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ADVA sieht Chancen durch Huawei- und Datensicherheitsdebatte

Lockdown treibt Datenverkehr in die Höhe

NTG24 - ADVA sieht Chancen durch Huawei- und Datensicherheitsdebatte

 

Das SDAX-Unternehmen ADVA Optical Networking SE (DE0005103006; WKN: 510300) hat seine Q3-Bilanzen bereits Ende Oktober vorgelegt. NTG24.de hat im Anschluss mit Steven Williams, Director Treasury & Investor Relations detailliert über die aktuelle Entwicklung im Konzern gesprochen. Derzeit sieht die im Campus Martinsried (nahe München) gelegene Firma vor allem durch das gestiegene Bewusstsein bei Aspekten der Datensicherheit Chancen.

 

 

NTG24.de: Sie erwähnten im Rahmen der Q3-Berichterstattung, dass nochmalige negative Einflüsse durch die diesjährige Corona-Pandemie möglich sind. Könnten Sie die Risiken konkret erläutern?

Steven Williams: Die Nachfrage nach unseren Produkten und Dienstleistungen war in den ersten neun Monaten erfreulich gut. Allerdings wirkten sich die Lockdown-Maßnahmen in der ersten Jahreshälfte herausfordernd auf unsere Lieferkette aus und hatten Umsatzverschiebungen zur Folge. Vor dem Hintergrund der wieder steigenden Infektionsraten könnten wir bald vor ähnlichen Herausforderungen wie in der ersten Jahreshälfte stehen. Darüber hinaus können sich unsere Netzbetreiberkunden nicht komplett vom Geschehen in der Realwirtschaft entkoppeln.

Es ist zu erwarten, dass die Telekommunikationsdienstleister eine leichte Abschwächung seitens kleiner und mittlerer Unternehmen bei der Nachfrage nach hochwertigen, modernen Kommunikationsdiensten sehen werden. Andererseits müssen IT-Entscheider in Zeiten der Pandemie schneller bei der Digitalisierung vorankommen, was wiederum positiv sein könnte. Insgesamt ist es allerdings aktuell schwierig, zuverlässige Aussagen über das verfügbare Budget und die möglichen Investitionen der Netzbetreiber in 2021 zu machen.

Auch bei unserem Geschäft mit großen Unternehmenskunden sehen wir etwas Zurückhaltung. Wirtschaftliche Unsicherheit führt hier je nach Branche teilweise zu einer Verlangsamung von IT-Investitionen. Wir beobachten dieses Geschehen sehr genau und tun alles was notwendig erscheint, um unsere Lieferketten in Takt und unsere Mitarbeiter sicher und gesund zu halten.

NTG24.de: Mit dem Trend zum Home-Office und der somit beschleunigten Digitalisierung rechnen Experten mit deutlich steigenden Volumina bei der Datenübertragung. Inwieweit kann ADVA aus diesen jüngsten Entwicklungen Kapital schlagen?

Steven Williams: Richtig. Die Krise der letzten Monate hat der Welt vor Augen geführt, wie wichtig eine funktionierende Kommunikationsinfrastruktur für eine zunehmend digitalisierte Volkswirtschaft ist. Die Netzbetreiber haben sehr souverän auf die rapide steigende Netzauslastung in zuvor weniger geforderten Bereichen ihrer Infrastruktur reagiert und aufgerüstet. Die von Covid-19 getriebenen Trends wie Home-Office, Videokonferenzen und Streaming-Dienste führen zu einem höherem Bandbreitenbedarf, den wir über unser Cloud Interconnect Portfolio bedienen.

Diese Entwicklung sieht man in der Verschiebung unserer Umsätze vom Cloud Access, also dem Zugang zum Netz, zum Cloud Interconnect Portfolio (Bereitstellung von Übertragungskapazität im Glasfasernetz). Allerdings haben die Telekommunikationsanbieter das Problem, dass sie aus den notwendigen Investitionen nur bedingt Mehrumsatz generieren können, da Privathaushalte häufig über Flatrates einen konstanten cash in generieren.

Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Bilanzen der Telekommunikationsanbieter diese Investitionen tragen können, bzw. ob es zu Geschäftsmodelländerungen kommt. Darüber hinaus sehen wir gerade eine weitere positive Entwicklung in unserem Synchronisationsportfolio.

NTG24.de: Wie schätzen Sie aktuell die Wettbewerbssituation für ADVA ein? Gibt es Signale, dass ADVA mittelfristig deutliche Fortschritte bei der Profitabilität macht?

Steven Williams: Der Markt hat sich in den letzten Jahren konsolidiert. Neben ADVA gibt es nur noch wenige Spezialisten am Markt, die innovative optische Übertragungstechnik, Cloud Access Lösungen sowie Netzsynchronisation beherrschen. Die wenigen verbleibenden Wettbewerber sind fast ausschließlich in den USA oder in China beheimatet. Nicht zuletzt durch den Markteintritt von Huawei zu Beginn des Jahrtausends war der Preiswettbewerb jahrelang sehr intensiv und hart. Allerdings gibt es aktuell einige Tendenzen, dass Kunden wieder mehr Wert auf das Herkunftsland der eingesetzten Technik legen. Es ist also vorstellbar, dass mit dem Gütesiegel „Made in Europe“ ein gewisses Preis-Premium erzielbar sein wird.

Durch die Datensicherheitsdiskussionen in den letzten Jahren und Monaten ist hier ein steigendes Bewusstsein entstanden und manche Experten reden bereits von einem Trend der De-Globalisierung. Der Huawei Ban in den USA, Großbritannien und weiteren europäischen Ländern sowie die allgemeine Diskussion bezüglich des strategischen Vorgehens bei 5G – ist es ratsam, eine Kommunikationsinfrastruktur, die von fundamentaler Bedeutung für das Überleben eine Volkswirtschaft ist, in die Hände chinesischer (oder auch amerikanischer) Hersteller zu legen? Es gibt Indikationen, dass in Zukunft neben Preis und Technologie auch politische Faktoren bei der Herstellerauswahl eine wichtige Rolle spielen. Hieraus könnten sich mittel- und langfristig zusätzliche Chancen ergeben.

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeNTG24.de: Generell ist Ihr Geschäft stark von Wechselkursschwankungen abhängig. Könnten Sie hier die Zusammenhänge etwas näher erläutern und quantifizieren?

Steven Williams: Circa 80-90% unserer Ausgaben sind US-Dollar, während „nur“ circa 40% unserer Umsätze US-Dollar sind. Steigt der Dollar, steigen unsere Umsätze in Euro – aber auch die Kosten. D.h. das Bruttoergebnis bleibt in etwa gleich, aber in Relation zum Umsatz sinkt das Ergebnis. (Gleicher absoluter Betrag bei größerem Umsatz). Auch die Opex sind teilweise in US-Dollar (in erster Linie unsere Standorte / Mitarbeiter in den USA), so dass auch dadurch das EBIT beeinflusst werden kann. Darüber hinaus haben wir neben dem Euro auch einen signifikanten Umsatzanteil in britischen Pfund und sind somit an einem starken Pfund interessiert.

NTG24.de: Besten Dank für das detaillierte und interessante Interview.

Eine konkrete Handlungsempfehlung zur ADVA-Aktie finden Leser im Zürcher Trend (Ausgabe 44/20).

 

05.11.2020 - Tim Rademacher - tr@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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