktien würden dann im Zweifel auf einem Anspruch gegen eine wertlose Zweckgesellschaft sitzen bleiben. Und angesichts der sehr harschen Vorgehensweise Pekings gegen eigene Unternehmen sollte man dieses Risiko meiden.
Zum Glück gibt es bei Xpeng jedoch eine echte chinesische Notierung, die man als Europäer kaufen kann. Die Gesellschaft hatte vorausschauend im vergangenen Jahr Aktien an der Hong Kong Stock Exchange notieren lassen. Die Papiere handeln dort unter dem Symbol 9868. Wer das politische Risiko minimieren möchte, handelt daher an der HKEX. Bitte beachten Sie aber die Besonderheiten der Börse. Unter anderem gilt ein sogenanntes „board lot“ für den Handel mit Xpeng-Aktien. Dieses „lot“ umfasst jeweils 100 Aktien und führt dazu, dass die Papiere immer in einem Vielfachen von 100 Stück gehandelt werden. Dringend ist zudem anzuraten, mit Limits zu arbeiten und vor einer Transaktion sollten die Gebühren genau geprüft werden, denn die HKEX ist kein „billiger Jakob“.
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15.03.2022 - Mikey Fritz
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