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Australischer Dollar – Schwächeanfall voraus?

Australien zwischen Baum und Borke

NTG24 - Australischer Dollar – Schwächeanfall voraus?

 

Wenn sich die aktuelle Entwicklung verstetigen sollte, dürfte an den Devisenmärkten bald ein noch viel rauerer Wind wehen. Denn die immer deutlicher zutage tretenden Verwerfungen sind nicht nur eine Frage davon, die Produktion in unterbrochenen internationalen Wertschöpfungsketten wieder aufzunehmen.

 

Rückkehr des Zyklus?

 

Denn wie misst man ökonomisch die mehr als unsanfte Erinnerung daran, dass man Vertrauen schnell verloren, aber nur viel langsamer wieder aufgebaut hat?

Es sollte dabei auch erwähnt werden, dass es seit einiger Zeit auch Ziel der Wirtschaftspolitik einiger Staaten ist, die gegenseitige Abhängigkeit zu vermindern, was in der Konsequenz bedeutet, die internationale Arbeitsteilung in bestimmten Bereichen zurückzunehmen und die Produktion zurück ins Inland zu verlagern.

Dies ist eine Fahrt ins Ungewissen. Einstweilen aber haben die Apologeten dieses Ansatzes die weltweite Turbulenz und die damit einhergehende Unsicherheit als Argument auf ihrer Seite. Denn die Rückverlagerung ins Inland erhöht ihre Kontrolle über die Prozesse und nebenbei auch die Beschäftigungschancen ihrer Wähler. Ob die Arbeit im Inland zu den dortigen Kosten allerdings noch profitabel genug, wird einstweilen ausgeblendet.

Zur Zeit hat man ganz andere Probleme. Denn der kombinierte Angebots- und Nachfrageschock beginnt in den Wirtschafts- und Sentiment-Indikatoren seine Durchschlagskraft zu zeigen. Was dies für einzelne Wirtschaftsbereiche wie Tourismus, Automobil, Logistik und Einzelhandel heißt, wird sich im Jahresverlauf zeigen, dabei aber ganz wesentlich vom Verlauf der Corona-Pandemie abhängen.

Einstweilen interveniert die (Geld-) Politik mit expansiven Entscheidungen, um das Sentiment zu stabilisieren und die Finanzierungskosten zu senken.

Der reihum gereichte Kelch der Zinssenkungen als Antwort auf den Schock auf das Marktsentiment nahm unter den entwickelten Volkswirtschaften seinen Anfang in Australien.

Die australische Notenbank senkte unter seinem Chef Philip Lowe am Dienstag um 0,25 % auf ein Rekordtief von 0,5 %, bevor später dann auch die US-Notenbank folgte. Es ist bereits der vierte Zinsschritt in den letzten neun Monaten.

Dies ist angesichts der exorbitanten Bedeutung Chinas für die australische Volkswirtschaft verständlich. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass das Corona-Virus Australien,  je nach Verlauf der Pandemie, bis zu 100 Mrd. Dollar kosten könne.

Dabei ist die Pandemie nur der letzte Schlag gegen das Sentiment ewigen Wachstums. Doch nach den riesigen Feuern und den darauf folgenden Überflutungen ist ein Rückgang des australischen BIP im 1. Quartal 2020 in Sichtweite. Sollte das Virus bis Mai 2020 nicht abflauen, dürfte das BIP auch im 2. Quartal 2020 zurückgehen und Australien damit erstmals sein 28 Jahren in eine Rezession rutschen.

Denn Australien ist zum Rohstofflager Chinas geworden. Die Diversifizierungsmöglichkeiten sind kurzfristig sehr beschränkt. Und da auch der Tourismus einen bedeutenden Wirtschaftszweig für Australien darstellt, kommt der Gegenwind damit sogar von zwei Seiten.

 

AUD gegen CNY

 

Die Terms of Trade mit China spielen deshalb aktuell eine herausragende Rolle. China hatte bereits zuvor die Zinsen weiter gesenkt, Australien zog damit nur nach. Das Problem dabei ist nur, dass die Zinselastizität der Güternachfrage bei zunehmender Verschuldung abnimmt. Der australische Dollar ist deshalb wohl auch nach der neuesten Zinssenkung noch zu stark für Australien Wirtschaft. Der chinesische Yuan ist in der laufenden Abwertungsphase gegen den Australischen Dollar bereits wieder auf dem Niveau des Rohstofftiefs Ende 2015 angekommen. Kurz: China exportiert Deflation. Dass sich auf diesem Niveau eine Trendänderung einstellt, ist hierbei nur eine charttechnische Möglichkeit, aber keineswegs die wahrscheinlichste Entwicklung. Sollte diese Marke (obere blaue Linie) nicht halten, ist der nächste Stopp das Zyklustief aus der Finanzkrise 2008/2009.

 

USD gegen AU

 

Gegen den US-Dollar neigt der australische Dollar bereits seit Längerem zur Schwäche. Lag dem Abwertungsimpuls des australischen Dollars gegen den US-Dollar ab 2014 noch die schwachen Rohstoffpreise zugrunde, so sind es nun aber sowohl die fallenden Rohstoffpreise als auch die fallende Nachfrage. Ende 2015 überwand der US-Dollar seine seit 2002 bestehende Abwärtstrendlinie, und Ende 2019 dann seine zweite (rote gestrichelte Linien), wobei er jeweils einige Wochen mit diesen Widerständen kämpfte. Nun aber steht er vor dem zentralen Widerstand aus der Finanzkrise 2008/2009. Sollte dieser auch überwunden werden, dürfte ein deutlicher Anstieg bis in den Bereich von 2 AUD für 1 USD sehr wahrscheinlich werden.

 

Fazit

 

Der australische Dollar leidet unter den deflationären Impulsen über die Terms of Trade mit China direkt und indirekt. Neben niedrigeren Preisen sinken die Mengen, oftmals schneller als die Kosten sinken können. Ein Rückgang der inländischen Preise ist eine reale Gefahr für das australische Konsumentensentiment, was sich insbesondere über die Verschuldung im Wohnimmobiliensektor realisieren könnte.

Der Zinssenkungsbedarf für die australische Notenbank ist potenziell hoch, obwohl deren Wirkung in ihrer Effektivität ungewiss ist. Es raschelt im Wald unkonventioneller geldpolitischer Maßnahmen. Sollte die chinesische Notenbank den Yuan abwerten, könnte dies den Zinssenkungsdruck auf den australischen Dollar noch weiter erhöhen.

Ein anhaltend er Turbulenzen an den Kapitalmärkten könnte den US-Dollar kurzfristig weiter stärken und die Währung Australiens weiter nachgeben lassen. Einstweilen ist die Unsicherheit hoch und die Gewissheit niedrig. Vor diesem Hintergrund sollte man sich mit Prognosen zwar nicht zurückhalten, aber auch nicht sicherer sein als angebracht.

 

05.03.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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