BÖRSE TO GO - mit SAP, Hugo Boss und Renault
Gehen die USA und China aufeinander zu?
Guten Morgen,
der letzte Handelstag der Woche steht zu 100 % unter den Eindrücken der Verhandlungen im Handelskonflikt. Schon die letzten zwei Tage haben gezeigt, wie extrem empfindlich die Kurse auf jede Meldung reagieren, eine eindeutige Tendenz jedoch fehlt. Der aktuelle Stand:
Trump zeigte sich am Abend sehr zuversichtlich und äußerte sich optimistisch zu dem Verlauf der Gespräche. Inwieweit dies der Realität entspricht, ist offen und unklar, aber der Börse gefallen solche Tweets natürlich. Hinzu kommt, dass es inzwischen Berichte gibt, dass China als Kompromiss für eine Vereinbarung die Aufwertung des Yuan zugestanden hat. Im August hatte Trump China der Währungsmanipulation bezichtigt, was die Verhandlungspositionen verhärtet hatte.
Daher gehen die Märkte mit Optimismus in das Wochenende, was die technische Ausgangslage für die kommende Woche sowie den Beginn der Berichtssaison verbessert. Ohnehin zeigt sich, dass die Kurse lediglich auf ein eindeutiges und vor allem weitgehend verlässliches Signal warten, um die Jahresendrally beginnen zu lassen.
Der Druck auf beide Parteien steigt zudem von Quartal zu Quartal. Auch die jüngsten Wirtschaftsdaten zu China belegen, dass auch Peking sich nicht ewig Zeit lassen kann, vor allem vor dem Hintergrund der hohen Unzufriedenheit in Hong Kong. Wir durchleuchten die Ausgangslage der Wirtschaft in der kommenden Woche in den Ausgaben des „Zürcher Trend“ und „Zürcher Finanzbrief“
SAP haussiert
Den Knaller zum Wochenende lieferte Deutschlands größter und teuerster (nach Börsenkapitalisierung) Technologiekonzern, SAP. Vordergründig ging es um die Vorlage vorläufiger Zahlen zum letzten Quartal. Diese fielen erwartungsgemäß stark aus. So konnte der Umsatz vor allem auch dank des Cloud-Geschäftes um 13 % auf 6,79 Mrd. Euro zulegen. Das Bemerkenswerteste war aber die Gewinnentwicklung.
So verbesserte sich der Betriebsgewinn um 36 % auf 1,68 Mrd. Euro, nach Steuern verdiente SAP 1,26 Mrd. Euro, ein Plus von 30 % zum Vorjahreszeitraum. Die überproportionale Gewinnsteigerung ging dabei auch auf das Konto von umfassenden Effizienzsteigerungen, die auch noch weiter vorangetrieben werden sollen.
Doch das wurde schnell zur Nebensache, denn eine Personalie dürfte im Markt wichtiger genommen werden. Denn der langjährige Chef Bill McDermott ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Gründe wurden nicht bekannt, nur, dass McDermott bis Jahresende den neuen Chefs als Berater zur Seite stehen soll. Denn SAP bekommt nun ein Führungsduo.
Die beiden Vorstandsmitglieder Jennifer Morgan und Christian Klein werden Co-CEOs. Beide waren in den letzten Jahren auch als Nachfolger aufgebaut worden, dennoch kommt der Wechsel ziemlich überraschend. Allerdings wird der sofortige Wechsel an der Börse sehr wohlwollend aufgenommen. Was wohl einerseits daran liegen dürfte, dass SAP mit seiner zunehmenden Fokussierung auf die Cloud als bestens für die Zukunft aufgestellt gilt. Andererseits könnte die jetzt vorgenommene Verjüngung der Führungsspitze als starke Perspektive für die kommenden Jahre gewertet werden. Kurzes Fazit also: SAP bleibt ein Kauf.
HUGO BOSS liefert Kontrastprogramm
Von Nachrichtern wie bei SAP kann der Modekonzern HUGO BOSS nur träumen. Das Unternehmen musste nicht nur ein schwaches drittes Quartal melden, sondern auch die bisherige Jahresprognose einkassieren. Begründet wurde dies – welche Überraschung – mit den konjunkturellen Unsicherheiten und speziellen Schwächen in Nordamerika und Hongkong.
Unter dem Strich konnte HUGO BOSS im letzten Quartal den Umsatz nur um minimale 1 % auf 720 Mio. Euro steigern. Das EBIT ging von zuvor 92 Mio. Euro auf nur noch 80 Mio. Euro zurück. Gleichzeitig wurden die Ziele für das Gesamtjahr abgesenkt. Jetzt plant HUGO BOSS nur noch mit einem Umsatzwachstum (währungsbereinigt) im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Bislang ein mittlerer Bereich angerpeilt worden. Beim EBIT liegt die Spanne nun bei 330 bis 340 Mio. Euro. Im Vorjahr verdiente der Konzern auf dieser Basis noch 347 Mio. Euro.
Wenig überraschend also, dass die Aktie von HUGO BOSS heute kräftig unter die Räder kommt. Aktuelles Minus derzeit knapp 12 %. Finger weg.
Ein „Putsch“ bei RENAULT?
In der Konzernzentrale von RENAULT scheint offener Streit über die Konzernführung ausgebrochen zu sein. So habe Renaults Generaldirektor Bolloré aus der Zeitung erfahren, dass RENAULT-Präsident Jean-Dominique Senard den Generaldirektor loswerden wolle. Das könnte auch Thema eines Verwaltungsratstreffens sein, dass kurzfristig für heute Vormittag angesetzt wurde.
Bolloré ist für das operative Geschäft zuständig und war neben dem „gefallenen“ ehemaligen Chef Carlos Ghosn die Nummer Zwei in der Führung. Senard war in der jüngsten Führungskrise nach der Verhaftung von Ghosn geholt worden, um wieder ruhe hineinzubringen. Offenbar plant er, nachdem das halbwegs geschafft wurde, zukünftig ohne Bolloré und weiß dabei auch den französischen Staat als Großaktionär wohl hinter sich.
Im Markt kommen die Gerüchte indes gut an. Die Aktie von RENAULT kann sich heute um knapp 2 % verbessern. Es ist wohl die Hoffnung, dass nun weitere personelle „Altlasten“ verschwinden und der Autohersteller so einen frischen Start hinbekommt. Der Aktie in ihrem noch bestehenden Abwärtstrend kann das nur guttun. Allerdings halten wir neue Engagements her für zu früh.
11.10.2019 - Carsten Müller - cm@ntg24.de
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Zoltan Kiss
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12.10.2019 07:10:16 Uhr
Ich habe eine komplett andere Meinung. Ich würde genau umgekehrt vorgehen bei Hugo Boss und bei SAp. Ich finde Hugo Boss ist bei diesem Preis ist ein eindeutuger Kauf. Unternehmen ist immer besser digitalisiert, hat keine Schulden, hat ein gutes Konzept und war zB. In Mailand letztes mal Megageil. Die Produkte werden sicher nachgefragt, wenn auch jetzt noch kleinere Probleme gibt.
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