Angola leidet unter Ölpreisverfall
Angolanischer Kwanza wertet weiter ab
Der Absturz des Ölpreises hat die Förderländer unter massiven Anpassungsdruck und Budgetstress gebracht. Zu diesen gehören nicht nur die größten wie Saudi-Arabien, Russland oder der Irak, sondern auch Staaten wie Nigeria und Angola.
Zwar ist der Preis für die Ölsorte Brent noch nicht in Richtung Nulllinie gefallen. Das Sentiment unter den Ölinvestoren hat aber gleichwohl einen Schock erlitten, als die Ölsorte WTI in der vergangenen Woche plötzlich im negativen Bereich schloss. Dabei waren zuvor bereits bei zwei anderen lokalen Ölsorten negative Preise erreicht worden.
Der Ausblick der Ölförderstaaten, deren Einnahmen oftmals in erdrückend hohem Maße am Export von fossilen Brennstoffen hängen, ist dabei nicht nur ein Handelsbilanzproblem und eine ,,Challenge‘‘ für den Ausgleich des Staatshaushaltes.
Einer der Indikatoren, die unmittelbar und oftmals vorausschauend auf die steigenden Risiken reagieren, ist die jeweilige Währung.
Ein Beispiel dafür ist die angolanische Währung, der Kwanza. Seinen Namen vom Fluss Kwanza entlehnend, löste er 1977 den Escudo der ehemaligen Kolonialmacht Portugal ab. 1990 wurde dann zur Bekämpfung der Inflation der neue Kwanza eingeführt, das Umtauschverhältnis zum alten Kwanza betrug 1:1. In einer weiteren Währungsreform wurden 1995 1000 Kwanzas gegen einen Kwanza Reajustado umgetauscht. 1999 schließlich wurden in einer erneuten Währungsreform 1.000.000 Kwanza Reajustado gegen den aktuell gültigen Kwanza umgetauscht. In diesem Jahr soll zudem eine neue Banknotenserie „2020“ eingeführt, die aus Plastikscheinen besteht.
Angola ist nach Südafrika und Nigeria die drittgrößte Volkswirtschaft Afrikas. 2017 machten die Rohölexporte 88 % der Gesamtexporte Angolas von 30,3 Mrd. Dollar aus. Neben Öl im Wert von 26,8 Mrd. Dollar exportierte Angola auch Gas (1,35 Mrd. Dollar) und Diamanten (1,3 Mrd. Dollar). Exportiert wurde vor allem nach China (18,5 Mrd. Dollar), Indien (3,77 Mrd. Dollar), die USA (2,41 Mrd. Dollar) und Südafrika (1,34 Mrd. Dollar).
Der Absturz der Ölpreise und der gleichzeitige Lockdown der Wirtschaft haben dem angolanischen Kwanza seit Jahresbeginn schwer zu schaffen gemacht. Insbesondere die hohe Abhängigkeit von den Ölexporten zeigt, dass Angola noch einen bedeutenden Weg hin zu einer diversifizierten Wirtschaft zu absolvieren hat.
Fazit
Der angolanische Kwanza zeigt exemplarisch die Verwundbarkeit von Staaten, deren Staatshaushalt wie auch dessen Außenhandel auf einzelnen Gütergruppen, fußt. Die Fokussierung auf Öl und Gas ist dabei insbesondere in einer konjunkturellen Abschwungphase eine Gefahr für die Stabilität der Währung wie die Refinanzierungskosten seiner Außenschuld.
29.04.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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