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Argentinien mit Schuldenvorschlag

Argentinischer Schwarzmarkt-Peso schmiert ab

NTG24 - Argentinien mit Schuldenvorschlag

 

Ja, so hatte man sich das vorgestellt. Argentinien legt ein Angebot vor, um aus seiner Überschuldung heraus zu kommen, und die Internationale Währungsfonds, einer der größten Schuldner merkt an, dass Argentinien ja ,,in good faith‘‘, also nach Treu und Glauben handele.

Denn nun will Argentinien mit Schuldenschnitt seine Staatsfinanzen sanieren, um einen Staatsbankrott, welcher de facto schon eingetreten ist, de jure zu vermeiden.

 

Argentinien und der IWF

 

Der IWF hat vor Kurzem die Staatsschulden Argentiniens als untragbar bezeichnet und gefordert, dass es einen “bedeutenden Beitrag der privaten Gläubiger” geben müsse.

2018 hatte der IWF den größten Kredit seiner Geschichte in Höhe von 56 Mrd. Dollar gewährt. Davon hat das südamerikanische Land 44 Mrd. Dollar ausgezahlt bekommen.

Die Highlights des Vorschlags: Die Zinszahlungen sollen um 37,9 Mrd. Dollar verringert werden, was einem Verzicht der Zinsen von 62 % entspricht.

Die Nominalschuld soll um 5,4 % bzw. 3,6 Mrd. Dollar sinken. Argentinien strebt an, Kredite in Höhe von 68 Mrd. Dollar umzuschulden.

Finanzminister Guzman erklärte, es sei klar, dass Argentinien im Moment gar nichts bezahlen könne. Deshalb sollen Rück- als auch Zinszahlungen für drei Jahre lang gestundet werden. Ab 2023 will die argentinische Regierung dann die Zinszahlungen wieder aufnehmen und sukzessive erhöhen.

Nicht erst seit der aktuellen schweren Wirtschaftskrise leidet Argentinien an einem völlig überdimensionierten Verwaltungsapparat, geringer Produktivität in der Wirtschaft und einer großen Schattenwirtschaft. Dadurch entgehen dem Land bedeutende Steuerzahlungen, die eine nachhaltige Finanzpolitik blockieren und damit wesentlich zur derzeitigen Lage beigetragen haben.

Und dann kam noch die Corona-Pandemie. Im Zuge dessen erließ die Regierung weitreichende Ausgangsbeschränkungen, die Wirtschaft steht seit Wochen faktisch still. Der IWF erwartet für 2020 eine Schrumpfung des BIP Argentiniens von 5,7 %.

 

ARS in USD

 

Der argentinische Peso hat die aktuelle Entwicklung bereits teilweise antizipiert. Allerdings ist derzeit offen, ob das aktuelle Angebot Argentiniens eine Zustimmungsquote von 66 % unter den betreffenden Gläubigern findet.

Will man einen Aspekt des Vorschlags positiv sehen, dann unter anderem den, dass das Nominal der Schulden nur in geringem Maße verringert werden muss. Aber solange die Zustimmung der privaten Gläubiger dafür offen ist, bedeutet dies wenig für die Staatsfinanzen Argentiniens.

 

Fazit

 

Argentinien hat ein Schuldenstrukturierungsangebot gemacht, welches einen weitgehenden Verzicht der privaten Dollar-Gläubiger vorsieht. Das Land hat wohl die Zustimmung des IWF, der nun die Rechnung für die hektische Vergabe des riesigen Kredites an Argentinien zur Rettung der Regierung Macri im Jahr 2018 erhält. Der Schwarzmarkt-Wechselkurs des Pesos gegen den US-Dollar hatte zuletzt bei rund 100 Peso je Dollar gelegen, was mehr als 30 % über dem im Kurschart sichtbaren offiziellen Kurs liegt. Es bleibt deshalb abzuwarten, wie viel Resonanz und Akzeptanz die neuen argentinischen Vorschläge für einen Schuldenschnitt finden. Solange aber gilt: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!

 

17.04.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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